Cumberland Nash (German Edition)
hatten. Geldscheine sorgten dafür, dass keinerlei
Fragen auftauchen würden.
Shane Edwards verließ langsam die Küche, anschließend das große
Haupthaus und ging dann daran entlang, bis er zu dem Gebäude
kam, in das Rhys Cumberland eingezogen war. Langsam trugen ihn
seine Beine näher. Durch das Licht des größeren Gebäudes konnte
er die Umrisse der Umzugskartons sehen, die sich hinter den
Fenstern stapelten.
„Du hast es nicht mal geschafft, deine Kartons auszupacken“,
flüsterte er leise.
Funkenschlag
Eine leise Melodie holte Ethan aus dem Schlaf. Es brauchte eine
Sekunde, bis er sich orientiert hatte, dann griff er an die
Seitentasche seiner Hose und zog das Handy heraus. Mark wurde
ebenso wach und richtete sich automatisch auf.
„Wie hast du heute und morgen Dienst?“, wurde er unmittelbar von
Ethan gefragt.
„Ich weiß nicht mal, welchen Tag wir haben. Mein Dienstplan hängt
am Kühlschrank“, brummte Mark müde zurück.
Der Brite stand auf und ging in die Richtung, die der Arzt ihm
deutete. Hamilton rieb sich verschlafen über das Gesicht und tappte
einen Moment später hinterher.
„Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber als stellvertretender Chefarzt
kann ich jederzeit in jedes Zimmer und habe überall Zugang“,
erklärte er Ethan, der noch immer das flache Gerät ans Ohr hielt.
„Meldet euch einfach, wenn ihr angekommen seid, okay Baker?“,
war das Letzte, was der schwarzhaarige Mann sagte, dann beendete
er das Gespräch.
Hamilton eiste seinen Blick von dem Briten los und ließ diesen zur
Küchenuhr gleiten. Seine Brauen zogen sich zusammen, die Augen
glitten kurz zum Fenster und nahmen die Dunkelheit außerhalb
wahr.
„2.30 Uhr in der Nacht?“, fragte er entsetzt und wusste umgehend,
warum er sich neben der Spur fühlte.
Wenn es hochkam, hatte er gerade mal drei Stunden friedlich
geschlafen, wenn überhaupt. Ethan nickte und sah nicht weniger
müde aus, als er. Das Schweigen, was in diesem Moment herrschte,
war unangenehm und er wusste nicht recht, ob er aussprechen
durfte, was er gerade dachte.
„Vielleicht ...“, begann Mark.
„Soll ich lieber nach Hause fahren?“, beendete Ethan den Satz.
Der Arzt gab verschlafen seinem Impuls nach und schüttelte den
Kopf. Dann besann er sich allerdings eines Besseren. Seine Meinung
war eine Sache, aber was, wenn Ethan gar nicht bleiben wollte?
„Willst du nach Hause?“, fragte er daher mit einem flauen Gefühl im
Magen. „Ich … es hat sich gut angefühlt und ich hab nur kurz was
Schräges geträumt. Es ...“, brach Mark sein Gestotter ab und
schämte sich für sein Verhalten, dass ihn gerade an einen Teenager
erinnerte.
„Ich bleib gern hier“, erwiderte Ethan leise.
Seine erste Antwort war ein kräftiges Ausatmen, das er versuchte zu
unterdrücken. Die Zweite war: „Ich springe kurz ins Bad.“
Der braunhaarige Mann ließ einen überraschten Ethan Steel zurück,
dessen Mundwinkel verdächtig zuckte. Knapp drei Minuten später
fragte er sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war
hierzubleiben, denn Dr. Mark Hamilton erschien nur mit Shorts
bekleidet im Türrahmen der Küche.
„Ich hab noch eine neue Zahnbürste da, sie liegt für dich am
Waschbeckenrand. Fühl dich bitte einfach wie zu Hause. Ich mache
mich mal auf die Suche nach einem zweiten Satz Bettzeug, okay?“
Ethan brachte nur ein Nicken zustande und versuchte sich auf das
Gesicht des Mannes zu konzentrieren, der vor ihm stand. Aber die
leicht zersausten Haare und gerade befeuchteten Lippen hatten fast
den gleichen Effekt, wie das, was er Sekunden zuvor unterhalb des
Halses registriert hatte. Sehnsucht zog durch seinen Bauch, stoppte
aber zu seiner Erleichterung am Nabel und sackte nicht tiefer.
Mark schien noch etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann
aber anders, drehte sich um und verschwand. Der Rücken und die
Shorts, die mehr erahnen ließ, als ihm gerade lieb war, sorgte erneut
für wohliges Kribbeln.
Ethan schüttelte den Kopf, als könne er damit die Geister vertreiben,
die sich seiner bemächtigen wollten. Er ging langsam aus der Küche
heraus und blickte sich orientierungslos um. Er glaubte sich dunkel
daran zu erinnern, beim Betreten der Wohnung noch weitere Türen
wahrgenommen zu haben und ging auf den Flur zurück. Zu seinem
Glück hatte Mark das Licht im Bad angelassen und die Tür stand ein
Stück offen. Er ging dort hinein, schloss diese und lehnte sich
anschließend dagegen.
„Was mache ich hier gerade? Den Seelensamariter für
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