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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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zur Lösung des Problems finden und wieder herkommen.«
    Maria wurde auf ein helles Pulsieren am Rand ihres Blickfeldes aufmerksam. Sie wandte den Kopf, aber was immer es auch sein mochte – es flog genauso schnell, wie sie ihren Kopf drehte. Dann erkannte sie, daß es ihr Interfacefenster nach Elysium war. Sie hatte es völlig vergessen, ihr Gehirn hatte es übermalt wie einen blinden Fleck. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Fenster, aber sie konnte im ersten Augenblick nicht verstehen, was sie sah. Sie vergrößerte und legte es in das Zentrum ihres Blickfeldes.
    Die goldenen Türme von Cyber-City flossen an dem Fenster ihres Apartments vorbei. Sie schrie erschreckt auf und gestikulierte zu den anderen. Die Gebäude bewegten sich nicht einfach davon; sie wurden verschwommen, schmolzen, verloren ihre Konturen. Sie sank auf ihre Knie, innerlich zerrissen von dem Wunsch, in ihren Körper zurückzukehren, ihn zu beschützen – und der Furcht vor dem, was sie bei ihrer Rückkehr erwartete. Sie grub ihre Hand in den lambertianischen Grund – er fühlte sich real, fest, vertraueneinflößend an.
    Durham packte sie bei den Schultern. »Wir gehen zurück. Bleiben Sie ruhig. Es ist nur eine Aussicht. Wir sind kein Bestandteil der Stadt.
    Sie nickte und straffte sich innerlich, bekämpfte den Instinkt ihrer Eingeweide, der ihr sagen wollte, woher die Gefahr kam und wohin sie, Maria, fliehen sollte. Das geklonte Apartment sah so fest aus wie immer … und egal was geschah – sein Untergang konnte ihr keinen Schaden zufügen. Der Körper, den sie verteidigen mußte, war unsichtbar: das Modell, das ganz am Ende der anderen Seite von Durhams Territorium lief. Für ihre Sicherheit würde es keine Rolle spielen, ob sie vorgab, auf Lambert zu sein – oder in dem geklonten Apartment.
    Sie kehrten zurück. Sie standen zu viert am Fenster. Es hatte ihnen die Sprache verschlagen, als sie mit ansehen mußten, wie die Stadt schnell und leise … implodierte. Gebäude wurden mitgerissen, Vorsprünge und Verzierungen brachen, und alles strebte einem einzigen Mittelpunkt zu. Dann folgten die Vororte; Felder und Parks verschwanden in einer goldenen Sphäre – dem Rest, der von der Stadt der tausend Türme geblieben war. Der Regenwald zog am Fenster vorbei, ein grün-blauer, verschmierter Fleck. Dann wurden die Berge eingesogen, und ihre Aussicht wurde schwarz – vergraben unter solidem Gestein.
    Maria wandte sich an Durham. »Was ist mit den Menschen geschehen, die dort waren?«
    »Sind alle rechtzeitig raus. Sie haben Schocks erlitten, sonst nichts. Außerdem: Niemand war wirklich in dieser Software, nicht mehr als wir.« Er war erschüttert, aber er schien sich seiner Sache sicher.
    »Und was ist mit den Gründern, die benachbarte Territorien bewohnen?«
    »Ich werde sie warnen. Ich werde alle hier hereinlassen. Wir werden hier sicher sein. Das TVC-Gitter wächst ständig weiter, und wir können zurückweichen, während wir unsere nächsten Schritte planen.«
    Zemansky erwiderte bestimmt: »Das TVC-Gitter bricht zusammen. Der einzige Weg, um sicher zu sein, ist ein Neustart. Packen Sie alles in eine neue Garten-Eden-Konfiguration und starten Sie Elysium erneut.«
    Repetto sagte: »Wenn das noch möglich ist. Wenn es noch eine Unendlichkeit gibt.« Das Verdikt der Lambertianer schien ihn gelähmt zu haben. Er war in einem Universum geboren, das bis heute keine Grenzen und keinen Tod gekannt hatte.
    Ein rotes Leuchten erschien in der Ferne. Es hatte die Gestalt einer gigantischen Kugel aus Trümmern. Während Maria noch hinsah, löste es sich in einem Muster aus blitzenden Lichtern auf, die durch feine silberne Drähte miteinander verbunden waren. Ein Neonlabyrinth. In der Nacht, aus der Luft betrachtet: ein riesiger Kirmesplatz. Die Farben waren falsch, aber der Grundriß war eindeutig – es war die Softwarekarte der Stadt. Das einzige, was fehlte, war die Autobahn. Die Daten Verbindung zum Zentralknoten.
    Das Muster ordnete sich um, bevor Maria ein Wort sagen konnte. Blendende Lichtpunkte, scheinbar zufällig über die Szene verteilt, setzten sich in Bewegung und vereinigten sich zu einem festen, massiven Kern. Ringsumher bildeten sich dunklere Schalen in symmetrischen Konfigurationen. Das System sah geschlossen und unzugänglich aus. Selbsterhaltend.
    Sie beobachteten schweigend, wie es dunkler wurde und schließlich verschwand.
     

31
    Peer drehte sich um und blickte Kate an. Sie hatte in der Mitte des Überweges

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