Curia
betraten.«
Aus den vom Griffith Institute in Oxford veröffentlichten Tagebüchern ging hervor, dass die vier schon am 27. November in der Vorkammer gewesen waren und daher genug Zeit gehabt hatten, sich in aller Ruhe umzusehen.
»Sogar die ›Times‹ bestätigt die Existenz der Papyri.« Théo reichte Gaston zwei vergilbte Zeitungsausschnitte.
Der erste Artikel vom 1. Dezember 1923 stammte von Arthur Merton, dem Korrespondenten der »Times« in Luxor. »Eine der Truhen enthält Papyrusrollen, die hoffentlich wertvolle Informationen liefern.« Der zweite Artikel vom 4. Dezember 1923 enthielt ein Interview mit Gardiner, in dem der Philologe erklärte: »Diese Dokumente könnten Aufschluss geben über die Abkehr von der Religion der Häretiker hin zur traditionellen Religion.«
»Auch die ägyptische Verwaltung für Altertümer musste die ›Times‹ lesen, denn die Zeitung hatte die Exklusivrechte an der Berichterstattung«, sagte Gaston. »Hat denn niemand Erklärungen von Carter gefordert?«
»Und ob. Carter hat behauptet, sie hätten sich geirrt, was sie gesehen hatten, seien keine Papyri gewesen.«
»Was denn dann?«
»Die Unterhosen von Tutanchamun.«
»Ganz schön unverschämt, der Typ«, sagte Gaston ungerührt. »Na, hoffentlich waren die Unterhosen wenigstens sauber.«
»Carter erklärte, als sie sich später mit besserer Beleuchtung in der Vorkammer umgesehen hätten, hätten sie erkannt, dass die Truhe den leinenen Lendenschurz des Pharaos enthielt. Aber er hat gelogen. Schon am 27. November war die Vorkammer hell erleuchtet.«
In seinem Tagebuch hatte Carter nämlich unter dem Datum dieses Tages geschrieben: »Das Grab bei elektrischem Licht untersucht. Callender hatte die elektrische Anlage vorbereitet, damit das Grab ausgeleuchtet werden konnte. Gegen Mittag, als Lord C., Lady E., Callender und ich in das Grab gingen, war sie fertig, und wir konnten die erste Kammer gründlich untersuchen.«
»Haben die von der Verwaltung für Altertümer das geglaubt?«, fragte Gaston.
»Was blieb ihnen anderes übrig? Allerdings war Gardiner, der Hieroglyphenfachmann, schon am 3. Dezember 1923 in Luxor. Man kann sich leicht vorstellen, warum.«
»Und der zweite Brief? An wen wurde der geschrieben?«
»An Wallis Budge, den Kurator der Ägyptischen Altertümer im British Museum.« Théo zeigte Gaston den Einband des zweiten Buchs: Tutankhamen: Amenism, Atheism, and Egyptian Monotheism von Sir Ernest Wallis Budge. »Auf Seite XIX des Vorworts bestätigt Budge, dass er von Carnarvon einen auf den 1. Dezember 1923 datierten Brief erhalten hat, und zitiert daraus: ›Bis jetzt bin ich erst in zwei Kammern gewesen … aber es gibt einige Papyri, Keramik, Schmuckstücke, Blumensträuße und Kerzen auf Leuchtern in Form des ankh. ‹«
»Jetzt wissen wir, dass Carter nicht geblufft hat, als er Allenby mit der Veröffentlichung des Papyrus drohte.«
Théo klappte das Buch zu. »Hast du etwas über die Finanzen der Carnarvons rausgefunden?«
»Deine Vermutung war richtig.« Gaston kramte in seinen Unterlagen. »Das Bankkonto des Lords passte nicht gerade zu seinem Namen.«
Die Autos und Rennpferde sowie die Unterhaltskosten für den Familiensitz Highclere Castle hatten die Finanzen des Lords ausgetrocknet. Die Ehe mit Almina war beiderseits eine Zweckheirat. Durch die Hochzeit mit dem fünften Earl of Carnarvon wurde Almina Mitglied einer der blaublütigsten Familien Englands, während Carter seinem Bankkonto etwas Sauerstoff zuführte.
»Am Tag der Hochzeit überwies Alfred de Rothschild Carnarvon eine Mitgift von hundertfünfzigtausend Pfund Sterling, mit denen der Lord seine Schulden tilgen konnte.«
Außerdem unterschrieben Carnarvon und Alfred de Rothschild einen Vertrag, mit dem Alfred sich verpflichtete, Carnarvon und Almina eine stattliche Jahresrente zu zahlen, unter der Bedingung, dass die beiden zusammenlebten.
»Trotz gerieten Carnarvons Finanzen schon bald wieder ins Wanken«, fuhr Gaston fort. »Es scheint, als hätte Almina ihren Vater ständig um Geld gebeten.«
»Es scheint nicht nur so. Der Sohn der Carnarvons, Henry George, schreibt in seinen Memoiren, dass seine Mutter Almina regelmäßig zur NM Rothschild & Sons in London ging, um den Vater um Geld zu bitten.«
»Und er hat es ihr gegeben?«
»Immer«, sagte Théo. »Er liebte es, seine Tochter zu verwöhnen. Was hast du denn über die Beziehung zwischen Carnarvon und seiner Frau herausgefunden?«
»Distanziert ist noch
Weitere Kostenlose Bücher