Cumberland Nash (German Edition)
ein
Arsenal an vielen, aber vor allem unangetasteten Flaschen stand,
und nahm eine davon heraus.
„Was kann ich Ihnen anbieten? Whisky, Wodka, Brandy oder lieber
ein Wasser?“, fragte Mark etwas verhalten.
„Whisky klingt gut, und wenn wir das Sie aus unserem Sprachschatz
streichen, trinkt es sich besser“, erwiderte Ethan schmunzelnd.
Auch Hamiltons Mundwinkel zuckte kurz, ehe er sich zwei Gläser
schnappte und diese auf dem Tisch abstellte.
Sie tranken das Erste schweigend aus, auf der Hälfte des Zweiten
starrte Mark in die Flüssigkeit und stellte leise fest: „Du musst mich
für den größten Schlappschwanz der Welt halten, weil ich gerade
Angst vorm Alleinsein habe.“
„Nur ein Narr würde versuchen nach der Nummer alleine mit seinen
Gedanken zu bleiben. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche“,
antwortete Ethan leise und streichelte dem Mann neben sich
tröstend über den Rücken.
„Mein Leben war vor ein paar Monaten noch normal. Dann kamen
Geister, die keine waren, ein Ex, der mich umbringen wollte und
anschließend waren wirkliche Geister da. Ich glaube, wenn es um
solche Phänomene geht, sollte man alles sein, aber mit seinen
Gedanken nicht allein, Mark.“
Der Arzt stolperte ein wenig über die Aussage mit dem Ex, die den
anderen Worten die Wichtigkeit nahm. Seine Stirn legte sich
nachdenklich in Falten. Es hatte ich schon verwundert, dass Shane
Edwards sich als Lebenspartner von Cumberland deklarierte, aber
das Ethan?
„Du bist schwul?“, hakte Mark nach und blickte in das Glas.
Kaum war die Frage ausgesprochen, nannte er sich einen plumpen
Narren. Es ging ihn schließlich nichts an. Er konnte Ethan leiden,
egal, ob der nun Männer mochte, oder aber Frauen.
„Entschuldige“, kam es schnell über seine Lippen, noch ehe der
Schwarzhaarige zu einer Antwort ansetzen konnte. „Es geht mich
nichts an und ist eine sehr persönliche Frage.“
Er wagte sich nicht, den Blick zu heben und in die Augen des
anderen zu sehen.
„Ja, bin ich. Ist das unangenehm für dich? Soll ich lieber gehen?“,
fragte Ethan.
Mark glaubte, Kummer aus der Stimme des Briten herauszuhören.
Er begann leise zu kichern und blickte dann Ethan an, dessen
Gesicht aus Unsicherheit und Fragezeichen bestand.
„Du bist der erste Mann, den ich kennenlerne, der wahrscheinlich
nicht panisch wird, wenn ich darum bitte, in den Arm genommen zu
werden, weil es mir scheiße geht. Gehen ist nicht“, gab Mark salopp
als Antwort.
Ethan Steels Mimik entspannte sich umgehend und auch er lächelte
einen Moment verschmitzt. Dann wurden seine Gesichtszüge ernster
und er hakte leise nach: „War das der Zaunpfahl, dass dir gerade
mal eine Schulter guttun könnte?“
Mark zögerte lange, ehe er zaghaft nickte. Seine Fingerspitzen
pressten sich fest an das Glas und er fragte sich, was er hier
eigentlich gerade veranstaltete. Er kam nicht zu der Überlegung, was
nun passieren würde. Ethan befreite kurzerhand das Glas aus dem
festen Griff, legte ihm den Arm fest um die Schulter, und ehe er sich
versah, hatte ihn der Brite hinab in eine liegende Position gezogen.
Bisher hatte er die xxl Couch immer als zu riesig für sich empfunden,
nun war er dankbar für die extrem breite Liegefläche, die ihnen
beiden mehr als ausreichend Platz gewährte.
Mark war angespannt über die ungewohnte Nähe, gerade darüber,
dass diese zu einem Mann bestand. Dann fühlte er, wie Ethan ihm
beruhigend über den Rücken strich und es so tatsächlich schaffte,
seine Nervosität abklingen zu lassen.
„Ich werde nicht über dich herfallen. Du brauchst gerade ein paar
Arme und ich bin auch nicht undankbar für ein wenig Nähe. Nicht
mehr und nicht weniger, in Ordnung?“, flüsterte der Schwarzhaarige.
Mark nickte einen Moment später und erlaubte sich etwas näher
heranzurutschen. Sein Kopf fand die passende Stelle auf Ethans
Schulter. Dann, ehe er überlegen konnte, ob er vielleicht ebenso
einen Arm um den anderen legen sollte, griff der Brite einfach
danach und zog sich diesen über den Bauch. Unter den sanften
Streicheleinheiten rutschte der Arzt langsam näher und wagte sich,
die feste Umarmung zu erwidern.
Ethan begann ganz leise von seiner Vergangenheit zu erzählen, dann
von seinem Umzug in die Staaten. Während er redete, merkte er,
wie der Atem des Arztes zusehends ruhiger wurde. Ein sanftes
Lächeln glitt über sein Gesicht, dann schlich sich ein wenig Trauer
darüber.
Die Nähe fühlte sich gut an, etwas, was er schon sehr lange nicht
mehr
Weitere Kostenlose Bücher