Cugel der Schlaue
»die Eure Möglichkeiten vermutlich übersteigt.«
»Keineswegs«, versicherte ihm Cugel. »Ich habe hier einige Schuppen, die weit mehr einbringen dürften.«
Soldincks Augen verrieten eine Spur von Interesse. »Nun, ich kann sie mir zumindest ansehen.«
Cugel breitete seine Schuppen aus. »Betrachtet besonders diese ausgesprochen schöne ›Jochsprungbein‹!«
»Nun, sie ist recht ordentlich, trotz der etwas grünlichen Tönung des Marathaxus.« Soldinck begutachtete die Schuppen sicheren Blickes. »Ich schätze das Ganze großzügig auf hundertdreiundachtzig Terces.«
Das waren zwanzig Terces mehr, als Cugel gehofft hatte. Rein aus Gewohnheit wollte er feilschen, doch dann überlegte er es sich anders. »Nun gut, dafür könnt Ihr die Schuppen haben.«
»Bring sie Diffin. Er wird dir das Geld geben.«
»Noch etwas anderes. Eine Frage, zu der mich reine Neugier veranlaßt: Wieviel wärt Ihr bereit für die ›Brusthimmelsbruch Sprühlicht‹ zu bezahlen?«
Soldinck blickte scharf auf. »Du hast diese Schuppe?«
»Nun, laßt es uns nur als Hypothese annehmen.«
Soldinck hob die Augen zur Decke. »Falls sie in einwandfreiem Zustand wäre, würde ich bis zu zweihundert Terces gehen.«
Cugel nickte. »Warum solltet Ihr nicht, da Iucounu zweitausend und mehr dafür zu bezahlen bereit ist?«
»Ich schlage vor, du bringst diese hypothetische Schuppe direkt zu dem Lachenden Magier. Ich kann dir sogar einen günstigen Weg empfehlen. Kehr ostwärts den Shanglestone Strand zurück, bis zum Hexenschädel und zur Burg Cil. Dort biegst du südwärts ab, um nicht den Großen Erm durchqueren zu müssen, in dem Erbs und Leukomorphen ihr Unwesen treiben. Daraufhin kommst du zum Magnatzgebirge, in dem es allerdings ungemein gefährlich ist. Willst du es jedoch umgehen, mußt du dich durch die Wüste der Obelisken wagen. Von den Ländern jenseits davon weiß ich wenig.«
»All diese Gegenden sind mir in etwa bekannt«, entgegnete Cugel. »Deshalb ziehe ich es vor, auf der Galante zu reisen.«
»Mercantides besteht darauf, daß wir nur Personen befördern, die in unseren Diensten stehen. Wir sind sehr vorsichtig bei anderen Leuten, die möglicherweise auf ein Zeichen hin zu gnadenlosen Seeräubern werden.«
»Nun, ich habe nichts dagegen, eine Weile in eure Dienste zu treten«, versicherte ihm Cugel. »Ich bin in vielerlei Hinsicht äußerst geschickt. Ihr werdet feststellen, daß ich Euch von großem Nutzen sein kann.«
Soldinck lächelte kühl. »Bedauerlicherweise ist im Augenblick nur ein Posten frei, der des Ladungsaufsehers auf der Galante . Doch dafür habe ich bereits einen fähigen Bewerber, nämlich Bunderwal.«
Cugel musterte Bunderwal eingehend. »Er scheint mir ein anspruchsloser, anständiger und unaufdringlicher Mann zu sein, doch ganz sicher ist er nicht der Richtige für den Posten des Ladungsaufsehers.«
»Wie kommst du darauf?«
»Seht selbst: Bunderwal hat leicht abfallende Nasenflügel, das untrügerische Zeichen der Neigung zur Seekrankheit.«
»Cugel hat einen unfehlbaren Scharfblick!« rief Bunderwal. »Ich würde sagen, er wäre als Bewerber mittel bis gut einzuschätzen, nur müßte ich Euch raten, nicht auf seine langen Spatelfinger zu achten, dergleichen mir zuletzt bei Larkin, dem Kindesentführer, auffiel. Doch besteht zwischen den beiden ein bedeutender Unterschied: Larkin wurde gehenkt, Cugel nicht.«
»Wir stellen den armen Soldinck nur vor Probleme, dabei hat er auch so schon Sorgen genug«, meinte Cugel. »Wir sollten es ihm leicht machen. Überlassen wir die Entscheidung Mandingo, der dreiäugigen Göttin des Glücks.« Er kramte ein Paket Spielkarten aus seinem Beutel.
»Gar kein so schlechter Vorschlag«, gestand Bunderwal ihm zu. »Doch benutzen wir meine Karten, die neuer und dadurch für Meister Soldincks Auge erfreulicher sind.«
Cugel runzelte die Stirn. Dann schüttelte er entschieden den Kopf und steckte das Kartenpaket in den Beutel zurück. »Wenn ich es recht bedenke, finde ich es trotz Eurer schnellen Bereitschaft – ich bedauere wirklich, das sagen zu müssen, Bunderwal – nicht richtig, eine für Meister Soldinck so wichtige Sache auf so leichtfertige Weise zu entscheiden. Ich schlug es nur vor, um Euch auf die Probe zu stellen. Ein Mann von gefestigtem Charakter hätte diese Zumutung entrüstet abgelehnt!«
Soldinck war beeindruckt. »Treffend erkannt, Cugel.«
»Gestattet mir, einen vernünftigen Vorschlag zu machen«, bat Cugel. »Aufgrund meiner reichen
Weitere Kostenlose Bücher