Cyberabad: Roman (German Edition)
Wiederfestnahme und sicheren Verwahrung von J. P. Anreddy.«
»Setzen Sie meinen Kollegen Sudarshan ins Bild.«
»Mr. Anreddy war ein berüchtigter Datenraja, die Pik-Acht im FBI -Kartenspiel der meistgesuchten Verbrecher. Er ist zweimal aus rechtmäßigem Gewahrsam entkommen, indem er Mikroroboter benutzte, um sein Gefängnis zu infiltrieren. Ich habe eine vollständige militärische Unterstützungseinheit angefordert, um ihn wieder dingfest zu machen und ihn in einem speziell konstruierten Panoptikum mit maximaler Überwachung zu inhaftieren.«
»Damit dürfte es kein Problem gegeben haben«, murmelt Sudarshan.
»Mr. Nandha, vielleicht ist Ihnen nicht bekannt, dass J. P. Anreddy Sie wegen Belästigung angezeigt hat.«
Mr. Nandha blinzelt. »Das war mir nicht bekannt, Sir.«
»Er behauptet, Sie hätten ihn verhört, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, sich mit einem Anwalt zu beraten. Außerdem sollen Sie mit psychischer Folter gearbeitet und ihm mit Verletzung seiner physischen Unversehrtheit gedroht haben.«
»Dazu möchte ich bemerken, Sir, dass Mr. Anreddys Anschuldigungen für mich gegenwärtig die kleinste Sorge darstellen. Was mich ...«
»Nandha, ich muss Sie das fragen. Ist bei Ihnen zu Hause alles in Ordnung?«
»Sir, wird meine Professionalität in Frage gestellt?«
Aber es fühlt sich an, als hätte ein Stahlmantelgeschoss die Hälfte seiner Wirbelsäule herausgerissen, und nur noch der Schock des Todes hält ihn aufrecht.
»Ihren Kollegen ist aufgefallen, dass Sie gänzlich von Ihrer Arbeit in Anspruch genommen werden – zu sehr in Anspruch genommen werden. Es soll das Wort verbissen gefallen sein.«
»Ist es nicht gut, wenn jemand seine Arbeit ernst nimmt?«
»Ja, aber nicht um den Preis anderer Lebensaspekte.«
»Sir, meine Frau ist der größte Schatz meines Lebens. Sie ist meine Taube, mein Bülbül, mein strahlendes Licht. Wenn ich nach Hause komme, erfreut sie mich mit ...«
»Danke, Nandha«, wirft Sudarshan eilig ein. »Wir alle sind in diesen Tagen außerordentlich beschäftigt.«
»Falls ich in Anspruch genommen oder gar abgelenkt wirke, liegt es nur an meiner Überzeugung, dass diese Generation Drei die größte Gefahr darstellt, mit der das Ministerium seit der Gründung konfrontiert war. Wenn ich eine Meinung äußern dürfte ...«
»Ihre Meinungen sind hier stets willkommen, Nandha«, sagt Arora.
»Diese Behörde wurde eingerichtet, weil unsere Regierung den Wunsch hegte, sich den internationalen Vereinbarungen über die Lizensierung Künstlicher Intelligenzen zu fügen. Wenn wir es unterlassen, gegen eine Kaih der Generation Drei vorzugehen, könnte das den Amerikanern einen Vorwand geben, ihre Awadhi-Verbündeten zur Invasion unseres Landes zu drängen, weil Bharat ein Zufluchtsort für Cyberterroristen ist.«
Arora mustert die Maserung der Tischplatte. Sudarshan hat sich zurückgelehnt und die Fingerspitzen zusammengelegt, während er über Mr. Nandhas Argumentation nachdenkt. Schließlich sagt er: »Entschuldigen Sie uns für einen Moment.« Sudarshan hebt eine Hand, und um Mr. Nandha scheint die Luft zu gefrieren. Der Inspektor hat ein Stummfeld aktiviert. Die beiden Männer drehen sich auf ihren Stühlen herum und kehren ihm die Lederrücken zu. Mr. Nandha legt die Hände zu einem unbewussten Namaste zusammen und blickt auf das Flackern der Blitze am Rand des Monsuns. Es geht los. Noch heute Abend wird es losgehen.
Mein strahlendes Licht. Meine Taube, mein Bülbül. Schatz meines Lebens. Sie erfreut mich, wenn ich nach Hause komme. Wenn ich nach Hause komme. Mr. Nandha schließt die Augen, als er plötzlich den harten Griff der Panik in sich spürt. Wenn er nach Hause kommt, weiß er nicht, was er vorfinden wird.
Die stumme Luft öffnet sich wieder und wird räumlich. Die Besprechung ist beendet.
»Ihr Argument hat etwas für sich, Mr. Nandha. Was genau würden Sie benötigen?«
»Ich habe die militärischen Anweisungen vorbereitet und könnte sie jederzeit übersenden.«
»Sie haben bereits alles ausgearbeitet«, sagt Sudarshan.
»Es gibt keinen anderen Weg, Sir.«
»Daran besteht kein Zweifel. Ich werde Ihren Einsatz gegen Odeco genehmigen.«
36 Parvati, Mr. Nandha
An diesem Morgen trägt Bharti beim Frühstücksbankett ihr Ernste-Nachrichten-Gesicht. Wir danken Raj für die Analyse, was der Khan-Skandal für Sajida Rana bedeuten könnte, und nun kommt eine Nachricht für uns hier bei Frühstück mit Bharti an die tapferen Jawans in Kunda Khadar: Haltet
Weitere Kostenlose Bücher