Cugel der Schlaue
gleichbleibend ständig dreißig bis vierzig Terces schuldet, oder ob man seine Schulden auf zehntausend anwachsen läßt!«
Nicht weniger bedächtig sagte Malser: »Zwanzigtausend, ja gar dreißigtausend wären doch lohnender.«
»Das ist wahrlich großzügig gedacht!« lobte Yelleg. »Ich muß sagen, ich habe Appetit auf eine dicke Scheibe Hammelbraten, und ich werde sie mir leisten!«
»Auch ich!« rief Malser begeistert. »Soll Twango doch schauen, wie er zu seinem Geld kommt! Cugel, ich trinke auf deine Gesundheit!«
Twango eilte aus einer nahen Nische, in der er unbemerkt gesessen hatte. »Ich habe euer ganzes ruchloses Gespräch mitangehört! Cugel, deine Einstellung macht dir keine Ehre! Gark! Gookin! In Zukunft dürfen Cugel nur noch Speisen fünfter Güteklasse vorgesetzt werden, ähnlich jenen, wie Weamish sie üblicherweise zu sich nahm.«
Wieder zuckte Cugel gleichmütig die Schulter. »Wenn es sein muß, bezahle ich eben für meine Mahlzeiten.«
»Das höre ich gern!« rief Twango. »Und woher willst du die Terces nehmen?«
»Ich habe meine kleinen Geheimnisse«, antwortete Cugel. »Doch soviel sage ich Euch, ich beabsichtige wirkungsvolle Neuerungen in der Schuppenbergung.«
Twango schnaubte unwillig: »Bitte wirke diese Wunder in deiner Freizeit. Heute hast du unterlassen, die Relikte abzustauben, du hast den Parkettboden weder eingewachst noch poliert, du hast dein Grab nicht geschaufelt und auch die Küchenabfälle nicht zur Tonne getragen!«
»Gark und Gookin müssen sich um die Abfälle kümmern. Während ich noch Aufseher war, stellte ich den Arbeitsplan um«, erklärte Cugel.
Gark und Gookin wehrten sich auf ihrem hohen Wandbrett lautstark gegen diese Zumutung.
»Der Arbeitsplan bleibt, wie er war!« bestimmte Twango unerbittlich. »Cugel, du mußt dich an den hier üblichen Tagesablauf halten.« Er verließ den Speisesaal und überließ es Cugel, Yelleg und Malser, ihren Wein auszutrinken.
Schon vor Sonnenaufgang war Cugel wach und im Hintergarten, wo die Luft stilleschwer feucht und kalt war. Flascheneiben und Lärchen hoben sich in Fransensilhouetten vom maulbeergrauen Himmel ab. Nebelschwaden zogen wie Bänder über den Schlammteich.
Cugel holte sich einen kräftigen Spaten aus dem Gärtnerschuppen. Unter dem üppigen Grün einer Springwurz ganz in der Nähe bemerkte er eine Wanne oder auch einen Trog aus Metall, etwa zehn Fuß lang und drei Fuß breit, dessen Zweck momentan nicht ersichtlich war. Cugel sah ihn sich näher an, dann begab er sich zum Hintergarten. Unter dem Myrhadionbaum machte er sich daran, das ihm von Twango befohlene Grab auszuheben.
So makaber diese Arbeit auch sein mochte, schaufelte Cugel doch voll Eifer.
Twango selbst unterbrach ihn dabei. Er kam gemessenen Schrittes in seinem schwarzen Gewand durch den Garten. Ein Zweispitz aus schwarzem Pelz schützte seinen Kopf gegen die bittere Morgenkälte.
Neben dem neuen Grab blieb er stehen. »Ich sehe, daß du dir meine Mahnung zu Herzen genommen hast. Du warst schon fleißig, doch weshalb, wenn ich fragen darf, hebst du dein Grab so dicht neben dem des armen Weamish aus? So, wie es aussieht, werdet ihr Seite an Seite liegen.«
»Eben. Ich bin überzeugt, er würde Trost daraus schöpfen, wäre ihm ein letzter Blick darauf vergönnt.«
Twango schürzte die Lippen. »Ein hübscher Gedanke, obgleich vielleicht etwas an den Haaren herbeigezogen.« Er schaute zur Sonne. »Die Zeit verfliegt. Du widmest dich allzusehr dieser einen Aufgabe und vergißt dabei den täglichen Arbeitsplan. Zu diesem Zeitpunkt solltest du den Küchenabfall fortschaffen!«
»Ich finde, dafür müßten Gark und Gookin zuständig sein.«
»Keineswegs! Die Griffe sind zu hoch!«
»Dann sollen sie niedrigere Behälter benutzen! Ich habe Dringenderes zu tun, wie beispielsweise eine wirksamere, schnellere Bergung von Sadlarks Schuppen.«
Twango blickte ihn scharf an. »Was verstehst du denn schon davon?«
»Wie Weamish gehe ich die Sache aus einer neuen Sicht an – Ihr wißt ja, daß er einen beachtlichen Erfolg erzielte.«
»Gewiß ... Ja, das stimmt. Trotzdem können wir in Flutic nicht alles andere liegen- und stehenlassen, schon gar nicht einer zweifelhaften Überlegung wegen.«
»Nun, wie Ihr meint.« Cugel kletterte aus dem Grab. Den Rest des Vormittags verrichtete er einfache Hausarbeiten, dazu sang er so fröhlich und voll Begeisterung, daß Gark und Gookin es Twango meldeten.
Am Spätnachmittag gestattete Twango Cugel
Weitere Kostenlose Bücher