CUT
auch. Steven räuspert
sich.
Ronny zickt noch eine ganze Weile, dann
ist aber klar, dass er bleibt. Schließlich hat er wirklich kein Geld. Auch
Raffael wird bleiben, er braucht schließlich die Kohle. Außerdem hat Mark ihm
durch Gesten klargemacht, dass er ein Auge auf ihn haben wird... hoffentlich
schafft er das wirklich. Breit genug dazu ist er ja, aber ob das ausreicht,
einen brutalen Killer zur Strecke zu bringen? Wir diskutieren noch eine Weile,
dann gehen wir zu viert nach oben, Alex, ich, Timo und Steven. Vor der
Zimmertür schauen wir uns an.
„Wer schläft nun wo?“, frage ich leise.
„Jeder in dem ihm zugewiesenen Zimmer“,
antwortet Steven. Ich schaue ihn bittend an. Das meint er jetzt nicht ernst,
oder?
„Todernst“, erwidert Steven.
„Gut, Deine Entscheidung“, antworte ich
gekränkt. So einen deutlichen Korb habe ich schon eine Weile nicht mehr
bekommen. Allerdings bekomme ich von Steven keine Antwort. Er verschwindet
nämlich gerade mit einer Halbliterflasche Jack Daniels in seinem Zimmer und
schließt die Tür hinter sich. Timo und ich verschwinden in unserem Zimmer. Als
ich mich ins Bett lege, schicke ich Steven eine SMS: „Ich liebe Dich trotzdem,
auch wenn ich das jetzt nicht wirklich verstehe. Gute Nacht, Olaf & Timo“.
Aber auch hier erhalte ich keine Reaktion. Timo schaut mich mit großen Augen
an.
„Du solltest Dich nicht dafür
verantwortlich machen, was passiert ist“, rät er mir.
„Mache ich aber“, antworte ich ihm.
„Gut, ich hätte es nicht verhindern
können... aber ein schlechtes Gewissen habe ich doch“, füge ich hinzu.
Timo kuschelt sich wortlos an mich, und
wir genießen unsere Nähe. Das ist mehr als genug für heute. Wir halten uns in
den Armen, und irgendwann gelingt es mir tatsächlich, einzuschlafen. Ich falle
in einen leichten, traumlosen Schlaf, versuche aber, aufzuwachen, wenn in Alex'
oder Stevens Zimmer etwas Unerwartetes passiert.
Irgendwann werde ich wach. Halb elf. Timo
liegt neben mir und schaut mich an, er ist also schon wach. Alex scheint
ebenfalls wach geworden zu sein, er duscht nebenan. Steven schnarcht laut. Ich
schaue Timo an.
„Weckst Du ihn, oder soll ich?“ Timo
zuckt mit den Schultern.
„Ich hab schon genug Besoffene im
Krankenhaus gehabt... wenn Du das Bedürfnis hast, ihn jetzt zu wecken, bitte“,
grinst er fies.
„Wenn Du Hilfe brauchst, ruf mich... sag
ihm, wenn’s ihm richtig schlecht geht, bekommt er von mir eine Spritze.“
Ich verziehe einen Moment das Gesicht
beim Gedanken an eine Spritze, dann stehe ich auf und schaue mal nach Steven.
Dieser scheint sehr unruhig geschlafen zu haben, denn er hat sich mit Decke,
Bettlaken und Kopfkissen dermaßen verknotet, dass es meinem Vorbild, dem großen
Houdini zur Ehre gereicht hätte. Ich meine, ich veranstalte ja beim Schlafen
selbst immer so eine Bewegungsparty, dass ich beim Aufstehen schon mehr als
einmal das richtige Ende des Knotens suchen musste... aber das hier ist
wirklich fast ein Gordischer Knoten.
Trotzdem versuche ich natürlich mein
Möglichstes, ihn aufzuwecken. Ich rüttele und schüttele ihn, doch er zeigt
keine großartige Reaktion, wenn man mal davon absieht, dass sein Schnarchen von
einem unwilligen Brummen unterbrochen ist. Also gehe ich ins Bad, schnappe mir
seinen Zahnputzbecher und fülle ihn mit eiskaltem Wasser. Dann trete ich neben
ihn ans Bett.
„Steven, wenn Du nicht gleich die Augen
aufmachst, wird’s blöd“, sage ich etwas lauter. Seine Antwort ist ein
Schnarchen, meine Reaktion darauf sind ein paar Spritzer Wasser in sein
Gesicht. Er gibt ein „Ähhh“ von sich und vergräbt das Gesicht in den Kissen.
Jetzt reicht es mir. Ich greife ihm in die Haare, ziehe ihn hoch, und schütte
ihm das ganze eisige Wasser ins Gesicht.
„Aaaaaahhhhhhhhhhh!“ Steven stößt einen
Schrei aus und steht förmlich senkrecht im Bett.
„Bist Du des Wahnsinns fette Beute?“,
motzt er mich an.
„Na, was machen die Kopfschmerzen?“,
erwidere ich mit einem sadistischen Grinsen.
„Die sind von einem anderen Stern“, gibt
Steven zu.
„Timo!“, rufe ich laut.
„Aua, nicht so laut“, quiekt Steven.
„Du kannst jetzt die Erstversorgung
einleiten“, rufe ich nach nebenan.
„Soll ich die Spritze gleich mitbringen?“,
fragt Timo zurück.
„Sicher“, antworte ich ihm und ziehe
Steven schon einmal sicherheitshalber die Shorts vom Hintern.
„Das ist jetzt nicht Euer Ernst“,
flüstert dieser. Timo betritt das Zimmer mit einer
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