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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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genauer ausführen?«
    »Der Jupp war ja zuletzt durcheinander im Kopf. Und ich war schon länger nicht mehr bei den Treffen der Kameradschaft, kein einziges Mal in den letzten zwei Jahren.«
    Der Geruch nach Angebranntem wehte aus der Diele herein.
    »Beim Jupp war ich … das ist jetzt auch schon fast zwei Jahre her, da war er schon ganz wirr, hat mich kaum erkannt … traurig.« Seine Stimme wurde immer leiser. Er drehte sich wieder um, stützte beide Arme auf den Tisch und atmete schwer. »Ich bin auch schon seit Monaten nicht mehr … vor der Tür gewesen … ich dachte schon, es wäre Lungenkrebs, aber so langsam geht es mir wieder besser.«
    »Entschuldigung … ich gehe schon mal.« Grabbe eilte unvermittelt durch die Diele zur Korridortür hinaus.
    Walde verabschiedete sich ebenfalls und fand seinen Kollegen auf der untersten Stufe der Treppe sitzend.
    »Nur einen Moment.« Schweißperlen standen auf Grabbes Stirn.
    »Ist es der Geruch?«
    »Verbranntes kann ich einfach nicht mehr ertragen.« Grabbe zog sich am Treppengeländer hoch. »Es geht schon wieder.«
    Während Grabbe im Präsidium gleich den Bericht an die Koblenzer Kollegen verfasste, setzte sich Walde nebenan an Gabis Rechner und scrollte durch die Unterlagen, die von der Kripo Koblenz übermittelt worden waren. »Wenn ich das richtig verstehe, suchen die Koblenzer Kollegen nach jemandem, der ein Motiv und die Gelegenheit hatte, Josef Pawelka umzubringen.«
    »Ich schreibe ihnen, dass nach unserer Einschätzung der Uhrmacher schon allein körperlich nicht dazu in der Lage gewesen wäre«, sagte Grabbe. »Oder siehst du das anders?«
    »Ein seltsamer Fall.« Walde biss in ein Käsebrötchen, das er sich vorhin gekauft hatte, und hielt sich dabei die Bäckertüte unter das Kinn. »Als Todesursache wird Herzinsuffizienz angegeben. Der Notarzt hatte bereits Leichenflecken gefunden. Da muss Pawelka schon eine Zeit lang tot gewesen sein. Der Totenschein wurde aber vom Hausarzt ausgestellt.« Krümel fielen auf die Tastatur, als Walde weit erscrollte. »Der hat wohl von der Herzschwäche auf die Todesursache geschlossen. Das Blei haben erst die Bestatter entdeckt. Es wurde dem Opfer flüssig verabreicht.«
    »Wie kann denn so was passieren?«, fragte Grabbe.
    »Vielleicht wollte der Täter die Tat nicht vertuschen, sondern ganz im Gegenteil mit dem Blei ein Zeichen setzen?«
    »Um ein Haar wäre er trotzdem davongekommen. Durch eine Riesenschlamperei des Hausarztes! Der hat das nicht bemerkt, als er den Totenschein ausgestellt hat. Dem gehört die Approbation entzogen!« Grabbe seufzte. »Zum Glück ist das nicht unser Problem.«

Dienstag
    Walde hatte gerade beim Stöbern in der Online-Ausgabe der Rhein-Zeitung den Artikel vom Todesfall im Koblenzer Altenheim gefunden, als sein Telefon klingelte.
    »Toter an der Staustufe.« Grabbes Stimme klang aufgeregt.
    »Ebenfalls einen guten Morgen.« Walde begann den kurzen Artikel zu lesen.
    »Entschuldige, Morgen! Kommst du mit?«
    »Ich komme zu dir rüber.« Walde überflog nochmals die Meldung. Von dem Blei im Mund des Toten war keine Rede. Die Koblenzer Kollegen schienen diese Information gegenüber der Presse zurückgehalten zu haben.
    Gabi saß an ihrem Rechner und löffelte etwas aus einem Becher, das wie Reisbrei aussah.
    Grabbe kam Walde entgegen. Er trug bereits Stiefel und eine Regenjacke. »Können wir dann mal?«
    »Ich habe eigentlich keine Lust auf einen Suizid«, sagte Walde. »Und erst recht nicht auf eine Wasserleiche.«
    »Kein Suizid, die Kollegen sind sich ganz sicher.«
    »Bei einem Leichenfund durch die Wasserschutzpolizei könnte man schon annehmen …«
    »Nein, klar«, unterbrach ihn Grabbe. »Der Tote trieb in der Mosel, aber die Auffindesituation ist … also hochverdächtig. Die KT habe ich schon losgeschickt.«
    Grabbe hatte das Blaulicht eingeschaltet. Während Walde sich fragte, ob es erforderlich war, mit über hundert Stundenkilometern über die Uferstraße zu rasen, sagte Grabbe: »Alle gesund zu Hause? Zahnt die Kleine?«
    »Sehe ich übernächtigt aus?« Walde klappte die Sonnenblende herunter. An der Innenseite war kein Spiegel. Mit den Händen stützte er sich am Armaturenbrett ab, als Grabbe bei Gelb an der Ampel bremste. Wenig später überholten sie in hohem Tempo eine Kolonne Pkws, um knapp davor im letzten Moment nach rechts auf die Abbiegespur Richtung Konrad-Adenauer-Brücke zu wechseln. Nach einer heftigen Bremsung gab Grabbe ausgangs der Kurve wieder Vollgas, um

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