Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
aber nicht zu warten, bis einer oben ist, doch dann, ehe der zweite erscheint, muß ich die Kette verlängern.«
    »Eine gute Regel, mit der ich einverstanden bin. Wollt Ihr den Anfang machen?«
    Bunderwal überließ dieses Vorrecht Cugel. »Gewissermaßen seid Ihr unser Gast hier in Saskervoy, deshalb sei Euch die Ehre vergönnt zu beginnen.«
    »Vielen Dank.« Cugel zog die Kette aus ihrer Halterung und senkte das Gatter um zwei Glieder. »Nun seid Ihr an der Reihe, Bunderwal. Wenn Ihr es vorzieht, dürft Ihr warten, bis ein Bursche hochgekommen ist. Ich werde den Vorgang beschleunigen, indem ich uns frisches Bier bestelle.«
    »Gut. Nun muß ich größte Sorgfalt walten lassen. Ich sehe schon, für dieses Spiel braucht man ein feines Zeitgefühl. Ich lasse nun die Kette um zwei Glieder hinab.«
    Cugel wartete, bis der größte Bursche, ein Tablett mit vier Bierkrügen in der Hand, hochkam. Nach Cugels Schätzung war zwischen seiner Mütze und dem Gatter ein Abstand von dreizehn Kettengliedern. Cugel ließ die Kette um vier Glieder herunter.
    »Aha!« rief Bunderwal. »Ihr seid kühn! Ich werde Euch beweisen, daß ich nicht weniger wagemutig bin! Weitere vier Glieder!«
    Cugel kniff die Augen abschätzend zusammen. Bei einem Senken um sechs Glieder müßte das Gatter dem größten Burschen die Mütze genau abstreifen. Wenn die Burschen die gleiche Reihenfolge einhielten, dürfte der größte als dritter wieder erscheinen. Cugel wartete, bis der nächste, ein Junge mittlerer Größe, vorbei war, dann senkte er die Kette um ganze fünf Glieder.
    Bunderwal sog laut den Atem ein, dann jubelte er auf. »Sehr schlau gefolgert, Cugel! Doch nun lasse ich das Gatter um zwei weitere Glieder hinunter. Dadurch verfehle ich den kleinsten Burschen, der gerade die Treppe hochsteigt.«
    Der Kleine kam unter dem Gatter hindurch. Es fehlten noch etwa zwei Glieder bis zu seiner Mütze. Cugel mußte nun seinen Zug machen oder aufgeben. Düster senkte er das Gatter um ein Glied. Schon kam der größte Bursche die Stufen hoch. Doch das Glück war Cugel hold. Der Bursche duckte den Kopf, um sich die Nase am Ärmel abzuwischen, so gelangte er unter dem Gatter hindurch, ohne daß dies die Mütze auch nur berührte. Jetzt war Cugel es, der triumphierte. »Ihr seid dran, Bunderwal. Tut etwas, wenn Ihr Euch nicht gleich so geschlagen geben wollt.«
    Verzweifelt ließ Bunderwal ein Glied hinunter. »Nun kann ich nur noch um ein Wunder beten.«
    Da stieg Krasnark, der Wirt, die Treppe hoch. Er war ein Mann mit grobgeschnittenem Gesicht, größer als der größte Schankbursche, und hatte muskulöse Arme und buschige schwarze Brauen. Er trug ein Tablett mit einer Schüssel Suppe, zwei Brathähnchen und einem großen gestürzten Wackelpudding. Heftig schloß sein Kopf Bekanntschaft mit dem Gatter. Er stürzte rückwärts die Stufen hinunter und verschwand außer Sicht. Klirren und Krachen von zerbrechendem Geschirr und ein gewaltiger Aufschrei drangen von unten herauf.
    Hastig zogen Bunderwal und Cugel das Gatter in seine ursprüngliche Stellung zurück und setzten sich auf entferntere Stühle. »Nun dürfte ich wohl als Sieger erklärt werden«, sagte Cugel, »da Ihr der letzte wart, der die Kette berührt hat.«
    »Keineswegs!« widersprach Bunderwal. »Bei der Wette ging es darum, einem von drei Schankburschen die Mütze vom Kopf zu streifen. Dazu kam es jedoch nicht, da Krasnark sich dazwischendrängen mußte und so das Spiel unterbrach.«
    »Da ist er!« Cugel deutete mit einem Kopfnicken. »Er mustert das Fallgatter sichtlich verwirrt.«
    »Es dürfte nicht ratsam sein, das Spiel fortzusetzen«, meinte Bunderwal. »Soweit es mich betrifft, ist es zu Ende.«
    »Nur der Sieger muß noch bestätigt werden«, beharrte Cugel. »Und der bin ich – aus so gut wie jeder Sicht.«
    Davon war Bunderwal nicht zu überzeugen. »Krasnark trug keine Mütze, und so kam es zu keiner Entscheidung! Gestattet, daß ich noch etwas anderes vorschlage, bei dem das Glück eine ausschlaggebende Rolle spielt.«
    »Ah, hier ist endlich unser Bier. Du hast aber lange damit gebraucht, Bursche!«
    »Tut mir leid, Herr. Krasnark stürzte die Treppe hinunter und schlug gewaltigen Krach.«
    »Nun gut, dann sei dir verziehen. Bunderwal, erklärt Euer neues Spiel.«
    »Es ist so einfach, daß es mich fast verlegen macht. Die Tür dort führt zum Pissoir. Seht Euch in der Gaststube um und sucht einen Mann aus. Ich werde es auch tun. Wessen Erwählter als letzter seiner

Weitere Kostenlose Bücher