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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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anstarren und sich wünschen, daß keiner der beiden sie je besucht hätte.

    TOLLWÜTIGER HUND TÖTET 4 IN DREITÄGIGER ORGIE DES SCHRECKENS, schrie die Schlagzeile des Portland Evening Express. In der Zeile darunter stand: Einzige Überlebende im Northern Cumberland Hospital in Quarantäne.  
    Die Schlagzeile des folgenden Tages im Press-Herald hieß: VATER BERICHTET VON FEHLGESCHLAGENEM VERSUCH SOHN ZU RETTEN. Am selben Abend war die Geschichte auf der Seite eins ganz nach unten verbannt: MRS. TRENTON SPRICHT AUF BEHANDLUNG GEGEN TOLLWUT AN, SAGEN ÄRZTE. Und daneben: LAUT TIERÄRZTLICHER UNTERSUCHUNG WAR HUND NICHT GEIMPFT. Drei Tage später stand die Meldung auf Seite vier: STAATLICHES GESUNDHEITSAMT GLAUBT TOLLWÜTIGER FUCHS ODER WASCHBÄR VERANTWORTLICH FÜR CASTLE ROCK ZWISCHENFALL. In einer abschließenden Meldung war zu lesen, Victor Trenton beabsichtige nicht, die Überlebenden der Familie Camber, die sich in einem Schockzustand befänden, auf Schadensersatz zu verklagen. Diese Information war dürftig, aber sie bot einen Vorwand, die ganze Geschichte noch einmal aufzuwärmen. Eine Woche später brachte die Sonntagszeitung einen Artikel über die Ereignisse. Wieder eine Woche später gab es in einer überregionalen Zeitung eine Zusammenfassung unter dem Titel: TRAGISCHER KAMPF IN MAINE ALS MUTTER SICH GEGEN MÖRDERISCHEN BERNHARDINER ZUR WEHR SETZT.
    Und das war wirklich das Ende der Berichterstattung.

    Im mittleren Maine gab es im Herbst eine verbreitete Angst vor Tollwut. Ein Experte führte das auf »Gerüchte und einen schrecklichen, aber einmaligen Vorfall in Castle Rock« zurück.

    Donna Trenton blieb fast vier Wochen im Hospital. Die Behandlung war mit erheblichen Schmerzen verbunden, verlief jedoch im übrigen unproblematisch, aber wegen der potentiellen Gefährlichkeit der Krankheit - und wegen ihrer Depres-sionszustände - stand sie unter strenger Beobachtung.
    Ende August fuhr Vic sie nach Hause.
    Sie verbrachten einen regnerischen Tag in Ruhe zu Hause.
    Abends, als sie vor dem Fernsehgerät saßen, ohne richtig hinzusehen, erkundigte Donna sich nach dem Stand der Dinge bei Ad Worx.
    »Dort läuft alles bestens«, sagte er. »Den letzten Spot mit dem Cornflakes-Professor hat Roger allein über die Bühne gebracht… natürlich mit Rob Martins Hilfe. Jetzt bereiten wir eine Werbeaktion für sämtliche Sharp-Produkte vor.« Eine halbe Lüge. Roger bereitete sie vor. Vic ging drei-, manchmal viermal die Woche ins Büro und spielte mit seinem Bleistift oder starrte seine Schreibmaschine an. »Aber die Leute von Sharp achten streng darauf, daß der Zweijahresvertrag nicht überschritten wird. Roger hatte recht. Anschließend schmeißen sie uns raus. Aber bis dahin macht uns das nichts mehr aus.«
    »Gut«, sagte sie. Ihr ging es schon wesentlich besser, und manchmal war sie schon fast wieder die alte, aber trotzdem war sie meistens gleichgültig und abgestumpft. Sie hatte zwanzig Pfund verloren und sah mager aus. Ihre Haut glich verwelktem Laub. Ihre Fingernägel waren rissig.
    Sie konzentrierte sich für eine Weile auf das Programm und drehte sich dann zu ihm um. Sie weinte.
    »Donna«, sagte er. »O, Baby.« Er nahm sie in die Arme und hielt sie fest. Sie lag weich, aber ein wenig verkrampft in seinen Armen. Er konnte an zu vielen Stellen ihre Knochen fühlen.
    »Können wir hier leben?« brachte sie heraus, und ihre Stimme zitterte. »Vic, können wir hier leben?«
    “»Ich weiß ‘nicht«, sagte er. »Aber ich finde, wir sollten es versuchen.«
    »Ich sollte dich vielleicht fragen, ob du noch mit mir leben kannst. Wenn du nein sagtest, würde ich das verstehen. Ich würde es vollkommen verstehen.«
    »Ich will nichts anderes als mit dir leben. Ich glaube, das habe ich die ganze Zeit gewußt. Vielleicht gab es eine Stunde - gleich nachdem ich Kemps Zettel bekam -, in der ich zweifelte. Aber das war das einzige Mal. Donna, ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt.«
    Jetzt legte sie ihre Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. Leichter Sommerregen fiel gegen die Scheiben und zeichnete graue und schwarze Schattenmuster auf den Fußboden.
    »Ich konnte ihn nicht retten«, sagte sie. »Ich muß immer wieder daran denken. Ich werde es einfach nicht los. Ich exerziere es immer wieder durch. Wenn ich früher zur Veranda gelaufen wäre … oder mir den Baseballschläger geholt hätte …« Sie schluckte. »Und als ich endlich den Mut fand auszusteigen, war es einfach … vorbei. Er war

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