Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cut

Cut

Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
Vom Netzwerk:
eingerichtet worden. Ich fragte mich, ob ich es noch rechtzeitig schaffen würde, über die schmale Straße von der Insel zu kommen. «Es geht nicht immer um dich, Keye», hörte ich Rauser sagen. Aber natürlich hatte er unrecht.
    «Stimmt es, dass die Person, die meine Tochter getötet hat, auch für diese anderen Morde verantwortlich ist?», fragte Ms.   Chambers.
    «Die Beweislage deutet darauf hin, ja.»
    «Ich habe in der Zeitung diese schrecklichen Briefe an die Polizei gelesen. Es ist mir wirklich schwergefallen.»
    «Das kann ich mir vorstellen», sagte ich. «Es tut mir sehr leid.»
    Ihr Blick wanderte erneut hinaus aufs Meer, dann sah sie wieder mich an. «Wie kann ich Ihnen helfen, Miss Street?»
    Sie führte mich in ihr Wohnzimmer. Über dem Kamin hingein Ölgemälde, auf dem sich der Leuchtturm von Jekyll Island über die Hochhäuser einer Großstadt erhob, darunter stemmten sich graue Gestalten mit Aktenkoffern gegen den Winterwind, gelbe Taxis säumten die engen Straßen.
    «Als Anne sechzehn war, sind wir von Manhattan hierhergezogen», erklärte Katherine Chambers. «Ich glaube, sie hat die Stadt sehr vermisst. Das Bild hat sie damals gemalt.»
    «Sehr talentiert», sagte ich, als wenn ich Ahnung davon hätte.
    Vor einem Couchtisch standen zwei Kartons mit den Sachen aus Annes Wohnheimzimmer, wie Mrs.   Chambers sagte. Ich schaute mir alles so taktvoll wie möglich an. Sie nahm Platz und sah mir mit etwas blassem Gesicht dabei zu.
    «Darf ich die Jahrbücher und das Tagebuch ausleihen? Ich habe zwar die Jahrbücher von der Universität, aber ich würde mir gerne auch Annes ansehen.»
    «Weil darin Nachrichten von Kommilitonen und Freunden stehen.» Es war keine Frage. «Sie glauben, es war jemand, den sie kannte.»
    «Glauben Sie das?»
    Katherine Chambers schüttelte den Kopf. «Ach, ich weiß es nicht. Anne war unglaublich verschlossen. Tallahassee hätte auch dreitausend Meilen weit weg sein können, so wenig wussten wir über das Leben unserer Tochter dort.»
    Verschlossen
war auch das Wort, das ihre Mitbewohnerinnen benutzt hatten.
    «Sie wissen also nicht, ob sie an der Uni einen Freund hatte?»
    «Manchmal hat sie eine Weile nicht angerufen. Ich sagte zu Martin, bestimmt hat sie irgendeine Affäre. Sie wissen ja, wie es ist, wenn man jung und neugierig ist. Wenn man einen Freund hat, glaubt man, keinen anderen Menschen mehr zubrauchen. Ich hatte das Gefühl, dass sie ihre Beziehungen sehr schnell wechselte.»
    Ich schob ein Bild von Charlie Ramsey über den Tisch. «Haben Sie diesen Mann schon mal gesehen?»
    «Nein.»
    «Und was ist mit Freunden hier auf der Insel? Hat sie mit jemandem Kontakt gehalten, während sie an der Uni war?»
    «Sie hat ja nur ein Jahr hier gelebt und war nicht gerade glücklich. Anne schien zu den Jugendlichen keinen Zugang zu finden. Es gab allerdings die alte Emma. Meine Tochter war fasziniert von ihr, aber fast jeder findet Emma faszinierend. Manchmal ging Anne morgens zu ihr und brachte ihr Frühstück und eine Thermoskanne Kaffee. Barfuß.» Sie zögerte, dann lächelte sie wieder. «Wenn wir gegessen hatten, stellte sie immer die Reste in den Kühlschrank und brachte sie am nächsten Morgen Emmas Katzen. Jetzt machen wir das.»
    «Also lebt diese Emma noch in der Gegend?»
    «Aber ja. Ich glaube, sie hat ihr ganzes Leben hier verbracht, zusammen mit ungefähr hundertfünfzig Katzen. Die Straße ist allerdings schon vor längerer Zeit weggespült worden. Wenn Sie sie besuchen wollen, müssen sie zu Fuß gehen.» Sie gab mir das Foto von Charlie zurück. «Sie sind ganz anders, als man Sie im Fernsehen hingestellt hat. Entschuldigen Sie, dass ich das erwähne, aber ich habe Sie erkannt. Wir kriegen hier unten nämlich alle Sender aus Atlanta.»
    «Danke, dass Sie das sagen. Ich habe mich verändert, aber ich war tatsächlich jahrelang Alkoholikerin.»
    «Ich habe aufgehört zu trinken, als ich erfuhr, dass ich mit Anne schwanger bin. Seit mittlerweile fünfunddreißig Jahren. Die Schwangerschaft war für uns in vielerlei Hinsicht ein Segen.»
    Ich nickte und lächelte. «Vielen Dank, Mrs.   Chambers. Ichwerde dafür sorgen, dass Sie die Sachen Ihrer Tochter unbeschadet wiederbekommen. Das mit Anne tut mir leid. Und es tut mir leid, dass ich kommen musste und alles wieder aufgewühlt habe. Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, dann rufen Sie mich jederzeit an.» Ich reichte ihr meine Visitenkarte. Sie nahm die Karte und drückte dann zu meiner Überraschung

Weitere Kostenlose Bücher