Cum Book (German Edition)
Stimme drückt Stolz,
Besitzanspruch, aber auch Zärtlichkeit aus. Der Blick, den er über den
gefesselten Mann wandern lässt, ist so voller Verlangen und Sehnsucht, dass
kein Zweifel besteht: Diese beiden Männer gehören zusammen.
„Möchtest du zusehen?“
Ich bin überrascht. Mein Herz setzt für ein paar Schläge
aus, um anschließend das Blut in rasender Geschwindigkeit durch meine Adern zu
pumpen.
„Ist das denn gewünscht?“, frage ich verunsichert, sehe
zwischen den beiden Männern hin und her.
Der Blonde lacht. Ein satter, voller Klang, der mir ein
Schmunzeln entlockt.
„Wir wären nicht hier, wünschten wir kein Publikum.“
Das ist mir klar. So hatte ich die Frage nicht gemeint. Ich
winde mich etwas. „Ich dachte … ich meine … Gott, ist das peinlich.“ Ich holte
tief Luft. Er lächelt noch immer, scheint jetzt zu wissen, woher meine Bedenken
kommen. „Ihr seid doch offensichtlich schwul. Ist es euch nicht unangenehm,
wenn eine Frau zusieht?“
„Nein! Ich glaube, du wirst mehr sehen, als manch anderer
hier. Das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, sondern mit dem Empfinden.“
„Wie kommst du darauf, dass ich etwas anderes sehe?“
Er tritt hinter mich, legt die Hände auf meine bloßen
Schultern. Ich spüre die Wärme seines Körpers im Rücken. Seine Lippen sind
dicht an meinem Ohr. „Was siehst du?“
„Einen gefesselten Mann.“
Ein leises Lachen kribbelt in meinem Nacken. „Sieh genau
hin.“ Mit sanftem Druck seines Körpers drängt er mich tiefer in das Separee,
näher zu dem Gefesselten.
Ich habe das Gefühl, die Welt hinter mir zu lassen und in
eine andere einzutauchen. Umgebungsgeräusche verstummen. Entrückte Stille umgibt
mich, lässt meinen eigenen Atem ohrenbetäubend laut erscheinen.
Zwei Strahler im Boden tauchen die Gestalt vor mir in
weiches Licht. Schatten streicheln den Leib. Der Mann ist groß und schlank.
Durch die gespreizte Fesselung sind sehnige Muskelstränge an Armen und Beinen
zu sehen. Ausdauernd, zäh, assoziiere ich. Die Haut darüber wirkt indes weich,
schimmert golden in dem unwirklichen Licht.
Ich lasse meinen Blick über den Körper wandern, versuche,
nicht allzu offensichtlich an der stattlichen Erektion zu verweilen. Natürlich
lässt sie meinen Herzschlag in ungesunde Frequenzen schnellen. In mir breitet
sich ein lüsternes Kribbeln aus, doch je mehr ich den Mann betrachte, desto
weniger zählt die erregende Wirkung. Er ist so viel mehr als ein Lustobjekt.
Sein Leib ist haarlos, die Haut glänzt, wie von Öl getränkt.
Ausgeprägte Bauchmuskeln, eine kräftige Brust. Ich schnappe nach Luft. Die
Brustwarzen sind gepierct. Ein Anblick, der mir das Wasser im Mund
zusammenlaufen lässt. Silberne Ringe mit kleinen Kugeln daran. Meine Zunge hat
das dringende Bedürfnis, an ihnen zu lecken, damit zu spielen, die Wärme des
Metalls zu erkunden, die Haut darunter. Nur mit größter Anstrengung löse ich
meinen Blick von dem Schmuck.
Der Mann hat nach wie vor den Kopf gesenkt, sodass ich sein
Gesicht nicht erkennen kann. Dichtes, dunkles Haar lässt meine Hände prickeln.
Ich möchte mit den Fingern in diese Mähne greifen, fühlen, ob sie so weich ist,
wie ich glaube, seinen Kopf nach hinten reißen und endlich sein Antlitz sehen.
„Sieh auf“, ertönt hinter mir die Stimme des Blonden, als
hätte er meine Gedanken gelesen.
Die Brust des Angesprochenen hebt und senkt sich unter
kräftigen Atemzügen. Ich kann fast fühlen, wie sich dessen Atmung und der
Herzschlag beschleunigen. Er hebt den Kopf. Sein Blick geht an mir vorbei, hin
zu dem Mann, der in meinem Rücken steht.
Er hat ein schönes Gesicht. Ich hatte nichts anderes
erwartet. Alles an ihm scheint perfekt zu sein. Sinnliche Lippen zu einem
sanften Lächeln verzogen. Ein kantiges Kinn, hohe Wangenknochen, eine schmale,
gerade Nase. Die dunklen Haare umrahmen die schönen, männlichen Züge, geben
ihnen einen Hauch Verwegenheit. Dichte Augenbrauen in einer sanften Linie,
lange Wimpern.
Ich werd verrückt! Hat der Kerl wirklich grüne Augen? Darin
möchte ich versinken. Und sollte er mir je einen Blick schenken, werde ich mich
wohl darin verlieren.
Nie zuvor habe ich einen so schönen Mann gesehen. Er ist ein
Kunstwerk, eine Skulptur der Sinnlichkeit. Ich fühle Bedauern. Es ist nicht
fair, dass ein solcher Mann schwul ist. Wäre er es nicht, würde ich jetzt die
Hand ausstrecken, die Weichheit seiner Haut fühlen, das Schlagen seines Herzens
ertasten. Vielleicht mit den Fingern
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