Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
Organ des revolutionären Geistes. Ich halte den Gewaltverzicht für richtig, und ich steuere meine Organisation."
So wie er es sagte, klang es trotzig. Für den Bruchteil einer Sekunde erkannte Christopher Ärger in ihm aufblitzen. Lag es daran, dass er seine Organisation doch nicht mehr uneingeschränkt alleine führte? Begrenzte er die Annäherung zeitlich bis zur Wahl weil er es so wollte oder weil er es nicht länger durchsetzen konnte? Harutos Züge entspannten sich wieder.
"Was sehen Sie, wenn Sie den Garten betrachten?"
Christopher sah sich um. Hinter einer langen, schmalen Steinbrücke saß ein stilisierter, moosbewachsener Buddha, jenem historischen aus dem japanischen Kamakura nachempfunden. Vögel saßen vereinzelt auf Kirschbaumästen und den Steinlaternen, still klappte alle paar Sekunden ein kleiner Bambusspringbrunnen zurück in Ausgangsposition.
"Nichts ist makellos, alles beinhaltet Leid, nichts steht für sich alleine.", sagte Haruto mit geschlossenen Augen.
"Nichts bleibt", antwortete Christopher. Was käme jetzt?
"Die Große Lehre lässt sich auf die Politik auf Cubuyata anwenden. Die Menschen leiden, während Feng glaubt, von seinem Volk losgelöst agieren zu können. Er erkennt seine Zugehörigkeit zum Rest der Welt nicht an." Er sah Christopher zornig an. "Und er kann nicht länger bleiben." Der Journalisten erschrak ob der Kälte in Harutos Augen.
Christopher war bewusst, dass er gegen diese materialistische, unsinnige Argumentation auf der vermeintlichen Grundlage der buddhistischen Schriften nicht angehen konnte, aber er sah es als nützlich an, ihn weiter zu reizen.
"Wenn sie der Lehre folgen möchten, dürften sie doch aber nicht zwischen zwei Gruppen diskriminieren?"
Mit Überraschung in der Stimme sagte Asano: "Das tue ich nicht. Ich habe stets nur dafür gesorgt, dass Feng nicht das Karma von sich und seinen Männern verhindern kann."
Er sieht sich als göttliche Instanz, die über die guten und schlechten Taten der Menschen richtet, dachte Christopher. Ihm schien bewusst zu werden, dass er mehr von sich zeigte als er offenkundig wollte.
"Ich freue mich aber auf den demokratischen Weg und darauf, ihn gemeinsam mit meinem Bruder zu beschreiten."
Um ihn zu erfreuen, schrieb Christopher das mit, mit dem Wissen, dass ihn das bei Sichtung der Protokolle nicht interessieren würde.
"Wie erlebten sie die Ermordung von Varlas?"
"Ich war dabei, im Publikum. Ich wollte mir ansehen, was diesen selbsternannten Propheten so außerordentlich machte, dass ihm ein Teil meines Heimatplaneten hörig war. Leider bekam ich keine Gelegenheit dazu."
"Haben sie eine Idee, wer dafür verantwortlich sein könnte?"
"Ich kann nur mutmaßen. Mir liegen derzeit keine Informationen vor. Ich weiß lediglich, dass meine Organisation damit nichts zu tun hat, Harmon-san."
"Möglicherweise Hokkaidos Rache oder ein frustrierter Einzeltäter?"
"Möglich, aber nicht aus den Revolutionären in meiner Organisation. Wir haben ein dichtes Netzwerk, auch zu ehemaligen Mitgliedern. Niemand macht etwas, ohne dass viele andere etwas davon mitbekommen. Wir setzen innerhalb unserer Organisation sehr auf Transparenz. Eine Eigenschaft, die wir derzeit in der Mitte der Gesellschaft leider noch nicht vollständig präsentieren können."
Haruto besaß tatsächlich eine immense Präsenz. Christopher erinnerte sich immer wieder daran, dass er Informationen zum Mord an Varlas suchte, dass er eine Bestätigung oder Verneinung bezüglich des Protokolls und des Beschlusses von Kiyan bekam. Sein ursprünglicher Plan hatte vorgesehen, früh im Gespräch die Kopien auf den Tisch zu werfen, um anhand der Reaktion von Haruto ihren Wahrheitsgehalt zu ermitteln. Haruto hätte sicherlich eine starke Reaktion gezeigt, Christopher war sich aber schon seit einer Weile nicht mehr sicher, ob er sie korrekt einordnen könnte. Sicherlich würde er toben, aber worüber? Über das Auffliegen der Tat? Den Geheimnisverrat? Über die Dreistigkeit, ihm wahlweise valide oder gefälschte Dokumente vorzulegen? Er benötigte Fakten, keine Vermutungen. Glücklicherweise hatte er für einen Alternativplan alles vorbereitet.
Sie sprachen anschließend noch oberflächlich über die anstehende Wahl. Haruto ließ sich von Christopher nicht entlocken, inwieweit sich die Revolutionäre Geeintes Cubuyata im Falle eines Wahlsiegs annähern könnten. Haruto verabschiedete sich knapp und etwas kühl von ihm und ließ ihn von Kiyan hinaus geleiten. Sie fuhren
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