Cumberland Nash (German Edition)
mit
Kollegen zu fachsimpeln.
Ein leichtes Ziehen ging durch seinen Magen, denn seit der Trennung
und Scheidung von seiner Ehefrau, hatte er sich nur noch auf die
Arbeit gestürzt. Damals war er in das Flugzeug gestiegen, schlug
nach dem Vorstellungsgespräch, dessen Ausgang sofort positiv
gewesen war, ein und zog innerhalb kürzester Zeit nach New
Orleans.
Gesehen hatte er von der Stadt bisher nicht viel, denn sein Leben
bestand wirklich nur aus seinem Job. Sehnsucht kam in ihm auf und
wehmütig dachte er daran, wie es war mit einem Freund ein
Footballspiel im Fernsehen zu gucken, dabei Pizza in Unmengen zu
vertilgen und mit kaltem Bier hinunter zu spülen. Es fehlte ihm, sich
zu unterhalten, so, wie es vor wenigen Minuten noch der Fall
gewesen war.
„Gott, was für ein Scheißtag!“, fluchte er leise und steuerte die
Notaufnahme an.
Wenn die Liebe nicht wär
Sein Körper war zu geschunden, um noch Scham darüber zu
empfinden, dass er sich ein weiteres Mal in die Hose machte. Die
Schläge hatten den Urin aus seiner Blase getrieben und er konnte es
nicht verhindern.
Als die Wärter vor Kurzem den Raum verließen, schalteten sie das
Licht gleich mit aus. Er saß das dritte Mal in der Dunkelheit, spürte
die Brüche seiner Nase, schmeckte erneut den metallenen
Geschmack seines eigenen Blutes.
Ein leises Schluchzen kroch seine Kehle empor und verschaffte sich
Freiheit. Nash rechnete damit, dass Schaytaan jeden Moment an
seinem Ohr zu vernehmen war, so, wie die beiden Male davor.
Die Zeit zog sich, schien quälend langsam an ihm vorbeizuziehen,
doch nichts tat sich. Ein bitterer Laut, der ein Lachen hätte werden
können, war das Einzige, was er hervorbrachte.
Die Erkenntnis traf ihn hart, dass die Anwesenheit des Teufels ihm
zuvor das Gefühl vermittelt hatte, nicht ganz dem Wahnsinn zu
verfallen. Nun, in dieser Stille und Dunkelheit fürchtete er um seinen
weichgeprügelten Verstand.
Wenn Satan nun die Zeit einfach weiterlaufen ließ, alles Stattfinden
lassen würde, wie es damals geschehen war, dann stünden ihm
harte Wochen an der Schwelle zum Tod bevor, der nicht eintreten
könnte.
Er hatte, vor all diesen Jahren, als der Teufel ihn aus seinem Körper
holte, einen Blick auf das Werfen können, was er als Hülle in diesem
Kerker zurückließ. Ein geschundenes Bündel an Haut und Knochen,
die vielfach gebrochen worden waren. Blut und offene Verletzungen,
wohin das Auge blickte. Der Gestank von Fäkalien und den
Körpersäften der Werter hing in der Luft.
Nash Flemming wusste in dieser Sekunde eines genau, er hätte dem
Teufel auch so seine Seele verkauft, um dem zu entkommen. Satan
hätte höhnend vor ihm stehen, ihm erklären können, er würde ein
Dämon werden und trotzdem wäre ein Nicken und Zuspruch von ihm
gefolgt.
„Eine kluge Entscheidung“, durchdrang es die Stille.
Das Licht in dem Kerker wurde gemächlich heller, fast, als wenn
jemand einen Dimmer betätigte. Er konnte durch die geschwollenen
Augen nicht mehr viel sehen, aber irgendwann glaubte er, Schaytann
vor sich zu erkennen.
Nash spürte die Berührung in seinem Gesicht nur gedämpft, dann
ließ all der Schmerz nach, den er gerade noch durch die
Verletzungen verspürte. Nur noch Gerüche zogen durch seine wieder
intakte Nase und hielten ihm vor Augen, was vor Kurzem in diesem
Raum stattgefunden hatte.
Sein Blick fiel auf den schwarzhaarigen Mann, der ihn regungslos
ansah. Dieser stand direkt gegenüber und lehnte sich entspannt an
die blutbespritzte Wand.
„Ich war nie böse“, flüsterte Nash. „Als du mich damals zum Dämon
gemacht hast, habe ich gerade mal an den Wärtern Rache
genommen, die mich so zugerichtet haben. Das anschließende
Jahrhundert habe ich mich wie ein Hausgeist dieser Anstalt
benommen. Ich habe ein Bogen um all die Averys gemacht, die es
hier gab und lediglich ab und an mal ein wenig rumgescherzt und
die Leute gegruselt. Doch oft war ich in den Zellen, wenn es den
Insassen dreckig ging, und habe versucht, ihnen das Gefühl zu
geben, nicht allein zu sein. Als sie den Laden zumachten, war selbst
das vorbei.“
Nash lachte leise und erklärte: „Und dann kam eines Tages dieser
Cop reinspaziert. Ich weiß nicht, wie es bei deinen anderen
Dämonen ist, aber ich bin meine Laster und meine Lust nie
losgeworden, Schaytaan. Er war smart und seit Langem der heißeste
Mann, der mir in dem Kasten über den Weg gelaufen ist.“
„Er kam, sah und siegte?“, warf der Schwarzhaarige leise ein.
Trotz der Situation zuckten
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