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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Raumschiffs. Die Fallschirme hatten sich bereits geöffnet. Der Aufprall selbst erschien relativ sanft zu sein – vielleicht war es auch nur ihr Gravitationsfilter, der in ihr diesen Eindruck erweckte. Sie verließen ihre Beschleunigungsliegen und warteten darauf, daß die Hülle sich abkühlte; die Außenkameras zeigten schwarzes Gras ringsum, aber das entstandene Feuer war – genau nach den Voraussagen – fast sofort wieder verloschen.
    Repetto nahm MUNDSTÜCK aus einem Schrank. Er öffnete den Behälter voller Insektenroboter und kippte den Inhalt in die Luft. Maria zuckte zusammen, als der Schwarm sie einige Sekunden lang ziellos umkreiste, bevor er sich in einer festen Formation in einer Ecke des Flugdecks sammelte.
    Durham öffnete die Luftschleusen des Schiffs, zuerst die äußere, dann die innere. Die Roboter waren völlig unabhängig von pneuma, aber die Entwickler des Schiffs schienen mit der Idee gespielt zu haben, daß menschliche Biochemie in das Autoversum übertragen werden könnte – daß tatsächlich »Aliens« den Lambertianern gegenübertreten könnten –, anstatt mit ausgefeilten Marionetten zu arbeiten.
    Sie betraten den versengten Boden. Es war früher Morgen, und Maria blinzelte in das grelle Sonnenlicht und den klaren weißen Himmel. Die Wärme des Tages war deutlich in ihrem Roboterkörper zu spüren. Die blaugrüne Wiese erstreckte sich, so weit sie sehen konnte; sie wanderte vom Schiff weg – ein kauernder keramischer Stumpf mit rauchschwarzen Streifen auf dem weißen Hitzeschild –, und die Hochebene im Süden kam dahinter zum Vorschein. Üppige Vegetation wuchs an den Hängen, aber die Gipfel der Berge waren nackt und rot wie Rost.
    Ein Gesang aus schwachem Zirpen und Summen lag in der Luft. Sie warf einen Blick auf MUNDSTÜCK, aber es schwebte fast lautlos neben Repetto; die Geräusche kamen aus allen Richtungen. Maria erkannte einige der Laute – sie hatte die Geräusche der nichtintelligenten Spezies in einer schnellen Lektion der Geschichte über die Evolution der lambertianischen Sprache gehört –, und sie fand nichts besonders Exotisches an ihnen. Es hätten auch Grillen, Bienen, Wespen oder Moskitos sein können. Ein schwacher Wind trug den Geruch von Meerwasser zu den Riechorganen des Roboters, und Maria war plötzlich so überwältigt von den auf sie einstürmenden Sinneswahrnehmungen, daß sie dachte, jeden Augenblick könnten ihre Beine unter ihr nachgeben. Aber da sie keine bewußte Anstrengung machte, ohnmächtig zu werden, blieb der Roboter einfach stehen wie eine Statue.
    Durham näherte sich ihr. »Sie waren vorher noch nie auf Lambert, oder?«
    Sie runzelte die Stirn. »Wie sollte ich?«
    »Passiv. Die meisten Autoversumgelehrten haben es schon getan.«
    Maria erinnerte sich an Zemanskys Angebot einer VR-Präsentation, als sie sich zum ersten Mal mit der Kontaktgruppe getroffen hatte. Durham bückte sich und rupfte ein Büschel Gras, dann verstreute er die Halme im Wind. »Aber das konnten wir noch nie.«
    »Halleluja. Die Götter sind gelandet. Was wollen Sie unternehmen, wenn die Lambertianer ein Wunder sehen wollen? Ein paar Blätter pflücken als Beweis Ihrer Allmacht?«
    Er zuckte die Schultern. »Wir können ihnen das Schiff zeigen.«
    »Sie sind nicht dumm. Das Schiff beweist überhaupt nichts. Warum sollten sie glauben, daß wir das Autoversum betreiben, wenn wir seine Gesetze nicht einmal brechen können?«
    »Kosmologie. Die Urstaubwolke. Die reichliche Menge von Elementen.« Sie konnte nicht umhin, ihn skeptisch anzusehen. Er sagte: »Auf wessen Seite stehen Sie eigentlich? Sie haben doch selbst die Urstaubwolke erzeugt! Sie haben die ursprüngliche Topographie entworfen! Sie haben den Vorfahren allen Lebens der lambertianischen Biosphäre geschaffen! Ich will nichts weiter als ihnen genau das erzählen. Es ist die Wahrheit, und wir müssen sie damit konfrontieren.«
    Maria blickte umher. Ihr fehlten die Worte. Es schien deutlicher zu sein als je zuvor, daß diese Welt nicht ihr Werk war; sie existierte aus sich selbst heraus.
    Dann sagte sie: »Bedeutet das nicht das gleiche, als würden Sie plötzlich sagen … Ihr Fleisch-und-Blut- Durham war nichts weiter als ein Mondsüchtiger mit eigenartigen Wahnvorstellungen? Und daß darüber hinaus jede bessere Rechtfertigung für sein Leben falsch sein muß?«
    Durham schwieg eine Zeitlang. Dann sagte er: »Elysium steht auf dem Spiel. Was schlagen Sie vor, das wir tun sollen? Uns selbst in das Autoversum

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