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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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gelinde ausgedrückt. Im März 1923 erkrankte Carnarvon in Ägypten an einem entzündeten Mückenstich. Seine Tochter Evelyn kümmerte sich in Kairo um ihn, seine Frau blieb zu Hause. Almina kam erst nach Kairo, als es keine Hoffnung mehr für ihn gab.«
    Im Dezember 1923, acht Monate nach Carnarvons Tod, heiratete Almina den Colonel Ian Dennistoun, einen Habenichts, mit dem sie schon länger eine Beziehung hatte.
    »Das gesamte Bild scheint mir eindeutig«, sagte Théo. »Als Carnarvon starb, war seine finanzielle Situation angespannt, und die Beziehung zu seiner Frau, die einen Geliebten hatte, beschränkte sich darauf, die Form zu wahren. Warum hätte Almina die Ausgrabungen also weiter finanzieren sollen, obendrein mit dem Geld ihres Vaters?«
    »Vielleicht liegt die Antwort in den veränderten Klauseln der Grabungsgenehmigung, die auf Alminas Namen erneuert wurde. Hast du da was entdeckt?«
    Théo nickte. »Um zu verstehen, was da passiert ist, muss man einen Schritt zurückgehen.«
    Die ursprüngliche Genehmigung war Lord Carnarvon 1915 erteilt worden, und sie sah unter anderem vor, dass Carnarvon bei jedem Fund eine gewisse Anzahl von Gegenständen behalten durfte.
    Nach dem Streit zwischen Carter und Lacau im Februar 1924, dem Widerruf der Genehmigung und der Szene zwischen Carter und Allenby ergriffen die Nationalisten im Ministerium für Öffentliche Arbeiten die Gelegenheit, um auch die ursprüngliche Genehmigung zu annullieren. Sie erklärten, dass von nun an kein einziges Stück mehr Ägypten verlassen dürfe. Das Zeitalter des Kolonialismus sei beendet, sagten sie, auch für die Archäologie.
    »Doch im Dezember 1924 verloren die Nationalisten ihre Macht. Im Januar 1925 erneuerte der neue Minister für Öffentliche Arbeiten die Genehmigung auf Alminas Namen. Carter blieb der Leiter der Restaurierungsarbeiten. Doch der Minister tat noch etwas anderes.«
    Der Minister änderte willkürlich die Bedingungen der ursprünglichen Genehmigung und verfügte, dass die einzige Entschädigung für die Ausgrabungen aus wenigen Duplikaten der Fundstücke bestehen sollte, die obendrein erst nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten, also viele Jahre später, aus Ägypten ausgeführt werden durften. Die Entscheidung darüber oblag allein der Verwaltung für Altertümer.
    »Wie findest du das?«, fragte Théo.
    »Almina soll das Projekt also weiterhin mit dem Geld ihres Vaters finanziert haben, und das für nichts als Ruhm und Ehre? Das ist absurd. Warum hätte sie das tun sollen?«
    »Es gibt nur eine Erklärung. Obwohl ihr Name der einzige war, der auf der neuen Genehmigung auftauchte, stand jemand anderes hinter ihr.«
    »Nun, es wird wohl wieder Alfred gewesen sein, der die Brieftasche zückte, obwohl ich nicht mehr verstehe, warum.«
    »Wahrscheinlich war er es, der zahlte, aber nicht weil er Alminas Vater war.« Théo trommelte mit dem Füllhalter auf den Kopf Ramses’ II. »Er tat es für jemand anderen.«
    »Für wen?«
    »Für die zionistische Bewegung und die Regierung Seiner Majestät.«
    Der Rothschild-Clan war einer der überzeugtesten Unterstützer des Zionismus, ebenso wie die englische Regierung, allerdings aus ganz anderen Gründen.
    »Jetzt kann ich mir vorstellen, was Allenby tat, als Carter die Tür hinter sich zuschlug«, sagte Théo.
    »Er wird sich sofort ans Telefon gehängt und mit dem englischen Außenminister gesprochen haben.«
    »Worauf der Minister mit Edmond de Rothschild gesprochen hat und der wiederum in Alfreds Büro geeilt ist.« Théo schlug die Rolle mit den Zeitungsausschnitten gegen seine Handfläche. »Wir haben keinen Beweis, dass es sich so abgespielt hat, aber ich bin überzeugt, dass es genau so war.«
    »Was ist deiner Meinung nach passiert, nachdem Allenby mit London gesprochen hatte?«
    »Ein paar Tage später, nachdem der Zorn verraucht und die Wand neu gestrichen ist, bestellt Allenby Carter in sein Büro. Er teilt ihm mit, dass die englische Regierung Druck auf Ägypten machen wird und dass Alfred de Rothschild die Restaurierungsarbeiten finanziert.« Théo hob den Zeigefinger. »Allerdings unter einer Bedingung: Carter muss ihm den Papyrus über den Exodus aushändigen und dessen Inhalt aus seinem Gedächtnis streichen.«
    »Denn andernfalls würde Alfred keinen Penny rausrücken, und er wäre wieder arbeitslos. Richtig?«
    »Als Diplomat und guter Engländer wird Allenby es etwas weniger deutlich ausgedrückt haben, aber das ist der Kern.«
    »Wer hat dann den Papyrus

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