Cumberland Nash (German Edition)
eine Schwester aus dem Zimmer und bezog
obendrein einen Krankenhausbesucher in die Behandlung ein. Das
alles wegen eines Traumes und ein paar Menschen, die plötzlich in
seinem Leben aufgetaucht waren.
Die Tür des Zimmers öffnete sich und Steel schenkte Mark ein
Lächeln, das ihm fast den Boden unter den Füßen wegzog. Seine
Augen folgten den Fingern, die durch die Haare glitten. Er wusste
nicht, wie er gerade aussah, aber das Grinsen des Mannes ihm
gegenüber wurde breiter und der Engländer räusperte sich.
„Nash ist wieder da, wenn auch anders als gedacht. Sie haben statt
des Dämons den Menschen zurück ins Leben geholt.“
Marks Blick war nach dieser Erklärung so verdattert, dass Ethan
leise kicherte. Das Geräusch sorgte für Kribbeln in seinem Bauch
und er schüttelte völlig überfordert den Kopf. Nicht nur Dämonen,
die zu Menschen wurden, sondern ein Mann, der eine fast
magnetische Wirkung auf ihn ausübte und das in so kurzer Zeit. Er
verstand die Welt nicht mehr.
„Alles in Ordnung?“, fragte Ethan mit einem Hauch Sorge in der
Stimme.
„Verwirrt, das ist alles“, erwiderte Mark und schenkte dem Briten ein
Lächeln, dass nicht weniger sinnlich war.
„Die Jungs bleiben heute Nacht noch in Philadelphia und fahren
dann mit dem Auto zurück. Nash besitzt keine Papiere, daher
können sie nicht fliegen.“
Der Arzt nickte nur und äußerte sich nicht weiter. Sein Blick war
noch immer auf das Gesicht des anderen geheftet. Sehnsucht
glomm in ihm, die Lippen des Schwarzhaarigen zu küssen. Er
merkte, wie Ethan durch das Schweigen etwas nervös zu werden
schien. Ohne zu zögern, setzte er sich in Bewegung und blieb direkt
vor diesem Stehen.
„Ich habe bis zum Dienstbeginn noch ungefähr fünf Stunden Zeit,
meine Schicht geht erst um neun Uhr los. Was hältst du davon, wenn
wir von hier verschwinden? Cumberland geht es soweit gut.“
Hamilton schmunzelte, als der Blick des anderen einen Moment
verklärt wurde. Dann beugte er sich mit einer Selbstverständlichkeit
vor, die ihm sonst fremd war, und küsste die Lippen, nach denen er
sich so sehr sehnte.
„Darf ich dich zu mir entführen? Ich habe das Bedürfnis mal in
andere Klamotten zu kommen“, nuschelte Ethan leise, denn er hatte
nicht vor, die Berührung richtig zu unterbrechen.
Mark Hamilton brachte nur ein angedeutetes Nicken zustande, ehe
seine Hände sich von selbst den Weg in den Nacken des anderen
suchten.
Die Tür des Krankenzimmers öffnete sich und er zog den Kopf nur
soweit zurück, dass er über Ethans Schulter sehen konnte, wer sie
störte.
„Sie stehen hier nicht wirklich gerade im Zimmer eines Patienten
und tun das, wonach es aussieht, oder Dr. Hamilton?“
Die Stimme des Chefarztes klang mehr als nur aufgebracht. Dieser
schnappte nach Luft und wetterte: „Da werde angerufen und
hergebeten, weil Kollegen an Ihrem Verstand zweifeln und dann
erwartet mich das hier? Ich fasse es einfach nicht! Das wird
Konsequenzen haben, Hamilton. Sie sind hier schließlich mein
Stellvertreter!“
Mark spürte Ethans Hand an seiner Taille, fast, als wolle ihm diese
Halt geben.
Mit einer Gelassenheit, die ihn selbst verwunderte, erklärte Mark
Hamilton: „Ich denke, das Problem mit meinem Benehmen als Ihr
Stellvertreter bekommen wir schnell gelöst. Ich kündige.“
Die Kinnlade des Chefarztes klappte hinab, doch noch, ehe dieser
etwas sagen konnte, schnappte sich Mark die Hand des Engländers
und zog diesen einfach aus dem Zimmer. Im Gehen drehte er sich
um und erklärte: „Ich habe aus den letzten zwei Jahren noch soviel
Urlaub, dass ich lediglich noch einmal vorbeikomme, um das Büro
zu räumen und eine knappe Übergabe zu machen.“
Kaum hatte er mit Ethan den Flur erreicht, fragte dieser leise: „Du
hast gerade nicht wirklich gekündigt, oder?“
„Doch. Zum einen hätte es hier wirklich Stress gegeben wegen der
Aktion mit Cumberland und auf der anderen Seite gedenke ich nicht,
zukünftig soviel Zeit in der Klinik zu verbringen. Ich habe, glaube ich,
Besseres vor“, erwiderte Mark und grinste den schwarzhaarigen
Mann an.
„Und das wäre?“, kam es noch immer überrascht, aber auch
grinsend zurück.
„Oh, ich habe da jemanden kennengelernt, mit dem möchte ich
wesentlich mehr Zeit haben. Da ist es nicht mehr ganz so in meinem
Interesse, nachts hier zu sein. Ich hatte vor Kurzem einen Kollegen
als Patienten. Allgemeinmediziner, kurz vor dem Ruhestand. Er
klagte sein Leid, das er keinen Nachfolger für seine Praxis findet.
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