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CUT

CUT

Titel: CUT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Santiago
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Timo einen Handkuss
zu. Dann beeile ich mich, nach unten zu kommen.
     
    Unten liegt Stevens Handy auf dem Tisch.
Es ist auf Lauthören gestellt. Steven liegt in einem Sessel wie dahindrapiert,
die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Füße auf dem Tisch und ein breites
Grinsen im Gesicht. Aus dem Lautsprecher tönt wohl seit geraumer Zeit lautes
Gebrüll.
    „Und Du Drecksau machst die Preise
kaputt! Findest Du das kollegial?“, tönt es aus dem Handy.
    „Aber Klaus, nun hör doch mal“, versucht
Steven zu intervenieren. Klingt extrem nach Showeffekt.
    „Professionell warst Du noch nie, wenn
ich mal daran erinnern darf, WER Dich groß gemacht hat!“, tobt Jäger.
    „Wer hat mich denn groß gemacht?“, fragt
Steven ironisch.
    „Brunner und Beckert. Und dann hat Dein
Stecher Dich aus der Scheiße gezogen! Glaub ja nicht, dass ich nicht weiß, dass
dieser Bauer Dich vögelt! Machst Du für den Bullen die Beine breit! Und so was
will ein Mitbewerber sein! Eine Laus bist Du in meinem Pelz. Existierst nur
noch, weil ich Dir das erlaube! Aber das wird sich ändern... Stricher wie Du
gehören an die Südseite vom Hauptbahnhof, und nicht ins Pornobusiness! Ich mach
Dich so platt, ich mach Dich so was von fertig, ich hetz Dir den Steinmayr auf
den Hals und tausend Prozesse, bis Du Dir selbst einen Strick klaust, Du
Schlampe!“ Ohje, da scheint jemand wirklich sehr wütend zu sein. Nanu? Hat
dieser Jäger etwa so schnell reagiert? Immerhin droht er meinem Mann sehr
ernsthaft. Dazu muss ich wohl mal ein paar Register ziehen. Trotzdem nehme ich
mir zuerst mal ein Glas Multivitaminsaft mit Eis und setze mich auf seine
Lehne. Ich freue mich schon darauf, dass sich dieser Typ um Kopf und Kragen
redet. Noch so eine Drohung, und ich lasse ihn in Frankfurt festnehmen. DAS
dumme Gesicht möchte ich gerne sehen!
     
    Mit den Händen signalisiere ich Steven,
ihn weiter zum Reden zu animieren.
    „Ach, weißt Du, Klaus... mit Steinmayr
werde ich so bald keine Probleme mehr haben. Den haben die Grünen gestern hier
abgeführt“, plaudert Steven.
    „Kein Wunder! Du fickst ja auch mit einem
Bullen!“, explodiert Jäger.
    „Das ist mein bester Mann! Du bist
irgendwann noch mein Ruin. Überhaupt, Du tuntiger Schweinepriester hast die
Preise für die Neuerscheinungen runtergesetzt. Wie kannst Du zu diesen Preisen
überhaupt noch produzieren? Ich frag mich eh immer, wo Du Scheißtucke die ganze
Kohle herhast. So viele reiche Freier gibt’s doch in ganz Deutschland gar nicht,
und soviel Schotter, wie Du schottischer Straßenstricher zu haben vorgibst,
gibt es in ganz Großbritannien nicht, also fick Dich endlich in Dein
bescheuertes Knie und mach das, was ich Dir sage. Verdammtes Dreckstück!“
    „Klaus, Du bist immer so liebenswert und
freundlich“, ätzt Steven mit einem netten Lächeln.
    „Ich setz mich jetzt in meine Karre,
komme am Set vorbei, kastriere Dich und dann gebe ich Dir 'liebenswert' und
'freundlich'. Dann werden wir doch mal sehen, wer hier am Schluss wen fickt.
Ich prügle Dir die Scheiße aus dem Körper! Ich treib Dir diese Schweinereien
schon aus! Und anschließend schieb ich Dir meinen Rüssel ins Loch, dann wirst
Du sehen, wer von uns beiden der King ist! Du jedenfalls nicht!“ Mit diesen
Worten knallt Jäger den Hörer auf die Gabel. Ein Krachen, dann zweimal kurzes Tuten,
dann ist das Gespräch beendet.
    „Wenn er kommt, lass ich ihn hopsnehmen“,
kündige ich an.
    „Der kommt doch nicht“, grinst Steven.
    „Das ist bestimmt schon das zehnte Mal, dass
er so was ankündigt. Dann müsste er ja seinen faulen Hintern aus dem Sessel
bewegen... Macht der nie!“
    „Ich ruf trotzdem die Werthmann an... und
Brüggemeyer“, überlege ich mir. Ich zücke mein Handy, als Steven mich sachte in
den nicht vorhandenen Bauch kneift.
    „Autsch“, quieke ich völlig übertrieben.
    „Olaf - Schatz“, lächelt Steven.
    „Ja, Hase?“
    „Was zum Teufel hast Du Jäger erzählt, dass
der so ausrastet?“
    „Jäger? Gar nichts, mit dem hab ich nicht
geredet“, grinse ich.
    „Dann halt Krause“, lacht mein Mann.
    „Der wollte mich abwerben. Siebenhundert
Euro pro Film plus die Kohle für sonstige Einnahmen. Das hab ich abgelehnt.
Dann wollt er so ein paar Sachen wissen, die ich ihm beantwortet habe. Dass ich
acht oder neun Szenen gedreht habe, dass es die Kohle immer direkt nach dem
Dreh gab, und dass Du mir tausend Euro pro Szene zahlst“, muss ich wohl oder
übel zugeben. Steven kichert leise.
    „Weißt

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