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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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dieselbe Stimme im Ohr, die ihnen sagt, dass die Kaihs, die die Öffnung steuern, nicht mehr auf Befehle reagieren.
    Sie haben die Kontrolle über die Nullpunktenergie verloren.
    Wie ein christlicher Engel, wie das vom Himmel herabsausende Schwert des Rächers Michael, nähert sich Mr. Nandha durch die Luft dem Forschungszentrum von Ray Power. Er weiß, dass die Stimmung seines Exkommunikationstrupps im Bauch des Senkrechtstarters gedämpft, unsicher, verängstigt, rebellisch ist. Die Gefangenen werden mit ihnen reden und Ungläubigkeit und Zwietracht säen. So sind sie, denn sie haben nicht sein Engagement, und er kann es auch nicht von ihnen erwarten. Er ist bereit, ihren Respekt vor ihm als Opfer zu bringen. Diese Kriegerin neben ihm im Cockpit wird ihn an sein vorherbestimmtes Ziel bringen.
    Er ruft die Adstringenzen einer Violinsonate von Bach auf, während die Pilotin die Maschine in eine lange und langsame Kurve bringt, die sie zu den grünen Rhomben der University of Bharat führen wird.
    Eine Annäherung, ein Räuspern, ein Antippen seiner Schulter stören die unendlichen Geometrien der Solovioline. Mr. Nandha nimmt bedächtig seinen Hoek ab.
    »Was gibt es, Vikram.«
    »Chef, die Amerikanerin droht schon wieder mit diplomatischen Konsequenzen.«
    »Das werden wir später erklären, wie ich bereits sagte.«
    »Und der Sahb will unbedingt mit Ihnen reden.«
    »Ich bin anderweitig beschäftigt.«
    »Er ist verdammt sauer, dass er nicht zu Ihnen durchkommt.«
    »Während des Kampfes gegen die Kalki-Kaih wurde mein Kommunikator beschädigt. Ich habe keine andere Erklärung.« Er hat das Gerät abgeschaltet. Er will keine plärrenden Fragen hören, keine Forderungen oder Befehle, die den perfekten Ablauf seiner Exekution stören.
    »Trotzdem sollten Sie mit ihm reden.«
    Mr. Nandha seufzt. Der Senkrechtstarter legt sich in eine Schleife und geht über den luftigen, spielzeugbunten Gebäuden der Universität der Ranas nieder. Sie schimmern in der Sonne, die die Monsunwolken zerrissen hat. Er nimmt seinen Hoek.
    »Nandha.«
    Die Stimme erzählt etwas von Übereifer, von Waffeneinsatz, Gefährdung der Öffentlichkeit, Fragen und Überprüfungen, zu weit gegangen, Nandha, zu weit, wir wissen von Ihrer Frau, sie ist am Bahnhof von Gaya aufgetaucht, aber die Worte, die nachhallen, die Worte, die klingen wie das Schwert dieses Christen, des Renaissance-Engels, als er damit gegen die Himmelkuppel schlägt, die Worte, die durch den Fluglärm schneiden, sind die Worte von Vik, der sie vor den Leuten wiederholt, die in voller Kampfmontur in ihren Sitzen angeschnallt sind: im Kampf gegen die Kalki-Kaih .
    Er verachtet mich, denkt Mr. Nandha. Er hält mich für ein Monster ... Aber das bedeutet mir nichts. Ein Schwert erwartet kein Verständnis. Er nimmt den Hoek ab, und mit einem schnellen, kräftigen Ruck zerbricht er ihn in zwei Teile.
    Die Pilotin blickt ihn durch ihr verspiegeltes Helmvisier an. Ihr Mund ist eine rote Rosenknospe.
    Das vierte Beben erschüttert das Forschungszentrum, als Vishram den Feueralarm auslöst. Bücherregale kippen um, Weißwandtafeln fallen von den Wänden, Lampen wackeln, Mauerteile reißen, Kabelkanäle splittern. Der Wasserspender schaukelt hin und her, bis er anmutig zu Boden fällt und sich der Inhalt aus seinem Plastikbauch ergießt.
    »Okay, meine Damen und Herren, kein Grund zur Beunruhigung. Wir haben es mit einer kleinen Überhitzung in der Stromübertragung zu tun«, lügt Vishram, während die Menschen mit aufgerissenen Augen und den Händen über den Köpfen nach dem Ausgang suchen. »Alles ist unter Kontrolle. Unser Sammelpunkt befindet sich draußen auf dem Hof, nachdem wir das Gebäude in geordneter Weise verlassen haben. Gehen Sie langsam, gehen Sie vorsichtig. Unser Personal ist gut ausgebildet und wird Sie in Sicherheit bringen.«
    Ein Schwarm Hovercams ist – ausgenommen Energieminister Patel – schneller als alle anderen zur Tür hinaus. Sonia Yadav und Marianna Fusco wollen auf Vishram warten, aber er schickt sie nach draußen. Natürlich ist nichts von Surjeet zu sehen. Der Kapitän geht immer als Letzter von Bord. Als er sich umdreht, lässt das fünfte und bisher stärkste Beben die Deckenplatten in den Vortragssaal krachen. Vishram erhascht einen letzten, sich für immer einbrennenden Blick auf die Botschaft, die auf den herunterstürzenden Bildschirmen eingefroren ist.
    Leistung siebenhundertachtundachtzig Prozent. Universum 11276.
    Die leichte, geräumige

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