Curia
ich mit Ihnen sprechen. Der Jesuit ist vor zwei Stunden nach Rio de Janeiro abgeflogen. Ich überlasse es Ihnen, sich den Zweck dieser Reise vorzustellen.«
»Ich verstehe. Der Inquisitor befindet sich bereits mitten im Wahlkampf.«
»Ich habe schon mehrere Anrufe aus den Diözesen in Rio, Lima und Buenos Aires bekommen – die Kardinäle Martinez, García und Delgado. Ottolenghi hat Termine mit allen wichtigen Leuten gemacht.«
»Und wenn er zum heiligen Petrus persönlich ginge. Wir kontrollieren siebzig Prozent der Kardinäle des Konklaves.«
»Monsignore, hier herrscht eine Stimmung, die mir nicht gefällt. Es riecht nach Aufstand.«
»Aufstand?«
»Ich habe besorgniserregende Gerüchte gehört. Und ich spreche von unseren Kardinälen, von Anhängern des Opus Dei, nicht nur in Südamerika, sondern auch hier in Rom, in der Kurie. Anscheinend erfreut sich der Jesuit großer Zustimmung, sogar bei vielen der Unsrigen. Vielleicht ist es wahr, was man sich erzählt.«
»Was erzählt man?«
»Offenbar hat der Heilige Vater bei einem Gespräch mit dem Kardinalstaatssekretär in der Poliklinik Gemelli Kardinal Ottolenghi als seinen idealen Nachfolger bezeichnet.«
Der Monsignore streichelte seine Narbe. »Hier muss ein entscheidender Schlag geführt werden, im Stile Pattons.«
»Monsignore, ich … ich würde voreilige Entschlüsse meiden.«
»Denken Sie an das Buch Ekklesiastes, Pater. Es gibt im Leben für alles eine Zeit. Eine Zeit für den Frieden und eine für den Krieg.«
»Monsignore …«
»Rufen Sie die Leiter der Stiftungen an, und lassen Sie alle Kredite an das IOR sperren. Ab sofort.«
»Die Kredite sperren? Aber … aber Monsignore, sind Sie wirklich sicher?«
»Mit leerem Magen können die Carbonari in der Kurie besser nachdenken.«
Guzman beendete das Gespräch und blieb an der Brüstung der Veranda stehen, den Blick auf die Große Pyramide gerichtet. Das Panorama vom siebzehnten Stock des Opus-Dei-Gebäudes in Manhattan kam ihm in den Sinn. Er seufzte tief.
Jetzt, wo er die Kreditflüsse hatte unterbrechen lassen, musste unbedingt der Papyrus gefunden werden. Und die beiden Idioten? Er würde sich ihrer im geeigneten Moment entledigen. Wenn der Papyrus erst einmal im Safe einer Bank in Zürich lag, würde der Heilige Geist an die Tür der Villa Tevere klopfen, bevor er sich in die Sixtinische Kapelle begab.
»Ich will hier Männer mit harten Stimmen sehen. Los que doman caballos y dominan los ríos «, hatte García Lorca geschrieben. Guzman spannte die Kinnmuskeln an. Selbst wenn der Nachfolger Petri ein hombre de voz dura gewesen wäre, der Papyrus hätte ihn besänftigt. Guzman hieb mit der Faust auf das Geländer.
Der Beginn eines Kampfes hatte immer die gleiche Wirkung auf ihn. »Gesegnet sei der Schmerz«, hatte El Padre geschrieben. Ein paar Schläge mit der Geißel …? »Ich glaube an das Fleisch und seine Begierden … Der Duft dieser Achselhöhlen ist ein Aroma feiner als Gebete, dieses Haupt ist mehr als Kirchen, Bibeln und alle Glaubensbekenntnisse«, hatte Walt Whitman geschrieben. Caramba ! Tut mir leid, Padre, Whitman ist besser. Wie konnte er hier eine chiquita finden? Ob dieser safragi mit den schlauen Augen etwas wusste?
Er ging mit schnellen Schritten über die Veranda, betrat die Mamluk Bar und blickte sich suchend um. Mit einem schmeichlerischen Lächeln ging er auf einen safragi zu, der ihm dreist genug erschien. Er hakte ihn unter, zog ihn in eine Ecke und flüsterte ihm etwas zu. Auf das Gesicht des Jungen trat ein lüsternes Lächeln.
18 Théo ging durch den Eingang des Ritz und blieb an der Schwelle zur Bar Hemingway stehen. Konstantine saß schon an seinem Lieblingstisch zwischen Porträts von Hemingway und Graham Greene. Spyro war hier Stammkunde, und am Mittwochabend, wenn die Bar exotische Zigarren zur Verkostung anbot, fehlte er nie.
»Weißt du, was der Lebenskünstler Hemingway gesagt hat?« Konstantine hielt sich eine 50-Dollar-Davidoff unter die Nase. »Wenn ich an das Leben im Paradies denke, denke ich ans Ritz.«
»Vergiss Hemingway und erzähl mir alles. Auf welcher Höhe liegt es?«
Konstantine schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. »Théo, die großen Momente im Leben müssen ausgekostet werden wie ein Jahrgangswein, eine schöne Frau oder eine kubanische Zigarre.« Er winkte dem ersten Barkeeper. »Colin, das Übliche für zwei Personen. Schön trocken, ja? Und die Gläser müssen eiskalt sein.«
In dem Moment hätte
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