CUT
riesigen Spritze, einer
dieser Zwei-Liter-Teile, die man für Pferde verwendet. Seinen Arztkoffer hat er
in der Hand.
„Guten Morgen, Schatz“, begrüßt er
Steven.
„Verarschen kann ich mich alleine“,
brummt dieser und verschwindet im Bad.
„Ich hätte ihm von der Spezialmischung
gegeben, die Katerbeschwerden restlos wegmacht“, raunt Timo mir zu.
„Schade, dass er gleich gemerkt hat, dass
dieses Teil hier nur ein Joke ist... ich hatte schon Patienten, die panisch vor
Angst an die Zimmerdecke gekrabbelt sind“, grinst er leise, während Steven im
Bad die Dusche benutzt. Plötzlich geht die Tür auf und Steven steckt seinen
Kopf raus.
„Na, die Patienten, die Du jetzt auf
Deiner Station hast, krabbeln garantiert nirgendwo mehr hin“, stellt er fest.
„Da macht es auch wesentlich weniger
Spaß, die Patienten zu veralbern“, kontert Timo gut gelaunt.
„Ja, stimmt... Tote sind ja so humorlos“,
zickt Steven und knallt die Tür wieder zu. Timo und ich wechseln einen
humorvollen Blick.
„Der Boss hat heute schlechte Laune“,
grinse ich.
„Kein Wunder... er ist auf Entzug. Was
ihm fehlt, ist richtig ordentlicher Sex mit seinen Liebhabern, die sich in
Frankfurt aufhalten, während vor seinen Augen laufend gevögelt wird. Da würde
ich mich auch hemmungslos besaufen“, stichelt Timo.
„Vielleicht sollten wir ihm dabei helfen“,
schlage ich vor.
„Seit wann magst Du Whisky?“ Timo lacht.
„Och, echter schottischer Single Malt ist
schon was Feines, aber ich dachte, wir warten, bis er aus dem Bad kommt und verführen
ihn ein wenig“, flüstere ich. Timo verzieht das Gesicht.
„Er hat einen Kater... und er hasst
Spritzen.“ Mit diesen Worten schaut er demonstrativ an sich nach unten, wo
seine Spritze baumelt. Wir tauschen wieder ein paar Blicke. Die nonverbale
Kommunikation zwischen uns funktioniert langsam wirklich gut. So warten wir
darauf, dass Steven seine Morgentoilette beendet hat.
Das dauert dann immerhin eine halbe
Stunde. Dafür sieht unser Mann aber dann auch richtig respektabel aus. Noch
mehr, im ersten Moment frage ich mich, welches Pferd mich getreten hat: Steven
kommt in einem richtig edlen Anzug und mit vorschriftsmäßig gebundener Krawatte
ins Zimmer zurück.
„Hast Du heute noch was vor, oder ist das Deine Standard-Produzenten-Kleidung?“,
frage ich verwundert.
„Das ist meine
Ich-bin-der-Geschäftsmann-Gala-Uniform“, erwidert Steven.
„Und wofür brauchst Du die?“, fragt Timo.
„Ich soll aufs örtliche Polizeirevier
kommen“, antwortet Steven.
„Soll ich mitkommen, oder willst Du
alleine hin?“, frage ich besorgt.
„Ich könnte einen Psychiater gebrauchen,
der mit mir kommt“, seufzt Steven.
„Will sie Dich als Zeugen oder als
Beschuldigten vernehmen? Du hast das Recht auf einen Anwalt, ich könnte eine
gute Freundin anrufen, oder Deinen Walter?“, biete ich ihm an.
„Nein, ich bin nicht beschuldigt.“ Steven
reagiert unwirsch.
„Dann komme ich als Dein Arzt mit“,
stellt Timo fest.
„Derweil kann sich Olaf hier unters Volk
mischen. Horst ist ja schon auf dem besten Weg dazu, den technischen Teil
Deiner Crew zu infiltrieren.“
„Nein, Du bleibst auch da. Ihr kümmert
Euch um die Jungs, und Alex kommt als mein Sekretär mit mir“, bestimmt Steven.
„Ich rufe Euch an, wenn ich Euch
brauche... ich hab ja Horsts Nummer.“
Unten sind bereits die Jungs beim
Frühstück versammelt. Ein Teil von ihnen sitzt in der Küche, die anderen haben
sich im Wohnzimmer breit gemacht, überall stehen leere Teller, benutzte Gläser.
kurz: Ein richtiger Schweinestall. Ich hasse so was. Ich bin Ordnungsfanatiker,
und dann so was! Für einen Moment erstarre ich, dann greift mir Timo an den Po
und flüstert mir was ins Ohr.
„Wenn Du willst, dass die hier aufräumen,
brauchst Du bloß laut zu rufen: ’Wer hier sauber macht, hat einen Stich bei mir
frei' oder so. Wetten, dass das hilft?“, schlägt er vor. Für einen Moment
überlege ich mir, ob ich nicht einfach die Klappe halte und selber in den
sauren Apfel beiße, sprich: Hier aufräume. Andererseits, als ich in diesem
Moment Raffael sehe, der nur mit einem knappen Badehöschen bekleidet an mir
vorbeiläuft, und ich feststelle, dass man wirklich alles erkennen kann,
entscheide ich mich für Timos Vorschlag.
„Hört mal zu, Jungs... wer hier Ordnung
macht, und zwar so, dass man sich hier in den Fliesen spiegeln kann, hat
nachher einen Stich bei mir gut“, biete ich ihnen an. Die Gesichter
Weitere Kostenlose Bücher