Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
soll."
"Über den Rest müssen sie sich keine Gedanken machen." Er zog das kleine Nachtsichtgerät über sein rechtes Auge. "Ich mache so etwas nicht zum ersten Mal." Er stieg aus dem Wagen und sondierte das nähere Umfeld. Hier oben hörte er nur den Wind in den Bäumen. Die einige Kilometer entfernte Hauptstraße erschien wie eine stille und sanfte Lichterkette, die sich durch die karge, weiße Landschaft schlängelte. Er wandte sich dem aufsteigenden und zugefrorenen Berghang zu und kramte aus dem Rucksack zwei kleine Pickäxte hervor, mit deren Hilfe er die ersten Meter des Gebirges nahm. Christopher blickte dem sich langsam entfernenden Wagen nach und verdrängte den Zweifel, ob er tatsächlich das Richtige tat. Natürlich hatte er so etwas schon einmal gemacht, technisch gesehen. Nur waren die Informationszentren der ehemaligen großchinesischen Regierung auf der Erde eher Museen als Rückzugsfestungen von Revolutionsführern. Einige wenige Nachtwächter hatten seinerzeit auf den schwach beleuchteten Gängen ihre Patrouille absolviert, auf Harutos Anwesen rechnete er mit einem erhöhten Sicherheitsaufkommen.
Der Aufstieg durch den steilen, dichten Wald gelang ihm in einem für ihn rasanten Tempo. Der harte, vereiste Untergrund, der nie ein zu steiles Gefälle annahm, gab den Pickäxten einen stabilen Halt. Seine Kondition war trotz einer Woche ohne größere körperliche Betätigung, von der Verfolgungsjagd einmal abgesehen, in einem hervorragenden Zustand.
Christopher war sich unschlüssig, wie sehr Haruto auf seine Sicherheit achtete. Möglicherweise steckte in den Bäumen, Büschen und anderen uneinsichtigen Gewächsen und Behausungen einiges Wachpersonal, was Christopher hier auf der freien Fläche nicht einzuschätzen vermochte.
Er stand direkt vor dem ersten, westlichen Gebäude, lehnte sich neben einem der großen Fenster mit dem Rücken gegen die Wand und holte eine daumengroße, transparente Kamera aus seinem Rucksack. Er drückte sie am unteren rechten Rand an die Scheibe und aktivierte sein PD. Über die korrespondierende Software steuerte Christopher die Beobachtungslinse und leuchtete den gesamten Raum aus. Aktenschränke füllten sämtliche Wände, von einer Karte Cubuyatas mit Umgebung einmal abgesehen. Niemand war zu sehen. Er packte seine beiden kleinen Helfer wieder in den Rucksack und schlich zur Tür des Gebäudes, die sich an der gleichen Front wie das Fenster befand.
Sieben Minuten später, sich über seine seit Großchina eingerosteten Einbrecherqualitäten ärgernd, stand er in dem großen, verlassenen Raum, der Dreiviertel des Gebäudes abdeckte. Er nahm wahllos einige der Ordner hervor und konnte sein Glück kaum fassen: er stand im Archiv der Revolutionäre.
Nach einer kurzen Sichtung stellte er die Akten zurück, sie entpuppten sich als uninteressante Finanzdokumente. Der Raum ist viel zu offen, dachte er. Unmöglich fand er hier was er suchte. Er sah sich um. In der Mitte des Raums stand ein kleiner Tisch. Jede Wand glich der anderen, Schränke über Schränke. Dazwischen je eine unscheinbare Nische mit kleinen Statuen und Figuren von Menschen, Tieren und Fabelwesen. Er untersuchte jede Einzelne und fühlte sich erneut an seinen Besuch in Japan erinnert. Haruto zeigte ein großes Maß an Zugehörigkeit zur japanischen Kultur.
Dann fiel ihm etwas auf. Eine Figur stand in gleich zwei Nischen, die des Haiku-Dichters Matsuo Basho. Ein Zufall? Eine nette Geste an seinen Bruder? Christopher untersuchte beide Figuren, die im rechten Winkel zueinander an angrenzenden Wänden lagen. Er entdeckte kleine Löcher in den Augen der Statuen. Eine Art Apparatur? Benötigte er einen winzig kleinen Schlüssel? Er dachte nach und ließ währenddessen seinen Blick wiederholt über die Nischen und Schränke fallen. Er hielt inne.
Eine Statue stellte einen Raben dar, der gerade auf einem Ast landete. Basho war ein berühmter Mann, dessen Haiku seinerzeit das ganze Genre der Kurzgedichte revolutionierte. Einige der beeindruckendsten hatte sich Christopher gemerkt. Einer davon lautete:
Auf dürrem Zweige
eine Krähe niedergesetzt.
Abenddämmerung.
Er nahm die Krähenfigur aus der Nische und stellte sie auf den kleinen Tisch in der Mitte des Raums, so dass beide Basho-Figuren auf sie blickten. Nach einigen Sekunden bangen Wartens vernahm er ein Klacken, und einer der Aktenschränke rechts vor ihm sprang auf. Dahinter führte eine Steintreppe abwärts. Diesiges Licht färbte die grob
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