CUT
mit der
Grundfläche des Hauses, nur begrenzt durch ein paar Dachsparren und Pfosten,
die dem ganzen einen leichten Fachwerktouch gibt. Hier kann man sich sicher
nette Bondagespielchen einfallen lassen. Wenn man nun die Treppe hinaufsteigt,
hat man den Eindruck, der ganze Dachboden sei mit Kisten, Truhen und sonstigem
Kram voll gestellt. Würde ich nicht das Licht aus einer Ecke schimmern sehen, wäre
ich der Meinung, ich bin auf dem falschen Dachboden. Also schau ich mal nach,
was sich dort oben tut. Steven wuselt zusammen mit Alex und Sascha herum.
Sascha baut gerade einen Klapptisch auf, während Alex einen Kühlschrank
anschließt.
„Soll ich Euch den Whirlpool hochbringen?“,
frage ich süffisant.
„Die Sauna wäre nicht schlecht“, grinst
Steven.
„Ich muss mir doch mal anschauen, wo ich
die nächsten Tage schlafe“, stichele ich.
„Unten, da, wo Du hingehörst“, erwidert
mein Mann.
„Dann hol die Werthmann halt selber ab“,
zicke ich.
„Schatzilein, willst Du den Täter auf
frischer Tat ertappen, oder willst Du hier oben versauern?“
„Ich will, dass das alles
schnellstmöglich vorbei ist. Ich halte diese Heimlichkeit nicht mehr lange aus,
das sage ich Euch“, meckere ich.
„Das ist jetzt was, das kannst Du
machen... Du bist der Kriminalist.“ Steven klingt genervt.
„Danke für den aufbauenden Zuspruch, Du
Zicke!“, beschwere ich mich, während ich zur Treppe gehe.
„Bitte sehr, mein Schatz“, säuselt
Steven, während ich die Bodentür zuknalle, mein Portemonnaie und den
Autoschlüssel suche. Zehn Minuten später bin ich auf der Bundesstraße Richtung
Saarbrücken.
Kapitel
10
Natürlich bin ich über eine Stunde zu
früh, als ich vor dem Polizeipräsidium einparke. Auf Kollegen habe ich jetzt
keinen Bock, zumal ich hinter einem der Fenster im Erdgeschoß eine Bewegung an
beziehungsweise neben der Gardine gesehen habe. Scheinbar werde ich schon
beobachtet. Egal. Die Karre bleibt da stehen und gut ist. Als ich noch so
überlege, ob ich jetzt auf die Schnelle in das Café gehe, das direkt gegenüber
vom Polizeipräsidium gelegen ist, oder einen kurzen Stadtbummel mache, fällt
mein Blick auf das Tattoo-Studio an der Ecke. Nett... ich wollte mir ja sowieso
mal eine Tätowierung machen lassen. Vielleicht nutze ich die Zeit besser, um
mich mal zu informieren. Also gehe ich spontan in den Laden, wo eine junge Frau
am Computer sitzt und irgendwas tippt.
„Hi“, begrüßt sie mich kaugummikauend.
„Kann ich was für Dich tun?“
„Ich wollt mich mal informieren. Ich
überlege ne Weile, mir ein Tattoo stechen zu lassen.“
„Was Spezielles im Blick?“
„Weiß ich noch nicht genau. Ein Tribal
auf dem Oberarm vielleicht, oder irgendwas aufs Schulterblatt... oder ein so
genanntes 'Arschgeweih' auf dem Becken“, antworte ich unschlüssig.
„Arschgeweihe sind out“, erwidert sie mit
abschätzendem Blick.
„Wie heißt Dein Freund?“ Ups... sie
scheint besser zu beobachten als ich dachte.
„Steven und Timo“, grinse ich. Sie schaut
mich verwundert an.
„Und Du?“, fügt sie hinzu.
„Olaf.“ Sie klickt auf ihrem Computer
herum, Tastaturgeklapper, noch ein paar Mausklicks, dann zeigt sie mir einen
Entwurf aus den Buchstaben „O“, „S“ und „T“, die inmitten von Ranken, Dornen
und Rosen miteinander verschlungen sind.
„Das auf den Hintern kommt gut“, grinst
sie anzüglich, während sie weiterklickt und mir dann noch etwas zeigt.
„Und das hier auf den Oberarm, dann bist
Du voll im Trend, und cool ist es auch“, erklärt sie mir. Dann zeigt sie mir
einen dreiköpfigen, Feuer spuckenden Drachen im Celtic Style, den ich total
geil finde.
„Wie lange dauert denn so was?“, frage
ich sie.
„Beides?“ Ich nicke.
„Ne gute Stunde. Ich hab heute einen
guten Tag“, lächelt sie.
„Okay.“
„Zweihundert“, beantwortet sie meine
stumme Frage. Ich greife wortlos ins Portemonnaie und lege zwei grüne Hunderter
auf den Tresen.
„Mach Dich schon mal frei und setz Dich
auf den Stuhl.“ Sie deutet auf einen alten Zahnarztstuhl, während ich mein
Shirt abstreife. Ihr Blick bleibt einen winzigen Moment an meinem Sixpack
haften.
„So ist es immer. Die geilen Typen sind
immer schwul“, bedauert sie. Dann desinfiziert sie meinen Oberarm und beginnt,
ihr Arbeitsmaterial aufzubauen.
„Tut nicht wirklich weh... piekst halt“,
kommentiert sie, während sie ansetzt. Na... ich finde, es tut schon weh... aber
wer schön sein will, muss leiden.
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