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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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David, schwarzes Haar, teure Anzüge, auf dem Weg nach ganz oben.
    Drei Tage, Lieutenant. Die Uhr tickt.
     
    Nachts wirft das Licht von der Peachtree Street einen blassgelben Schimmer in meine Wohnung. Eigentlich liebe ich die Wärme dieses Lichts und den mit dicken runden Glühbirnen umrandeten Vorbau des Fox Theater auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Doch in dieser Nacht, als ich mit Notizbuch und Stift und diesem ungebetenen Gast, dem neuen Brief eines Mörders, dasaß, wirkte mein Wohnzimmer unheimlich finster und trostlos.
    Eine Stunde später klingelte mein Telefon. «Sprichst du mit mir?», fragte Rauser. «Ich mache Kaffee, wenn ich hochkommen darf.»
    Er hatte von der Lobby aus angerufen und erschien zwei Minuten später in Jeans und einem königsblauen T-Shirt , auf dessen linkem Ärmel die hellgelben Buchstaben APD für die Polizei von Atlanta aufgedruckt waren. Er sah aus, als bräuchte er Schlaf und eine Rasur, ging direkt in die Küche und füllte die Kaffeemühle mit Espressobohnen. Er kennt sich aus bei mir. Wir haben beide bereits eine Menge Zeit in der Wohnung des anderen verbracht.
    «Kaffee», sagte er, stellte die Tassen auf den Tisch, setzte sich hin und legte eine Hand auf meine. «Danke. Ich muss die Sache einfach mit jemandem besprechen, der Ahnung hat von diesem Scheiß.»
    Ich nickte. Was hätte ich auch sagen sollen?
    Er schlug seine Beine übereinander und nippte am Kaffee, in den er viel Milch und Zucker getan hatte. «Ich glaube nicht, dass dieser Typ Warnschüsse abgeben würde, wenn wirklich noch Zeit wäre, diesen David zu finden», sagte er rundheraus. «Trotzdem werden wir alles unternehmen, um ihn zu finden. Und wenn wir uns jedes Überwachungsvideo von jedem Gebäude der Stadt ansehen müssen, wir kriegen diesen Scheißkerl.»
    Einen Moment schwiegen wir. Ich stellte mir vor, wie mühsam dieser Prozess wäre und was für ein Aufwand. In jeder Schicht würden sich ein paar bedauernswerte Polizisten stundenlang die grobkörnigen und unscharfen Bänder ansehen müssen. Und auf was sollten sie eigentlich achten? Zwei Männer, die sich in einem Fahrstuhl die Hand geben und redend durch die Flure gehen? Und dann? Es würde Stunden, vielleicht Tage dauern, bis man die Namen dieser Leute herausgefunden und Aussagen aufgenommen hatte. Die Information, die der Mörder preisgegeben hatte, sorgte nur dafür, dass sich die Polizei im Kreise drehte.
    Drei Tage, Lieutenant. Die Uhr tickt.
    «Vielleicht ist die ganze Geschichte Unsinn, und er spielt nur mit uns. Damit muss man bei diesen Typen immer rechnen», stellte Rauser zutreffend fest. Er hatte sich Notizen auf seiner Kopie des Briefes gemacht und kaute an seinem Stift. «Das Problem mit Mördern ist, dass es alles Lügner sind. Vielleicht gibt es diesen Fahrstuhl, vielleicht nicht. Vielleicht gibt es diesen David, vielleicht auch nicht. Aber wir müssen es nachprüfen, jedes Detail.» Rauser hatte bereits mehr Beamte zusammengezogen, als jemals einem Ermittlungsteam in Atlanta angehörten, was der Bürgermeister stolz in der Öffentlichkeit verkündet hatte und was die Medien als Verschwendung der Mittel kritisiert hatten. Außerdem hatte Rauser einerund um die Uhr geschaltete Hotline eingerichtet. Aber noch hatte die bisher teuerste Sonderermittlungsgruppe keine Ergebnisse erzielt, bemängelten die Reporter.
    «Eine Sache müssen wir bedenken», sagte ich vorsichtig. «Der Täter könnte sehr genau wissen, was diese Maßnahmen personell bedeuten.» Mein Herz schlug etwas schneller. Gut möglich, dass ich einen wichtigen Punkt gefunden hatte. War die Person, die mordete und in den Briefen an Rauser mit ihren Taten prahlte, mit den Strukturen des Polizeiapparates vertraut? Und wenn ja, wie vertraut?
    Rauser betrachtete mich einen Augenblick und legte dann mit dem Zeigefinger auf mich an. «Guter Punkt», sagte er und rief einen seiner Detectives an. «Williams, hör zu, Bevins und du, ihr beide überprüft sofort jede abgelehnte Bewerbung an der Polizeiakademie der letzten Jahre», sagte er in sein Telefon. «Spürt die Bewerber auf, jeden einzelnen. Außerdem alle aktenkundigen Möchtegernpolizisten und Krimifreaks. Und ich will, dass ihr persönlich und bitte sehr unauffällig eine Liste von allen Beamten erstellt, die wegen Amtsmissbrauch, sexueller Belästigung oder Beleidigung angezeigt worden sind. Bis Mittag will ich von jedem Kollegen, der suspendiert wurde und dessen Verfahren noch läuft, die Akte auf meinem Schreibtisch

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