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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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an. Die Fahrt nach Jekyll Island dürfte selbst mit einer kleinen Schrottkarre wie dem Plymouth Neon nur ein paar Stunden dauern. Ich hoffte, dass ich ein bisschen Zeit finden würde, um am Strand spazieren zu gehen. Ich war sehr gerne dort, ich liebte das glatte, ausgebleichte Treibholz unddie großen knorrigen Eichen, die sich im ständigen Wind wie alte Männer über die Dünen beugten. Bei Sonnenuntergang sehen die Silhouetten der wirren schwarzen Äste dieser Bäume so unheimlich und gleichzeitig so schön aus, dass sich einem die Nackenhaare aufrichten. Jekyll Island hat keinen gepflegten weißen Sandstrand wie viele andere Inseln. Der Atlantik ist kabbelig und wild, die Stürme am Nachmittag reißen einen fast um. Die Einheimischen bemühen sich mittlerweile sehr, das Ursprüngliche zu erhalten, die wilden Tiere zu schützen und die Investoren zu vertreiben, denn auf der Insel haben sich bereits genug Geschäftsleute und Künstler und Schriftsteller und Garnelenfischer angesiedelt. Wenn man sich ins Landesinnere aufmacht, trifft man überall auf Wild und Krebse und Schildkröten, große und kleine Vögel sowie auf Alligatoren, die so tun, als schliefen sie im seichten Sumpfland. Keinem anderen Ort fühle ich mich so verbunden, denn in meinem Innersten bin ich kein Stadtmensch, und erst wenn ich den salzigen Geruch des Meeres rieche, weiß ich, wohin ich gehöre. Ich freute mich nicht darauf, Anne Chambers’ Eltern zu treffen, aber ich sehnte mich danach, barfuß über den dunklen Strand von Jekyll Island zu laufen.
    Als ich über den Damm auf die Insel zufuhr, klingelte mein Handy.
    «Hier ist Mirror Chang, Dr.   Street. Jacob Dobbs war mein Ehemann.»
    Ich wartete ein paar Sekunden, aber sie sagte nichts weiter. «Mein herzliches Beileid.» Das war wahrscheinlich eine ziemlich unangemessene Reaktion, wenn man bedachte, welchen Schmerz und welche Trauer sie empfinden musste, doch mir fiel nichts Besseres ein.
    «Ich weiß, dass Sie in letzter Zeit mit Jacob in Atlanta zusammengearbeitet haben und dass Sie eine Kollegin meinesMannes beim FBI waren.» Ihre Stimme klang ruhig und verriet kein Gefühl.
    «Ich war eher eine Studentin als eine Kollegin», sagte ich.
    «Mein Mann ist tot, Dr.   Street. Deshalb würde ich gerne die Wahrheit wissen. Ich habe so viele Dinge gehört.» Zum ersten Mal nahm ich einen kummervollen Unterton in ihrer Stimme war. «Woran liegt es nur, dass wir selbst dann, wenn wir jemanden verloren haben, wissen wollen, ob wir betrogen worden sind?»
    «Das ist eine Art, die Trauer zu verdrängen», antwortete ich sanft.
    Ein kurzes, freudloses Lachen. «Das hätte Jacob sagen können. Erzählen Sie mir, was zwischen Ihnen und meinem Mann passiert ist.»
    «Beim FBI? Ich habe eine Beschwerde eingereicht. Sie wurde nicht ernst genommen   …»
    «Weil man ihm gegenüber loyal war und Sie Alkoholikerin waren. Stimmt das?»
    Ich schluckte. «So habe ich es aufgefasst, ja.»
    «Ich weiß noch, wie wütend er in dieser Zeit auf Sie war. Zu wütend. Ich dachte, es muss Gefühle zwischen Ihnen beiden gegeben haben.»
    «Ich kann Ihnen versichern, dass das nicht der Fall war, Mrs.   Chang. Nicht so, wie es Ihnen erscheint.»
    Ein paar Sekunden verstrichen. «Mir wurden seine persönlichen Habseligkeiten übergeben», sagte sie dann. «Ist es nicht seltsam, dass mein Ehemann an einem Tag Schlüssel und Wertsachen in seinen Taschen gehabt hat und dass sie am nächsten Tag nur noch persönliche Habseligkeiten sind?» Ich konnte mir vorstellen, dass es furchtbar quälend für sie war, derart private Dinge einer Fremden mitzuteilen. «Ich habe ein paar Notizen von Jacob gefunden. Ihr Name wurde erwähnt.Und zwar auf eine, äh, sexuelle Weise. Haben Sie mit meinem Mann geschlafen, Dr.   Street?»
    «
Nein
. Niemals.»
    «Manche Männer können nicht treu sein», sagte sie. «Jacob war wahrscheinlich so ein Mann. Er war nicht perfekt, aber vielleicht ist Ihnen nicht bewusst, dass er ein guter Vater und mir dreißig Jahre lang ein guter Partner gewesen ist.»
    Ich musste daran denken, wie oft ich gesehen hatte, dass er seinen Ehering abgenommen und in die Tasche gesteckt hatte, wenn er flirtete, sei es mit einer neuen Kollegin, mit jemandem in der Kantine, mit einer Kontaktperson während eines Auftrags oder mit einer Polizeibeamtin. Als wir einmal in einem Serienmord in Wyoming ermittelten, schlief er mit der Stellvertreterin des Sheriffs. Ich sprach ihn damals auf die verräterische weiße Stelle an

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