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Cut

Cut

Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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war das erst der Anfang. Alles war geplant, ich wollte nicht aufhören. Acht lange Jahre waren vergangen seit dem ersten Mal, als ich erst sechzehn war. Damals war ich viel zu hastig gewesen, ich hatte zu viel Angst und zu viel Wut gehabt. Ichhatte es gar nicht genießen können. An diesem Tag in Annes Zimmer brauchte ich es wirklich.
    Ich küsste und beruhigte sie, und als sie mir ihren schönen Rücken zuwandte, schlug ich ihr den Fuß der Schreibtischlampe auf ihren Hinterkopf. Die Schlampe klappte zusammen wie eine Marionette. Ich schaute auf die Uhr. Fünfundvierzig Minuten, um Anne zu erforschen. Es war nicht so leicht, wie ich gedacht hatte. Zum ersten Mal fesselte ich einen Menschen, zum ersten Mal benutzte ich Draht. Aber es war phantastisch, ihre Knöchel, Handgelenke und den Hals am Stuhl festzubinden. Sie kriegte große Augen, überall traten ihre Adern hervor. Ich hatte den Draht zu fest gezogen. Ich band ihr einen Schal um den Kopf, damit der Waschlappen in ihrem Mund stecken blieb. Sie würgte und weinte. Bei jeder Bewegung und jedem Aufstöhnen schnitt der Draht in ihre Haut. Ich schloss die Augen und lauschte. Ob ihre Laute Freude oder Schmerzen ausdrückten, konnte ich nicht genau sagen. Aber es war faszinierend. Wirklich. In diesem Moment liebte ich sie über alles. Nach all ihrer Gier gab sie mir endlich etwas zurück.
    Als ich ihr die Brustwarzen abschnitt, wäre sie beinahe mitsamt dem Stuhl umgekippt. Eine große Sauerei, Urin auf dem Boden, unglaubliches Theater. Ich hätte warten sollen. Mittlerweile habe ich gelernt, was ich gleich tun kann und was ich für später aufsparen muss, aber an dem Tag war alles noch neu. Als ich sie mit dem Messer fickte, war es zu viel für sie. Sie wurde einfach ohnmächtig und ließ mich allein, und deshalb prügelte ich noch einmal mit der Lampe die Scheiße aus ihr raus und ließ mein Messer machen, was es wollte. Es war, als würde man in eine Grapefruit stechen. Die Spitze stieß auf etwas Widerstand und drang dann ein. Ich machte weiter, bis sie mir alles zurückgezahlt hatte, was sie und Frauen wie sie uns antun.
Alles
. Ich machte weiter, bis ich gut darin wurde. Und als ich dann meine Zähne in ihr warmes Fleisch grub, bin ich so geil gekommen wie noch nie. Ich werde sie nie vergessen, mein Versuchskaninchen.

28
    K atherine Chambers war im Alter mollig und grauhaarig geworden. Eigentlich hatten sie und ihr Mann keine Kinder gewollt, erzählte sie mir, doch dann war sie mit siebenunddreißig schwanger geworden, und alles hatte sich verändert.
    «Im Grunde betrachte ich mich als Feministin», sagte sie. Sie sprach völlig dialektfrei, ich hätte nicht sagen können, aus welchem Teil des Landes sie stammte. Als sie uns aromatisierten Kaffee einschenkte, erfüllte ein Duft nach Vanille und Haselnuss das Zimmer. Wir hatten uns an einen runden Kieferntisch gesetzt. Durch das Küchenfenster konnte ich das Meer und den dunklen Strand sehen, der vom Regen der letzten Nacht noch glänzte.
    «Aber wenn ein Leben in einem entsteht, macht man sich seine Gedanken.» Sie sagte es so beiläufig, als würden wir über den gestrigen Sturm reden. «Da kann einem niemand weiterhelfen, weder die Wissenschaftler noch die Theologen. Jedenfalls war eine Abtreibung undenkbar für mich.» Sie trank einen Schluck, und als sie ihren Becher wieder auf den Tisch stellte, lächelte sie reumütig. «Am Anfang haben wir noch an Adoption gedacht, doch im Laufe der Zeit hat es Martin und mich so begeistert, ein Kind zu bekommen   … Bestimmt hören Sie das nicht zum ersten Mal, aber niemand rechnet damit, sein Kind zu überleben. Das trifft einen völligunerwartet. Aber darauf kann man auch nicht vorbereitet sein, oder?»
    «Nein, Ma’am. Das kann man nicht.»
    Sie schwieg und schaute durchs Fenster hinaus auf die Eichen.
    Das Meer war aufgewühlt heute, große Wellen tosten heran. Die Hurrikansaison war noch nicht vorüber. Bisher waren die Stürme in diesem Jahr zu weit hinaus auf den Atlantik gezogen, um die Küste Georgias zu erreichen. Doch es gab Warnungen, der Hurrikan Edward sei nicht weit entfernt. Er hatte sich nahe Jamaika gebildet, war über Kuba hinweggefegt und durch die Florida Keys gewütet und dann wieder hinaus aufs Meer gezogen, wo er jetzt geduldig Kräfte sammelte, um erneut auf die Küste zuzujagen. Von West Palm Beach bis Jacksonville, in Jekyll, St.   Simon, Savannah, Hilton Head, Charleston und auf den vorgelagerten Inseln waren Beobachtungsposten

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