Cyberabad: Roman (German Edition)
spiegelt sich flackernd auf gekrümmten Metallflächen.
»Das ist der Überfall auf den Zug«, sagt Mr. Nandha. Das Ereignis ist bereits so alt und unbedeutend wie der Raj.
»Ja, Sir. Das sind Aufnahmen einer Armee-Helmkamera. Jetzt kommt die Sequenz.«
Es ist schwierig, im Chaos aus Feuer und Flüchtenden Einzelheiten zu erkennen, aber er sieht Thomas Lull in seinen geschmacklosen Sachen, wie er auf die Kamera zuläuft und dann aus dem Bild verschwindet, während Bharati-Soldaten ihre Stellungen einnehmen. Er bemerkt eine Linie aus Bewegung vor der längeren, dunkleren Linie des brennenden Zuges. Mr. Nandha erschaudert. Er kennt das Wuseln und Huschen von Antipersonen-Robotern von seinen Kämpfen gegen den Datenraja Anreddy. Dann sieht er eine Gestalt in Grau, die vor der Angriffslinie in die Knie geht und eine Hand hebt. Die Roboter halten inne. Mukul macht eine Stop-Geste, und das Bild erstarrt.
»Das war nicht in den Nachrichten.«
»Überrascht Sie das?«
»Gute Arbeit«, sagt Mr. Nandha und steht auf. Er vollführt ein Kanal-öffnen-Mudra. »Alle finden sich in dreißig Minuten im Konferenzraum ein.« Bestätigungssignale ertönen in seinem Schädel, während er Mukuls Büro verlässt.
Drei Uhr dreißig, liest Mr. Nandha auf der Zeitanzeige am Rand seines Sichtfeldes, als seine Ermittler den Konferenzraum betreten und sich um den ovalen Tisch setzen. Mr. Nandha kann die Erschöpfung in dem zu hell beleuchteten Raum riechen. Er sucht nach einem Behälter für seinen ayurvedischen Teebeutel und schnalzt enttäuscht mit der Zunge, als er nichts findet.
»Mr. Morva, irgendwelche Fortschritte?«
»Eine meiner Kaihs ist auf einen ungewöhnlichen Kauf gestoßen, maßgezüchtete Proteinchips von AFG in Bangalore. Das Ungewöhnliche daran ist die Lieferadresse, die Praxis ohne Lizenz in der Freihandelszone von Patna.«
Aus dem Augenwinkel bemerkt Mr. Nandha, wie Sampath Dasgupta, ein jüngerer Constable, erschrocken auf eine Anzeige seines Palmers reagiert und ihn seiner Nachbarin Shanti Nene zeigt.
Madhvi Prasad: »Außerdem habe ich mehr über ihre Identität herausgefunden. Ajmer Rao ist die Adoptivtochter von Sukrit und Devi Paramchans, ebenfalls aus Bangalore. Und nun kommt etwas Seltsames: Sie alle sind in den Melderegistern und Datenbanken des Finanzamts und anderer Behörden verzeichnet, aber wenn man in der Zentralen DNS -Datenbank von Karnataka nachsieht, findet man nichts. Sie hätten bei der Geburt registriert werden müssen. Ich versuche noch, ihre biologischen Eltern ausfindig zu machen. Ich kann nur raten, aber ich glaube, dass sie aus einem bestimmten Grund hierhergekommen ist.«
Mr. Nandha: »Vielleicht versucht sie, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Wir könnten dem zuvorkommen, indem wir in ihrem Hotel nach einer DNS -Probe von ihr suchen, um selber den Kontakt herzustellen. Gut.« Die Unruhe breitet sich weiter auf der rechten Seite des Tisches aus. »Geht es um etwas, das ich wissen sollte?«
Sampath Dasgupta: »Mr. Nandha, die Premierministerin wurde ermordet. Sajida Rana ist tot.«
Der Schock rollt wie eine Welle um den Tisch. Hände greifen nach Palmern, rufen gestikulierend mit den Hoeks Nachrichtenkanäle auf. Das Murmeln steigert sich zu lautem Geschwätz und noch lauterem Heulen. Mr. Nandha wartet, bis der Lärm allmählich abflaut. Energisch klopft er mit seinem Teeglas auf den Tisch.
»Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit.« Er muss es zweimal sagen, bis es wieder ruhig geworden ist. »Vielen Dank, meine Damen und Herren. Könnten wir jetzt mit der Besprechung fortfahren?«
Sampath Dasgupta kann sich nicht zurückhalten. »Mr. Nandha, es geht um unsere Premierministerin!«
»Dessen bin ich mir bewusst, Mr. Dasgupta.«
»Unsere Premierministerin wurde von einem Mob aus Karsevaks massakriert.«
»Und wir werden mit unserer Arbeit fortfahren, Mr. Dasgupta, gemäß dem Auftrag unserer Regierung, damit wir dieses Land vor der Gefahr unlizensierter Kaihs schützen können.«
Dasgupta schüttelt fassungslos den Kopf. Mr. Nandha erkennt, dass man ihn herausgefordert hat und er schnell und entschieden handeln muss, um seine Autorität aufrechtzuerhalten.
»Für mich steht fest, dass es eine Verbindung zwischen Odeco, dieser Ajmer Rao und der Kalki-Kaih gibt, vielleicht sogar zu Professor Thomas Lull und seiner ehemaligen Assistentin Dr. Lisa Durnau. Es könnte sich um eine ernstzunehmende Verschwörung handeln. Madhvi, besorgen Sie einen Durchsuchungsbefehl für das Amar-Mahal-Hotel.
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