Cumberland Nash (German Edition)
Sie etwas in dem Raum erkennen können, Doc?“
Die Stimme des Hünen klang angespannt, aber nicht feindselig.
Hamilton schloss die Augen und versuchte sich die grausamen
Bilder erneut in den Sinn zu holen.
„Wände, grün gestrichen, glänzende Farbe, vielleicht Lack? Das
letzte Drittel zum Boden ist roter Backstein.“ Der Arzt drehte mit
geschlossenen Augen den Kopf leicht, als würde er sich wirklich in
dem Raum umsehen. „Ein Lichtschacht in der Decke, auf der
rechten Seite, aber er ist verschlossen. Links eine Stahltür mit einer
kleinen Klappe. Ein schwarzer Stuhl mit Fußstütze und Rückenlehne.
Nur der Bezug ist schwarz, alles andere weißes Metall. Fesseln an
den Handgelenken.“ Hamilton gab einen zischenden Laut von sich,
dann stotterte er: „Gebrochene Finger. Alle zehn.“
„Die Eastern State“, brummte Shane leise. „Zelle 13. Block 1. Der
berüchtigte Ruheraum. Nash hat ihn erwähnt, als er mir von seiner
Vergangenheit erzählt hat.“
„Wer ist James Flowers?“, fragte Ethan.
„Rhys ehemaliger Partner. Er hat mit ihm in Philadelphia
zusammengearbeitet und es war sein bester Freund. James ist nach
dem Ding in der Eastern durch einen Dämon gekillt worden“,
beantwortete Shane die Frage.
Hamilton öffnete die Augen und sein Kopf bewegte sich in die
Richtung, aus der er Shanes Stimme vernommen hatte. Das Wort
Dämon sorgte dafür, dass sein Blick Unglauben spiegelte.
„Dr. Hamilton?“, tönte eine weibliche Stimme den Flur entlang.
Eine Krankenschwester kam auf die Gruppe zugestapft. Erst sah sie
die Runde perplex an, als ihr Blick dann auf dem Arzt landete, zeigte
sich aber umgehend Sorge darin. Es fühlte sich für Mark an, als
nehme er die Frau erst zeitverzögert wahr. Er wurde sich des vor ihm
hockenden Mannes bewusst, dann der Hände, die noch immer seine
behüteten.
„Ich glaube, mich haut diese Grippewelle auch aus der Bahn. Ich
wollte gerade umkippen“, log er die Schwester hilflos an.
„Das sieht man Ihnen an“, erwiderte diese. „Ich glaube, Dr. Wilm ist
noch im Haus. Vielleicht kann er einen Teil Ihrer Schicht abdecken
und ich versuche, jemanden zu organisieren. Zumindest
Assistenzärzte müssten genug zur Verfügung stehen.“
Die Frau sah ihn wirklich besorgt an und fast wollte Mark für die
Lüge ein schlechtes Gewissen überkommen, aber er sah sich gerade
wirklich nicht in der Lage, Patienten zu versorgen.
„Soll ich Ihnen ein Taxi rufen, Dr. Hamilton, oder Sie in Ihr Büro
bringen?“, bot die Krankenschwester an.
Mark schüttelte den Kopf und erwiderte: „Wenn Sie hier den Ersatz
organisieren, reicht das völlig. Den Rest bekomme ich alleine hin.“
Die Frau nickte, schien aber nicht recht zufrieden mit der Antwort.
Sie musterte Ethan, der ihr als Einziger dieser merkwürdigen Runde
einen zuverlässigen Eindruck machte.
„Tun Sie mir den Gefallen und setzen Sie ihn in ein Taxi und geben
Sie acht, dass er nicht umfällt, in Ordnung?“, fragte die Frau, auch
wenn es mehr nach einer Order klang.
„Sicher“, erwiderte Steel über diese Anordnung.
Die Männer sahen der untersetzten Schwester nach.
Kaum hatte sich die Glastür hinter der Frau geschlossen, fragte Liam
Summer: „Mache ich irgendwie den Eindruck, als wenn man mir
nicht vertrauen könnte?“
Ty Baker kicherte leise: „Nimm es mir nicht übel Liam, aber du
siehst immer ein wenig aus, wie ein Beachboy der nur Surfen und
Frauen hinterhergucken im Sinn hat.“
Gerade, als Summer etwas erwidern wollte, mischte sich Shane
Edwards ein: „Ich glaube, das ist nicht der richtige Zeitpunkt für
Scherze, oder? Lasst uns lieber zusehen, wie wir das mit der
Beschwörung hinbekommen. Normalerweise beseitige ich Schatten
und hol sie nicht aus der Hölle raus.“
Umgehend breitete sich Schweigen unter den Männern aus.
„Vielleicht solltet ihr Mal mit Margarite sprechen? Sie hat mit ihrem
Ritual schließlich auch dafür gesorgt, dass Cumberlands Herz noch
pumpt.“
Shane zog die Stirn in Falten und nickte dann bedächtig.
Ty Baker schubste ihn mit der Schulter an und erklärte: „Sie wird dir
gefallen Shane und sie kann uns bestimmt helfen.“ Dann richtete
sich sein Blick auf Ethan. „Ist es in Ordnung, wenn wir schon zur
Plantage fahren?“
Ehe Steel etwas sagen konnte, bot Liam an: „Ich kann den Doc
ebenso gut in ein Taxi setzen.“
„Ich bringe ihn nach Hause“, bestimmte Ethan. „Fahrt ruhig.
Margarite wird euch aufmachen, Ty kennt sie schließlich schon.“
Liam hob erstaunt die Brauen und
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