Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
nicht das erste Mal, dass sie es versuchten."
Haruto Asano nahm die Teetasse auf und winkte mit der freien Hand die restlichen Anwesenden aus dem Raum.
"Was haben sie in ihrer Zeit hier auf Cubuyata erfahren, Harmon-san? Die Gesellschaftsgliederung mit den beiden Kasten, die Machenschaften der rothulanischen Kirche, die Unterdrückung der jayun durch die guayun, unsere Bewegung?"
Christopher nickte, wusste aber, dass er sich gegen den Verlust der Gesprächsführung mit dem Revolutionsführer wehren musste.
"Ich weiß außerdem von Anschlägen der, je nach Gesprächspartner, Revolutionäre oder Rebellen und ihrer Läuterung in den letzten Monaten. Sind sie geläutert?"
Er kritzelte einige Worte in sein Notizbuch, nach der Verbotsliste das einzige ihm gestattete Medium. Haruto Asano lächelte.
"Mein Bruder und ich, wir pflegen seit unserer Kindheit ein kompliziertes Verhältnis. Wir hatten einige besonders schwierige Jahre, was sich erst vor einigen Monaten entspannte. Er hat eine sehr eindringliche Art, einen von seinen Ideen zu überzeugen. Wir haben uns gemeinsam dazu bekannt, wieder näher zusammen zu rücken, und ich hoffe so sehr wie er auf einen Wahlsieg seiner Partei."
"Ihre plötzliche Milde stammt von der Überzeugungskunst ihres Bruders? Wie kam es dann überhaupt zum Bruch?"
"Mir scheint, er hat dazu gelernt." Er lachte. "Nein, wir haben eine veränderte Welt. Erfolglosigkeit bedingte meinen Bruch mit der Partei. Jahrelang konnten wir keine Erfolge vorweisen, Wahlniederlage folgte auf Wahlniederlage. Natürlich waren die Wahlfälschungen vor zehn oder fünf Jahren sehr schlimm, schlimmer noch als heute, aber auch mit einer fairen Abstimmung hätten wir gegen Fengs Beliebtheit selbst bei einfachen guayun keine Chance gehabt. Die unterdrückten Massen glaubten nicht an Veränderung. Der eingeschlagene Weg hatte keinen Erfolg gebracht." Er stand auf, schlenderte zur Shoji hinter sich und öffnete sie. Er deutete Christopher an ihm zu folgen. "Ich hatte Unmengen an Diskussionen mit meinem Bruder, wir haben uns ganze Nächte um die Ohren geschlagen. Aber wir kamen zu keinem Konsens."
Sie betraten einen weiteren funktional eingerichteten Raum, in dem lediglich an den Seiten Blumen aufgestellt waren. In seiner Mitte befanden sich zwei Sitzkissen.
"Setzen Sie sich doch", sagte Haruto und legte den kurzen Weg zur gegenüberliegenden Schiebetür zurück. Als er sie öffnete, kam Christopher ein kühler Wind entgegen. Er blickte auf einen japanischen Garten, wie er ihn seit Kyoto nicht mehr gesehen hatte. Aber hier, ohne Maske und Anzug, und mit den unversehrten kleinen Steinlaternen und Steinbrücken, schien er erstmalig wahrhaft in Japan zu sein. Dem Japan vor Osaka, dem vollständigen GAU, und nicht dem Mahnmal, dass die einst stolze Nation auf ihrem früheren Heimatfleckchen heute darstellte. Etwas weiter entfernt, hinter dem was Christopher als Koiteich vermutete, saß aufrecht und würdevoll ein gewaltiger Steinbuddha.
Haruto legte ihm eine Decke über die Schulter und warf sich selbst eine um, ehe er sich neben ihn setzte. Christopher war zuvor nicht aufgefallen, wie viel kühler es hier draußen in den Bergen gegenüber der City war.
"Ich verteidige mich für die Taten meiner Organisation nicht, Harmon-san. Ohne, dass wir das Volk aufrüttelten, gäbe es noch heute kein Selbstvertrauen bei den Zweitgekommenen. Wir ebneten den Weg für Geeintes Cubuyata, ohne die Partei damit zu belasten."
"Ihr Bruder war mit diesem Weg einverstanden?"
"Natürlich nicht. Er glaubt nicht an eine Veränderung durch, sagen wir, nachdrücklichere Mittel als einen demokratisch legitimierten Führungswechsel."
"Gehört zu diesem Nachdruck auch Hokkaidos Rache?" Er hatte seit seiner Ankunft mehrfach von dieser Guerillatruppe gehört.
"Diesen versprengten Haufen dürfen sie gerne als Abtrünnige bezeichnen. Ehemalige, Ewiggestrige, die mit unserer Strategie der Annäherung nicht klar kamen."
Christopher ahnte, wie Haruto zu seiner folgenden Frage stand.
"Was, wenn die Wahl verloren wird. Wie viel Zeit bekommt die Partei von ihnen eingeräumt, den Wechsel friedlich zu vollziehen?". Er bemühte sich, jeden Zynismus in seiner Tonlage zu vermeiden, dennoch funkelte Haruto in kurz an.
"Ich habe mit Matsuo eine Abmachung, dass wir bis zur Wahl keinerlei Aktionen durchführen. Was danach geschieht ist Verhandlungssache. Der Werdegang der Partei steuert nicht die revolutionären Kräfte, sie ist lediglich das demokratische
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