CUT
Du, Schatz... ich weiß genau,
wieso ich Dich liebe.“
„Ja, wieso denn?“, frage ich
scheinheilig, während ich mich zu ihm beuge und ihn küsse.
„Du bist so wunderbar durchgeknallt.“
Stevens Blick wird etwas ernster.
„Mich würde nur eins interessieren: Woher
hat Jäger Deine Nummer? Woher weiß er, dass Du hier bist? Woher weiß er, dass
Du für mich arbeitest?“, zählt Steven auf.
„Woher weiß er, dass ich Fotos mache und
damit angeblich Geld verdiene?“, frage ich trocken zurück. Ich kann förmlich
die Zahnrädchen in Stevens Kopf rattern sehen.
„Mark“, sage ich mit breitem Grinsen.
„Der ist der einzige, der das weiß.“
„Dann kommt die nächste Frage: Warum will
Mark, dass Du bei Jäger arbeitest, und seine restlichen Models nicht?“,
überlegt Steven.
„Ganz einfache Antwort: Weil er mir immer
wieder sagt, dass ich Potential habe. Ich schätze mal, dass er inzwischen davon
ausgeht, dass Deine Firma sowieso Pleite geht. Außerdem: Wissen wir eigentlich
sicher, dass nicht ein paar andere Models ebenfalls Angebote von Jäger haben?“,
füge ich hinzu.
„Jäger ist so doof, dass ihn noch ein
geparktes Auto mühelos überfahren kann“, mischt Alex sich ein.
„Kennst Du ihn?“, frage ich nach. Alex
rollt mit den Augen.
„Wer kennt den nicht? Der war Stammkunde
in Brunners Bordell in Oberrad. Der vögelt nämlich nicht nur alle seine
Darsteller, sondern auch alles, was ihm vor die Flinte läuft. Auch Stricher“,
erklärt er abschätzig.
„Schon Erfahrungen mit ihm?“, hake ich
nach. Alex scheint genervt.
„Ja, verdammt! Der hat mich zwei-, drei
Mal gekauft. Das hat Herbert gar nicht gepasst, aber das konnte er Jäger
natürlich nicht sagen. Also hat er es an mir ausgelassen. Irgendwann war es
dann aber langweilig für Jäger, mit mir zu vögeln, und er hat sich einen
anderen Jungen rausgesucht. Und ich kann Dir unter uns sagen, dass er so doof
ist, dass er nicht mal in der Lage ist, sich eine Pizza zu bestellen, ohne dass
Krause ihm sein Händchen hält!“
„Hat zufälligerweise einer von denen bei
Dir angerufen? Blöde Frage, ich weiß!“, gebe ich zu.
„Nö, warum sollten sie?“, fragt dieser
zurück.
„Na, weil das die Theorie stärken würde, dass
er planmäßig versucht, Steven die Darsteller auszuspannen. Die Frage ist vor
allem: Hat er auch Raffael ein Angebot gemacht oder nicht? Und wenn ja, wie
kriegen wir das raus?“, überlege ich mir.
„Ich kann ja schlecht zu Raffael gehen
und ihn fragen, oder?“ Alex hebt den Arm. Ich schaue ihn an.
„Ich weiß mit Sicherheit, dass keiner der
anderen ein besseres Angebot bekam, sonst wären sie nämlich alle nicht mehr
hier“, wirft Alex ein.
„Das muss aber nicht stimmen“, gebe ich
zurück.
„Wie wir alle gelernt haben, entlässt
Steven niemanden aus dem Vertrag, der nicht mindestens mal die Konventionalstrafe
bezahlt“, gebe ich zu bedenken.
„Olaf, denk doch mal logisch“, fährt Alex
fort.
„Wir haben in den letzten drei Monaten
drei Filme gemacht...“
„Ja, leider“, falle ich ihm ins Wort.
„Der Vertrag hätte zwischen jedem Film
gelöst werden können, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen gehabt hätte.
Hätte einer ein besseres Angebot bekommen, hätte er doch beim nächsten Film
nicht mehr mitgemacht, oder?“ fragt Alex.
„Stimmt auffallend. Was aber, wenn das
Angebot - so wie bei mir - erst in den letzten Tagen gemacht worden ist?“,
überlege ich mir.
„Auch das ist unlogisch. Sie sind alle
schon ewig bei uns Darsteller. Dann hätte er das ja wohl gleich gemacht, oder?“
Alex scheint ein kriminologisches Geschick zu entwickeln.
„Wann bewirbst Du Dich eigentlich bei
uns?“, stichele ich.
„Dann verrat mir doch mal, wer Deiner
Meinung nach der Mörder ist“, fordere ich Alex auf.
„Ich habe keine Ahnung. Bin ich der
Ermittler oder Ihr? Ich ziehe nur meine Schlüsse“, beschwert sich Alex.
„Außerdem bin ich ungevögelt, da kann ich
sowieso nicht denken“, jammert er.
„Ich hatte heute auch erst zwei Mal Sex,
und ich könnte glatt schon wieder“, grinse ich.
„Aber für Dich könnte ich ja mal
nachsehen, ob ich Sascha irgendwo finde.“
„Das kann ich schon selbst“, zickt Alex.
Zwischen den Zeilen glaube ich, ein „Finger weg, meins!“ zu lesen. Ui, das ging
aber schnell.
„Bist Du arg verliebt?“, frage ich
scheinheilig.
„Das geht Dich überhaupt nix an“,
quengelt Alex. Ich grinse dreckig, gebe aber keinen Kommentar mehr ab,
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