Cugel der Schlaue
bitten, sie zu suchen!«
»Davon will ich Euch nicht abhalten«, entgegnete Cugel würdevoll. »Doch gestattet, daß ich zuerst mein Eigentum in Sicherheit bringe.« Er steckte die sechs »gewöhnlichen« und die »Jochsprungbein« in seinen Beutel. In diesem Moment stieß Gark, der auf eine Werkbank gehüpft war, einen Triumphschrei aus und zerrte den Sack herunter, den Cugel erst vor Minuten dort hinaufgehoben hatte. »Das ist der Sack. Er ist prall von schweren Schuppen!«
Twango leerte den Sack auf die Werkbank. »Vor einer Weile suchte ich in diesem Sack nach einer Krampe für den Karren. Vielleicht hielt Gark dieses Kleinzeug für Schuppen.« Cugel ging zur Tür. »Ich überlasse Euch Eurer Suche.«
Bald war es Zeit für Yellegs und Malsers Tee. Cugel blickte in die Kate, aber es war weder das Feuer angezündet, noch waren die beiden Taucher in der Nähe.
Auch gut, dachte Cugel. Jetzt war vermutlich der günstigste Moment, die ursprünglich von Weamish gestohlenen Schuppen aus seinem Grab zu holen.
Er ging in den Hintergarten, wo er im Schatten des Myrhadionbaums Weamish bestattet und sein eigenes Grab geschaufelt hatte.
Keine unwillkommenen Beobachter waren sichtbar. Cugel wollte gerade in sein Grab springen, als er beim Anblick der vier aufgebrochenen und leeren Kisten am Grunde des Grabes erschrocken zurückzuckte.
Cugel rannte zum Haus und in den Speisesaal, wo er jedoch nur Bilberd, den Gärtner, vorfand.
»Ich suche Yelleg und Malser«, sagte Cugel. »Hast du sie gesehen?«
Bilberd grinste töricht und blinzelte. »Das habe ich wohl. Vor zwei Stunden, als sie nach Saskervoy aufbrachen. Sie sagten, sie wären es leid, nach Schuppen zu tauchen.«
»Wer hätte das gedacht!« murmelte Cugel mit zusammengeschnürter Kehle.
»Nun«, meinte Bilberd. »Ich finde es ganz richtig. Man muß den Mut zur Veränderung haben, wenn man weiterkommen will. Was mich betrifft, ich bin seit dreiundzwanzig Jahren Gärtner hier in Flutic, aber die Arbeit macht mir keinen besonderen Spaß mehr. Es wird Zeit, daß ich an einen anderen Beruf denke. Modeschöpfer wäre etwas für mich, trotz des finanziellen Wagnisses.«
»Eine großartige Idee!« lobte Cugel. »Wäre ich reich, ich würde dir sofort das nötige Geld vorstrecken!«
»Das weiß ich zu schätzen«, versicherte ihm Bilberd herzlich. »Du bist wahrhaftig großzügig, Cugel.«
Der Gong dröhnte und kündete Besuch an. Cugel wollte schon aufstehen, um zur Tür zu gehen, doch dann ließ er es bleiben. Sollten doch Gark oder Gookin oder Twango selbst öffnen!
Wieder schallte der Gong und immer wieder. Schließlich ging doch Cugel zur Tür, weil er das Gedröhne einfach nicht mehr hören konnte.
Vor der Tür standen Soldinck, Rincz und Jornulk. Soldinck machte ein grimmiges Gesicht. »Wo ist Twango? Ich will ihn sofort sprechen!«
»Es wäre vielleicht besser, wenn Ihr morgen wiederkämt«, meinte Cugel. »Meister Twango hält sein Nachmittagsschläfchen.«
»Das interessiert mich nicht! Weck ihn auf, sofort! Es ist dringend!«
»Ich bezweifle, daß er Euch heute sehen will. Er sagte mir, er sei völlig erschöpft.«
»Was?« brüllte Soldinck. »Er sollte vor Freude herumhüpfen! Schließlich hat er mir meine guten Terces abgeknöpft und dafür Kisten voll trockener Lehmerde gegeben!«
»Unmöglich!« entrüstete sich Cugel. »Wir haben alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, die überhaupt möglich waren!«
»Deine Theorien interessieren mich nicht!« sagte Soldinck erbost. »Bring mich sofort zu Twango!«
»Er ist für niemanden, außer in wirklich dringenden Angelegenheiten, zu sprechen. Ich wünsche Euch höflich einen schönen Tag!« Cugel machte sich daran, die Tür zu schließen, doch da brüllte Soldinck wütend, und nun eilte Twango selbst herbei. »Was soll dieses wilde Geschrei?« erkundigte er sich ungehalten. »Cugel, du weißt genau, wie lärmempfindlich ich bin!«
»Und ob!« antwortete Cugel, »aber Meister Soldinck läßt sich nicht beruhigen!«
Twango wandte sich an Soldinck: »Was gibt es denn? Wir haben unser Geschäft abgeschlossen.«
Cugel wartete nicht auf Soldincks Antwort. Bilberd hatte ganz recht bemerkt, es war Zeit sich zu verändern. Er hatte eine ziemliche Anzahl Schuppen durch die Unehrlichkeit von Yelleg und Malser verloren, aber weit mehr erwarteten ihn in Bilberds Kate, damit mußte er sich zufriedengeben.
Cugel hastete durchs Haus. Er warf einen Blick in den Speisesaal, wo Gark und Gookin das Abendmahl
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