Curia
glockenförmiger Lampen fielen.
Ein Priester trat ein und stellte ein silbernes Tablett mit einer Flasche 25er Macallan, einem eisgefüllten Kühleimer und einem Glas Milch auf den Davenport-Sekretär aus dem 18. Jahrhundert.
Monsignore Guzman, in Hemdsärmeln mit goldenen Manschettenknöpfen, kippte ein halbes Glas Whisky herunter und rieb die Queuespitze mit einem Stückchen Kreide, den Blick auf das grüne Tuch geheftet.
Der Monsignore versetzte der Kugel 7 einen Stoß, sie rollte ins Loch.
»Monsignore, warum haben Sie Rabinovitchs Vorschlag angenommen?«, fragte Pater Pinkus. »Ich meine das Fischerboot. Ist das sicher? Sobald wir an Bord sind, kann doch alles Mögliche passieren, glauben Sie nicht?«
»Halten Sie mich für einen cojón ?« Der Monsignore stieß gegen die Kugel 5, die ins Loch rollte. »Wer hat denn gesagt, dass wir an Bord gehen?«
»Aber … Monsignore, ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Wie kommen wir weg vom Berg Athos, wenn wir nicht auf dieses Boot steigen?«
»Zunächst einmal sagt derjenige, der den Papyrus findet, dem anderen Bescheid.«
Die Klänge des Miserere untermalten Guzmans Worte.
»Wenn das erledigt ist, gehen wir nach Daphni zurück und nehmen das erste Schiff nach Ouranoupolis«, fuhr der Monsignore fort. Er beförderte die Kugel 3 ins mittlere Loch. »Ich finde das alles sehr einfach. «
Pater Pinkus fuhr sich mit der Hand über die schweißbedeckte Stirn und trank einen Schluck Milch. »In Daphni könnten wir ein Problem bekommen, Monsignore.«
»Oh, Señor! Pater Pinkus mit seinen ewigen Problemen! Lassen Sie hören.«
»Die Mönche an der Zollstation könnten Kontrollen durchführen.«
»Was sollten sie denn kontrollieren?«
»Die Handschriften in den Bibliotheken sind kostbar, von den Ikonen in den Kirchen gar nicht zu reden. Diebstähle sind die Hauptsorge der Mönche.«
Der Monsignore lächelte zuversichtlich. »Ein guter Plan sieht immer Alternativen vor. Hören Sie, was ich Ihnen sage.«
Miserere mei Deum, secundum magnam misericordiam …
»Auf dem Landweg nach Ouranoupolis?«, fragte Pinkus entsetzt. »Aber Monsignore, das sind fünfundzwanzig Kilometer höllisch gefährlicher Gebirgspfade. Nicht einmal die Maulesel wagen sich dorthin.«
»Ach, kommen Sie, Pater! Ein bisschen Trekking wird Ihnen guttun.« Guzman beugte sich über den Tisch und schickte die Kugel 8 mit einem gezielten Stoß ins Eckloch. »Wissen Sie, was Ihr Problem ist? Sie versteifen sich darauf, vertikal zu denken. Lernen Sie, lateral zu denken, wie ich. Nehmen Sie Lawrence von Arabien. Man konnte nicht auf dem Seeweg nach Aqaba kommen? Er erreicht es auf dem Landweg, über Nefud.«
Pater Pinkus schluckte erneut. »Bitte entschuldigen Sie, Monsignore, aber die Mönche könnten die griechischen Grenzbehörden in Ouranoupolis informieren.«
Der Monsignore seufzte und versetzte der Kugel 4 einen Stoß, worauf sie vom Eckloch abprallte, um mitten auf dem Tisch zum Stillstand zu kommen.
»Sehen Sie? Mit all Ihrem ›wenn‹ und ›aber‹ haben Sie mich irritiert. Also gut, ich höre. Warum sollten die Mönche das Verschwinden des Papyrus bemerken? Sie sind dran.«
Pater Pinkus stieß die Kugel 13 ins mittlere Loch. »Aber was passiert, wenn sie es merken? Jemand könnte uns dabei erwischen, wenn wir den Papyrus stehlen.«
Der Monsignore schluckte den Rest des Whiskys hinunter. »Pater, mein Plan ist perfekt. Sie neigen zu einer verzerrten Sicht der Dinge. Nehmen Sie zum Beispiel Ihre Kugel 10 dort. Sie werden Sie niemals in dieses Eckloch bringen, jeder auch nur halbwegs vorsichtige Spieler könnte das sehen.« Der Monsignore schnalzte kopfschüttelnd mit der Zunge. »Eine militärische Strategie erfordert geometrisches Denken wie das Billardspiel.«
»Ich bitte um Entschuldigung, Monsignore. Es ist sicher so, wie Sie sagen.« Der Pater spielte die Kugel 10. Sie stieß gegen eine kurze Bande, dann gegen eine lange, um schließlich ins Eckloch zu rollen.
Der Monsignore starrte mit aufgerissenen Augen auf den Tisch. Er hieb mit dem Queue aufs Parkett, was in dem großen Saal wie ein Pistolenschuss widerhallte. Dann musterte er Pinkus aus der Höhe seiner ein Meter neunzig Körpergröße. Der Pater breitete verlegen die Arme aus, deutete ein entschuldigendes Lächeln an und machte sich noch kleiner, als er war. Es klopfte an die Tür, ein Priester stürmte in den Saal.
»Monsignore, ich habe soeben einen Anruf aus dem dritten Stock des Apostolischen Palastes erhalten«,
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