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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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Gartenlaube aus. Sie arrangiert die Kissen und Polster und setzt sich dazwischen.
    »Kommen Sie her und legen Sie sich zu mir.«
    »Mrs. Nandha.«
    »Niemand sieht uns. Und selbst wenn, würde es niemanden interessieren. Kommen Sie und legen Sie sich zu mir.« Sie klopft auf den Boden.
    Krishan zieht seine Arbeitsstiefel aus und lässt sich neben ihr nieder, auf der Seite, auf einen Ellbogen gestützt. Parvati legt sich auf den Rücken und verschränkt die Hände über den Brüsten. Der Himmel ist cremefarben und nah, eine Kuppel aus Hitze. Sie hat den Eindruck, sie müsste nur eine Hand ausstrecken und könnte darin eintauchen. Es würde sich milchig und zäh anfühlen.
    »Was denken Sie über diesen Garten?«
    »Denken? Es steht mir eigentlich nicht zu, etwas darüber zu denken. Ich lege ihn nur an, mehr nicht.«
    »Dann sagen Sie mir als der Mann, der ihn anlegt, was Sie darüber denken.«
    Er dreht sich auf den Rücken. Parvati spürt einen warmen Windhauch auf dem Gesicht.
    »Von all meinen Projekten ist dies das ambitionierteste, und ich glaube, es ist dasjenige, auf das ich am stolzesten bin. Ich denke, wenn andere Leute den Garten sehen könnten, wäre das sehr nützlich für meine Karriere.«
    »Meine Mutter findet, er ist mir nicht angemessen«, sagt Parvati. Heute klingt der Donner näher und vertraulicher. »Sie findet, ich sollte Bäume haben, wegen der Privatsphäre. Reihen aus Ashok-Bäumen wie in den Gärten draußen im Quartier. Aber ich würde sagen, dass wir hier durchaus Privatsphäre haben. Finden Sie nicht auch?«
    »Das würde ich auch sagen.«
    »Es ist schon seltsam. Unsere Privatsphäre ist immer begrenzt. Draußen im Quartier hat man einen eingezäunten Garten und Ashok-Bäume und einen Charbagh, aber jeder weiß zu jeder Tages- und Nachtstunde, womit man gerade beschäftigt ist.«
    »Ist beim Cricket etwas passiert?«
    »Ich war dumm, mehr nicht. Sehr dumm. Ich hatte mir eingebildet, Kaste wäre dasselbe wie Klasse.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich habe allen gezeigt, dass ich keine Klasse habe. Oder nicht die richtige Klasse. Krishan, meine Mutter möchte, dass ich mit ihr nach Kotkhai gehe. Sie sagt, sie macht sich Sorgen wegen des Krieges. Sie befürchtet, dass Varanasi angegriffen wird. Varanasi hat in dreitausend Jahren nie einen Angriff erlebt. Sie will mich nur als Geisel halten, damit Mr. Nandha mir eine Million Dinge verspricht, das Haus im Quartier, einen Wagen mit Chauffeur, ein Brahmanenbaby.«
    Sie spürt, wie sich neben ihr Muskeln anspannen.
    »Werden Sie gehen?«
    »Ich kann nicht nach Kotkhai gehen, und ich kann nicht ins Quartier gehen. Aber ich kann auch nicht hier auf dem Dach bleiben, Krishan.« Parvati setzt sich auf und horcht aufmerksam. »Wie spät ist es?«
    »Halb zwölf.«
    »Ich muss gehen. Mutter wird bald wieder zurück sein. Sie würde Stadt und Land nicht für eine Million Rupien verpassen wollen.« Parvati klopft sich den Gartenstaub von der Kleidung, zupft ihren Sari zurecht und wirft sich das lange glatte Haar über die Schulter. »Es tut mir leid, Krishan. Ich sollte Sie nicht mit meinen Problemen belasten. Sie müssen sich um einen Garten kümmern.«
    Sie huscht barfuß durch den Dachgarten. Wenige Augenblicke später hört er die plärrende Titelmelodie von Stadt und Land durch das Treppenhaus heraufhallen. Krishan geht von Beet zu Beet, um seine wachsenden Schützlinge anzubinden.
    Mr. Nandha schiebt den unangetasteten Teller von sich fort.
    »Das ist braune Nahrung. Ich kann keine braune Nahrung essen.«
    Mrs. Sadurbhai nimmt das Thali nicht weg, sondern bleibt resolut am Herd stehen. »Das ist gute redliche Landkost. Warum können Sie nicht essen, was ich gekocht habe? Was stimmt damit nicht?«
    Mr. Nandha seufzt. »Weizen, Hülsenfrüchte, Kartoffeln. Kohlehydrate Kohlehydrate Kohlehydrate. Zwiebeln, Knoblauch-Ghee. Schwere schwere Gewürze.«
    »Mein Ehemann ...«, setzt Parvati an, aber Mr. Nandha lässt sie nicht aussprechen.
    »Ich halte weiße Diät. Alles ist ayurvedisch kalkuliert und balanciert. Was ist mit dem Zettel passiert, auf dem meine Diätvorschriften stehen?«
    »Ach der, der ist mit der Köchin verschwunden.«
    Mr. Nandha greift nach der Tischkante. Es hat sich seit langem aufgestaut, wie der Monsun, der schwer auf seine Nebenhöhlen drückt. Schon bevor Mrs. Sadurbhai wie Sajida Ranas Elitetrupp die Wohnung besetzte, schon vor der Besprechung an diesem Nachmittag, als die Realität der Politik auf seinem Pflichtbewusstsein und

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