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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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sagten mir, dass er Mechaniker war, ein bodenständiger Mann mit hochgekrempelten Ärmeln und welligem dunkelrotem Haar. Er erinnerte mich an viele Typen, die ich an der Highschool gekannt hatte.
    Lächelnd lehnte er sich mit den Unterarmen auf meine Tür und beugte sich in das geöffnete Fenster. Mir gefielen seine Augen, die sanft und dunkelbraun waren und kleine goldene Flecken hatten. «Soll ich volltanken?»
    Aber hallo.
    «Ölstand kontrollieren? Hab Sie hier noch nie gesehen. Kommen Sie nur durch?»
    «Machen Sie eine Umfrage?»
    «Ja, Ma’am. Ganz richtig.» Er sprach mit dem typischen, sumpfigen Dialekt der Küstengegend Georgias. «Und um besagte Umfrage zu vervollständigen, benötige ich noch Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer und ein paar Stunden Ihrer Zeit heute Abend.»
    Ich beugte mich näher zu ihm und lächelte. «Grady, Schätzchen, ich bin mindestens zehn Jahre älter als du.»
    Seine Zähne waren gerade und sehr weiß, doch das Lächeln war etwas schief, was ich erst recht total anziehend fand. «Tja, das mag stimmen oder auch nicht, Ma’am, aber ich kann Ihnen versichern, dass ich schon volljährig bin.» Er trat einen Schritt zurück. «Denken Sie einfach einen Moment drüber nach.»
    Als er zur Motorhaube ging, achtete er darauf, dass ich gute Sicht auf seinen in engen, ölverschmierten Jeans sitzenden Hintern hatte. Eigentlich musste der Ölstand nicht überprüft werden, aber es war eine gute Gelegenheit, den jungen Burschen weiter in Augenschein zu nehmen. Solche Gelegenheiten hat man schließlich nicht ständig, oder?
    Ich stieg aus dem Wagen und fragte Grady, wie ich am besten nach Atlanta komme. Das gefiel ihm, er sagte, er könne mir einen Weg an Macon vorbei zeigen, bei dem ich mehr als fünfzig Kilometer sparte.
    «Hey, ich habe noch nicht Mittag gemacht. Wollen Sie mir Gesellschaft leisten?» Wir lehnten beide an meinem Wagen. «Immerhin sind Sie ja jetzt hier gelandet. Wer weiß? Vielleicht hat Sie das Universum hergeschickt.» Sein Bein berührte ein paarmal meines, und ich spürte es am ganzen Körper. «Solange wir geöffnet haben, kann ich nicht weg, aber ich habe Moonpies und RC Cola hier.»
    Moonpies? Die hatte ich seit Jahren nicht gegessen. EinMoonpie besteht aus zwei Cracker, dazwischen eine dünne Schicht Creme und ein Marshmallow. Himmel! Ich bin auch nur ein Mensch. Und ich brauchte etwas Ablenkung. «Vanille oder Schokolade?»
    Grady grinste. Er wusste, dass er mich hatte. «Sowohl als auch.»
    Gleich neben der Tankstelle stand auf einem kleinen Rasenstück ein Picknicktisch. Durch die Büsche und ein Spalier voll blühender Jasminsträucher davor konnte man ihn kaum sehen. Wir packten die Moonpies aus, bissen hinein und spülten sie mit kalter RC Cola runter, die Grady aus einer alten roten und mit Eis vollgepackten Kühltruhe geholt hatte. Er hatte die Flaschen mit dem Öffner aufgemacht, der an der Kühltruhe angebracht war, und in der Hitze hatte ich das Gefühl, noch nie etwas Kälteres und Süßeres getrunken zu haben. Jedenfalls hatte ich mich seit einer Ewigkeit nicht mehr so wohl gefühlt. Grady erzählte, dass er schon immer hier lebte und erst ein Mal weg gewesen wäre, nämlich in South Carolina. Mit der Zeit verstand ich, wie das passieren konnte. Er liebte das Brathuhn seiner Mutter, hatte zwei Schwestern, die ihn als Kind immer verprügelt hatten, und wenn er sonntags von der Kirche nach Hause ging, wusste er, dass es selbstgebackenen Bananencremekuchen geben würde, bis heute sein Lieblingskuchen. Er tanzte gerne, und wenn ich bliebe, versprach er mir zu zeigen, wie gerne. Er küsste auch gerne, erzählte er, und er wollte wissen, ob ich es auch mochte. Seine goldgesprenkelten braunen Augen sahen mich direkt an. Mir gefiel sein Mund. Und dann tat er es. Er beugte sich über den Tisch, und als er gerade seine Lippen auf meine setzte, spielte mein Handy Rausers Klingelton.
    Scheißschnüffler!
    «Dieser verfluchte Kellner aus dem Restaurant in Buckhead,der Brooks an dem Abend bedient hat, ist nicht aufgetaucht», sagte Rauser.
    Ich schaute Grady an. Er warf mir einen langen, vielsagenden Blick zu. Er mochte ein Kleinstadtjunge sein, aber seines Charmes war er sich sehr bewusst. Und zwar auf eine ganz bescheidene Art. In der Mittagssonne glühte sein Haar wie Feuer. Er verschränkte die Arme, und ich sah, wie sich seine Hemdsärmel über dem Bizeps spannten.
Mein Gott!
    «Der Typ ist ein Illegaler. Ist einfach abgehauen», sagte Rauser. «Aber ich

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