Cugel der Schlaue
Luft, und peinliche Ordnung herrschte. Cugel trat durch den hohen, vornehmen Raum zu einem Schalter aus glänzendem, braunen Marmor. Dahinter saß ein alter Schreiber, der stirnrunzelnd etwas in ein Geschäftsbuch eintrug und überhaupt nicht auf Cugel achtete.
Verärgert klopfte Cugel auf den Schalter.
»Einen Moment! Geduld, wenn ich bitten darf!« sagte der Schreiber ungehalten. Er setzte seine Arbeit fort, ohne sich von Cugels weiterem, gereizten Klopfen stören zu lassen.
Da ihm offenbar nichts anderes übrigblieb, setzte Cugel sich auf eine Bank, um zu warten, bis der Schreiber sich für ihn Zeit nehmen würde.
Die Außentür schwang auf, und ein Mann in Cugels Alter trat ein. Er trug einen braunen Filzhut mit hoher Krone, und einen zerknitterten blauen Samtanzug. Sein Gesicht war rund und gelassen. Strähnen hellen Haares lugten unter dem Hut hervor. Der Rock spannte sich über dem runden Bauch und dem prallen Gesäß, zu denen die dürren langen Beine nicht passen wollten.
Der Neuankömmling trat an den Schalter. Sofort sprang der Schreiber zuvorkommend auf. »Womit kann ich Euch dienen?« erkundigte er sich höflich.
Verärgert trat Cugel herbei und hob einen Finger. »Einen Moment! Ich war zuerst hier!«
Die beiden Männer beachteten ihn überhaupt nicht. Der neue Kunde sagte: »Ich heiße Bunderwal und möchte Soldinck sprechen.«
»Sehr wohl, mein Herr. Bitte, folgt mir. Ich freue mich, Euch versichern zu dürfen, daß Meister Soldinck zu Euren Diensten steht.«
Die beiden verließen das Kontor, während Cugel seine Ungeduld kaum noch bezähmen konnte.
Der Schreiber kehrte zurück. Er machte sich daran, zu seinem Geschäftsbuch zurückzukehren, als ihm Cugel auffiel. »Wolltet Ihr etwas?«
»Auch ich möchte mit Soldinck sprechen«, antwortete Cugel von oben herab. »Ich muß schon sagen, Eure Art und Weise ist nicht korrekt. Da ich als erster hierherkam, hättet Ihr mich zuerst bedienen müssen!«
Der Schreiber blinzelte. »Diese Vorstellung hat in ihrer simplen Unschuld etwas für sich. Welcher Art sind Eure Geschäfte mit Meister Soldinck?«
»Ich möchte eine möglichst schnelle und bequeme Überfahrt nach Almery buchen.«
Der Schreiber trat vor eine Wandkarte. »Ein solcher Ort ist nirgendwo verzeichnet.«
»Almery liegt unterhalb des unteren Kantenrands.«
Der Schreiber widmete Cugel einen verwunderten Blick. »Das ist eine beachtliche Entfernung. Aber kommt doch mit, vielleicht kann Meister Soldinck sich für Euch Zeit nehmen.«
»Ihr braucht bloß den Namen ›Cugel‹ zu erwähnen.«
Am Ende eines Korridors streckte der Schreiber den Kopf durch einen Türbehang. »Ein gewisser ›Cugel‹ möchte Euch sprechen.«
Einen Moment herrschte drückende Stille, dann erklang Soldincks Stimme: »Nun denn, Diffin, was will er?«
»Überfahrt zu einem möglicherweise imaginären Land, wenn ich ihn recht verstand.«
»Hmmm ... Führe ihn herein.«
Diffin schob den Vorhang für Cugel zur Seite, dann schlurfte er ins Kontor zurück. Cugel betrat ein achteckiges Gemach, das in gediegener Vornehmheit eingerichtet war. Der grauhaarige Soldinck stand mit strenger Miene neben einem achteckigen Tisch, und Bunderwal saß auf einem weinroten Plüschdiwan. Die rote Sonne fiel schräg durchs Fenster und geradewegs auf ein Paar barbarische Wandteppiche aus dem Hinterland des fernen Cutz. Ein schwerer schmiedeeiserner Kronleuchter hing an einer Eisenkette von der Decke.
Soldinck erwiderte Cugels höflichen Gruß ohne Freundlichkeit. »Was willst du, Cugel? Ich führe eine wichtige geschäftliche Besprechung mit Bunderwal und kann dir nur einen knappen Augenblick widmen.«
»Ich werde mich kurz fassen«, entgegnete Cugel kühl. »Habe ich recht in der Annahme, daß Ihr im Auftrag Iucounus, des Magiers, Schuppen nach Almery befördert?«
»Nicht ganz«, antwortete Soldinck. »Wir befördern die Schuppen zu unserem Handelsvertreter in Port Perdusz, der sie dann weiterleitet.«
»Weshalb, wenn ich fragen darf, befördert Ihr sie nicht direkt nach Almery?«
»Es lohnt sich nicht, so weit südwärts zu segeln.«
Cugel runzelte verärgert die Stirn. »Wann sticht Euer nächstes Schiff nach Port Perdusz in See?«
»Noch vor Ende dieser Woche, und zwar die Galante .«
»Was verlangt Ihr für die Überfahrt?«
»Wir nehmen nur Passagiere unserer sorgfältigen Wahl mit. Der Preis, wenn ich mich nicht täusche, ist dreihundert Terces: eine Summe ...« – hier klang Soldincks Stimme hochmütig –,
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