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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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eine Stunde, die er nach Belieben nutzen durfte. Er pflanzte Lilien auf Weamishs Grab, dann hob er seines weiter aus. Nach einer kurzen Weile erspähte er Gookins blaue Mütze; diese lächerliche Kreuzung aus Menschlein und Frosch kauerte unter einem Malvenblatt.
    Cugel tat, als ahnte er seine Anwesenheit nicht und grub eifrig weiter. Es dauerte nicht lange, und er stieß auf die Kisten, die Weamish an der Seite seines Grabes verscharrt hatte.
    Cugel täuschte eine Pause vor und schaute sich um. Gookin hielt sich immer noch versteckt. Cugel kehrte zu seiner Arbeit zurück.
    Eine der Kisten war aufgebrochen worden, vermutlich von Weamish, und der Inhalt herausgenommen, von einem kleinen Päckchen mit zwanzig billigen Schuppen der »Sonderklasse« abgesehen, das Weamish vermutlich übersehen hatte. Cugel schob das Päckchen in seinen Beutel und schaufelte Erde über die Kiste, gerade als Gookin herbeigehüpft kam. »Cugel, du hast deine Zeit überschritten. Du mußt lernen, dich genau an die Einteilung zu halten!«
    Würdevoll entgegnete Cugel. »Du siehst doch, daß ich mein Grab schaufle!«
    »Das spielt keine Rolle! Yelleg und Malser warten auf ihren Tee!«
    »Alles zu seiner Zeit«, antwortete Cugel. Er kletterte aus dem Grab und ging zur Gärtnerkate, wo er Yelleg und Malser frierend vorfand. Yelleg rief ihm entgegen: »Tee ist das einzige, was Twango uns kostenlos zur Verfügung stellt. Den ganzen Tag tasten wir uns durch den eisigen Schlamm und sehnen uns nach dem Augenblick, da wir Tee trinken und unsere frierenden Knochen am Feuer wärmen dürfen!«
    Malser stimmte ein: »Doch weder Tee noch Feuer erwarteten uns! Weamish war viel pflichtbewußter!«
    »Beruhigt euch«, bat Cugel. »Ich bin mit dem Tagesablauf immer noch nicht vertraut genug.«
    Cugel machte Feuer und kochte Tee. Yelleg und Malser brummten weiter, doch Cugel konnte sie schließlich besänftigen, indem er ihnen versprach, sich in Zukunft zu bessern. Sie wärmten sich, tranken genußvoll Tee und rannten schließlich erneut zum Teich, um in den Schlamm zu tauchen.
    Kurz vor Sonnenuntergang befahl Gookin Cugel in die Küche. Er deutete auf ein Tablett mit einem Silberkelch. »Das ist Twangos Trunk, den du ihm jeden Tag um diese Zeit bringen mußt!«
    »Was?« rief Cugel. »Habe ich denn nicht schon genügend Pflichten!«
    Gookin antwortete lediglich mit einem gleichmütigen Quaken. Cugel griff verärgert nach dem Tablett und trug es zum Arbeitsraum. Twango sortierte dort Schuppen: Jede einzelne betrachtete er durch ein Vergrößerungsglas und legte sie anschließend in eine von mehreren Schatullen. Bei seiner Arbeit trug er Handschuhe aus feinem Leder.
    Cugel setzte das Tablett ab. »Twango, ich möchte mit Euch sprechen.«
    Mit dem Vergrößerungsglas vor einem Auge, entgegnete Twango: »Wie du siehst, bin ich momentan beschäftigt.«
    »Ich serviere Euch diesen Trank unter Protest. Wieder weise ich auf unsere Abmachung hin, aufgrund derer ich den Posten als Aufseher hier annahm. Zu dieser Stellung gehören jedoch keineswegs die Arbeiten eines Kammerdieners, Küchenjungen, Gepäckträgers, Hausmeisters und Hanswursts für alle. Hätte ich von vornherein gewußt ...«
    Ungeduldig hob Twango eine Hand. »Schweig, Cugel! Deine Nörgelei fällt mir auf die Nerven!«
    »Trotzdem! Was ist mit der Abmachung?«
    »Deine Stellung hier erfuhr eine Änderung. Die Bezahlung bleibt dieselbe, du hast also keinen Grund zur Klage. Ich will in dieser Sache nichts mehr von dir hören. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß Weamish gewöhnlich einen weißen Kittel anzog, ehe er mir den Trank servierte.«
    Twango wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Hin und wieder schlug er in einem dicken, ledergebundenen Buch mit Messingrücken und Messingfiligranverzierung nach. Cugel schaute ihm verärgert zu. Schließlich fragte er: »Was werdet Ihr tun, wenn die Schuppen alle geborgen sind?«
    »Darüber brauche ich mir so schnell keine Gedanken zu machen«, entgegnete Twango knapp.
    »Was ist das für ein Buch?«
    »Es ist die Arbeit eines großen Gelehrten und mein Hauptnachschlagewerk: Haruviots vertrauliche Beschreibung verschiedener Persönlichkeiten der Überwelt . Für die Identifizieren der Schuppen ist es von unschätzbarem Wert.«
    »Wie viele Arten habt Ihr denn schon gefunden?«
    »Das kann ich nicht genau sagen.« Twango deutete auf einen Haufen nicht sortierter Schuppen. »Diese graugrünen ›gewöhnlichen‹ sind typisch für die Rückenpartie; die rosigen

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