Curia
Théo ihm gerne einen Kinnhaken verpasst, aber dank des Martini Dry ließ er sich von den schwarzen Ledersesseln und den Klängen von Summertime ablenken.
»Der Hohlraum befindet sich in der Mitte des Obelisken«, sagte Konstantine schließlich. »Allein der Sockel ist vier Meter hoch, also sprechen wir hier von etwa fünfzehn Metern über dem Erdboden.«
»Und es könnte keine Unregelmäßigkeit im Granit sein?«
»Nein, mein Herr. Meine Leute haben den allerneuesten GPR -Radar benutzt. Es handelt sich um einen regelmäßig geformten Hohlraum von fünfundzwanzig Zentimetern Höhe und zwanzig Zentimetern Breite und Tiefe.«
»Am Telefon hast du von einem Problem gesprochen.«
»Der Hohlraum befindet sich etwa zehn Zentimeter tief in der Seite, die zur Themse zeigt.«
Konstantine legte einen Packen Fotos auf den Tisch, und Théo sah sie rasch durch. Ein Versteck in dieser Größenordnung bedeutete etwas Kleines. Eine Schachtel? Ein Papyrus? Was sonst?
»Leider liegt der Sockel des Obelisken zwischen zwei Treppen«, sagte Konstantine. Darum könne der Kranwagen mit der Teleskopleiter nicht bis zum Sockel hinauffahren.
»Die ideale Lösung wäre eine bewegliche Arbeitsfläche an einem Teleskoparm auf einem Kettenfahrzeug. Aber meine Männer bezweifeln, dass der Manövrierradius ausreicht, wenn sie oben auf der Fläche stehen. Wir testen gerade die Manövrierfähigkeit der Anlage bei einer Arbeitshöhe von zweiundzwanzig Metern.«
»Und wenn der Arm nicht so weit reicht?«
»Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als ein Gerüst an der hinteren Seite aufzubauen. Aber eine Nacht reicht dafür wahrscheinlich nicht aus, und dann hätten wir den Salat.«
»Warum geht ihr dann nicht mit der Ausziehleiter hoch und bohrt von der Vorderseite?«
»Machst du Witze?« Konstantine zeigte auf ein Foto. »Stell dir mal vor, du klammerst dich in fünfzehn Meter Höhe an eine Leiter, hast einen Presslufthammer in der Hand und diesen harten Brocken vor dir.«
Auf dieser Höhe maß der Obelisk einen Meter siebzig im Querschnitt. Von der Vorderseite aus zu bohren bedeutete angesichts der Größe des Hohlraums und seiner Lage, dass man ein Loch von einem Meter fünfunddreißig in einen Granitblock bohren musste. Abgesehen von dem Höllenlärm würde ein so tiefes Loch viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen.
»Nehmen wir mal an, mit dem Kettenfahrzeug ließe sich das Problem lösen«, sagte Théo. »Erscheint dir das nicht auch, gelinde gesagt, ein wenig riskant? Ich glaube nicht, dass ein Teleskoparm, der sich fünfzehn Meter über dem Erdboden an einem Obelisken zu schaffen macht, unbemerkt bleibt, auch mitten in der Nacht nicht.«
Konstantine machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Soll ich dir verraten, wann etwas unbemerkt bleibt? Wenn du es vor aller Augen tust. Lass uns lieber über den Granit sprechen. Hat der Chemiker des Louvre das Stückchen analysiert?«
»Ja. Er hat schon etwa zehn Kilo schnell bindenden Mörtel mit derselben chemischen Zusammensetzung vorbereitet. Wenn der Mörtel trocken ist, hat er dieselbe Farbe wie der Obelisk.«
»Gut. Jetzt erklär mir, wie wir die Hieroglyphen wiederherstellen, denn ein paar davon müssen bestimmt dran glauben.«
Während Théo sprach, folgte Konstantine den zur Decke aufsteigenden Rauchringen seiner Davidoff.
»Wenn ihr das Loch wieder gestopft habt«, schloss Théo, »drückt dein Mann einfach die Schablone gegen den Mörtel, aber er muss aufpassen, dass er sie richtig anlegt.« Er spießte die Olive im Martini auf ein Holzstäbchen. »Wann wirst du anfangen?«
»In drei Tagen. Morgen Nachmittag schicke ich das Material durch einen Boten nach London.«
»Spyro, was machen wir, wenn sie von der Polizei entdeckt werden?«
»Solche Gedanken mache ich mir lieber nicht. Das bringt Unglück.«
»Doch, wir müssen daran denken und uns eine Antwort zurechtlegen. Eine, die hieb- und stichfest ist.«
»Hast du schon eine Idee?«
Théo beugte sich zu Konstantine vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Zu den aufsteigenden Rauchschwaden der Davidoff erklang die Stimme von Ray Charles, der Georgia on my Mind sang.
»Das ist perfekt«, sagte Konstantine mit einem Blick zwischen Staunen und Bewunderung. »Weißt du was? Im Louvre ist dein Talent vergeudet. Du hast das Zeug zu einem Kriminellen erster Güte, und ich weiß, wovon ich rede.«
»Spyro, lass das. Komplimente machen mich verlegen.«
»Genehmigen wir uns noch einen?« Konstantine wies mit einladendem Blick auf
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