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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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miteinander bekanntgemacht hatte, nahm er Varmous beiseite.
    »Wir haben nun sechs Fahrgäste der Vorzugsklasse«, sagte er zu ihm. »Die Kabinen 1, 2, 3 und 4 sind ohnehin für Passagiere bestimmt. Dann können wir außerdem die Doppelkabine nehmen, die sich Koch und Steward der Avventura teilten. Das bedeutet, daß unser Koch und der Steward in die Bugkajüte ziehen müssen. Ich, als Kapitän des Schiffes, werde natürlich die Achterkajüte nehmen. Kurzum, wir sind nun voll belegt.«
    Varmous kratzte sich die Wange und blickte Cugel verständnislos an. »Ganz gewiß nicht! Das Schiff ist größer als drei Kutschen zusammen!«
    »Das mag zwar stimmen, doch der Laderaum beansprucht einen beachtlichen Teil des Schiffes.«
    Varmous brummelte zweifelnd. »Wir müssen es besser einteilen.«
    »Ich sehe an der gegenwärtigen Lage nichts auszusetzen«, erklärte Cugel. »Wenn Ihr ebenfalls an Bord mitfahren wollt, läßt sich gewiß Platz im Bug finden.«
    Varmous schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht. Wir brauchen Unterkunft für weitere Fahrgäste. Um ehrlich zu sein, ich dachte an die Achterkajüte für Fahrgäste – schließlich sind wir beide Veteranen der Straße und können auf verweichlichende Bequemlichkeiten verzichten ...«
    Cugel hob die Hand. »Keineswegs! Eben weil ich so viele Mühen und Entbehrungen auf mich nehmen mußte, weiß ich Komfort nun doppelt zu schätzen. Die Avventura ist voll belegt, wir können nicht noch mehr Vorzugspassagiere aufnehmen.«
    Davon war Varmous nicht so ohne weiteres zu überzeugen. »Erstens einmal«, begann er, »kann ich keinen Koch und Steward für die Alleinbedienung von sechs Fahrgästen und Euch entbehren. Ich rechnete fest damit, daß Ihr deren Pflichten an Bord übernehmt.«
    »Wa-as!« rief Cugel. »Denkt an die Bedingungen unserer Abmachung! Ich bin Kapitän, das ist alles!«
    Varmous seufzte tief. »Außerdem habe ich bereits vier weitere Vorzugsfahrscheine verkauft. Ah! – da kommt Doktor Lalanke mit seiner Begleitung ja bereits!«
    Cugel drehte sich um. Er sah einen hochgewachsenen Herrn von etwas fahler Gesichtsfarbe und düsterer Miene, mit dichtem schwarzen Haar, wie erstaunt gehobenen dunklen Brauen und einem schwarzen Spitzbart.
    Varmous machte bekannt: »Cugel, dies ist Doktor Lalanke, ein berühmter Gelehrter.«
    »Pah!« warf Lalanke ein. »Ihr redet zuviel!«
    Ihm folgten in schleppendem Gänsemarsch, mit schlaff an schmalen Hüften herunterhängenden Armen, wie Aufziehpüppchen oder Schlafwandlerinnen, drei Maiden mit noch bleicherem Gesicht als Lalankes und kurzgeschnittenem, pechschwarzen Haar.
    Cugels Blick wanderte von einer zur anderen. Sie sahen einander sehr ähnlich, ja waren kaum auseinanderzuhalten. Sie hatten große graue Augen, hohe Backenknochen und flache Wangen, die zu einem kleinen spitzen Kinn ausliefen. Weiße Beinkleider schmiegten sich hauteng an Beine und Hüften, die kaum merklich weiblich waren. Blaßgrüne Jäckchen endeten in einem Gürtel um die schmale Taille. Sie blieben hinter Doktor Lalanke stehen und wandten den Blick dem Fluß zu. Keine sprach oder bezeigte Interesse für die anderen Leute an Bord. Faszinierende Geschöpfe, dachte Cugel.
    Doktor Lalanke wandte sich an Varmous: »Diese sind die Mitglieder meiner kleinen Truppe: Miminnen, wenn Ihr sie so nennen wollt. Sie heißen Sush, Skasja und Rlys, doch welche wer ist, weiß ich nicht, und es kümmert sie offenbar auch nicht. Ich betrachte sie als meine Mündel. Sie sind sehr schüchtern und empfindsam und werden sich in der Abgeschiedenheit der großen Kajüte, die Ihr erwähntet, sicher wohlfühlen.«
    Sofort trat Cugel zwischen die beiden. »Einen Moment! Die Achterkajüte der Avventura ist vom Kapitän belegt, und der bin ich! Es gibt nur für sechs Vorzugsfahrgäste Kabinen an Bord. Nun haben sich jedoch zehn eingefunden. Varmous, Ihr müßt etwas gegen Eure Voreiligkeit unternehmen!«
    Varmous rieb sich das Kinn und blickte zum Himmel. »Der Tag schreitet voran, und wir müssen vor Einbruch der Dunkelheit Fierkles Brunnen erreichen. Sehen wir uns doch die Vorzugsunterbringung an und überlegen, was sich tun läßt.«
    Die Gruppe ging zu dem Zypressenhain, der die Avventura verbarg. Unterwegs sagte Varmous eindringlich zu Cugel: »In einem Geschäft wie unserem müssen wir hin und wieder ein kleines persönliches Opfer bringen, um die Kunden zufriedenstellen zu können. Deshalb ...«
    Entschieden entgegnete Cugel: »Ihr könnt mich nicht beschwatzen! Ich bin

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