Cyberabad: Roman (German Edition)
Mann, als jeder Vater, doch dieser Körper neben ihrem ist loyal, zäh, witzig, mutig, clever, freundlich, sinnlich, verletzlich. Süß. Sexy. Alles, was man sich von einem Seelenfreund wünschen kann. Oder einem Liebhaber. Bei diesem Gedanken zuckt sie zusammen, dann drückt sie die Wange an Thals gebeugte Schulter. Sie spürt, wie sich ihre miteinander verbundenen Schwerkraftzentren verschieben, als das Flugzeug beidreht, um mit dem Landeanflug auf Kathmandu zu beginnen. Sie hebt den Kopf, um aus dem Fenster zu blicken, um vielleicht einen erhellenden Blick auf den fernen Sagarmatha zu werfen, doch sie sieht nur eine merkwürdig geformte Wolke, in der man fast die Gestalt eines riesigen Elefanten erkennen könnte, wenn so etwas möglich wäre.
Der Lauf der Geschichte wird in Jahrhunderten gemessen, aber ihre Fortschritte finden innerhalb von Stunden statt. Während sich die Panzer nach Kunda Khadar zurückziehen, wenige Stunden nach dem schockierenden Rücktritt von N. K. Jivanjee wegen Badoor Khans Behauptungen und nach dem Ausscheiden der Shivaji aus der Regierung der Nationalen Rettung, nimmt Ashok Rana das Angebot aus Delhi an, sich zu Gesprächen in Kolkata zu treffen, um den Streit um den Damm beizulegen. Doch der Tag hält noch eine weitere Überraschung für die schwer angeschlagene Nation Bharat bereit. Ganze Familien sitzen schockiert, sprachlos, benommen vor ihren Fernsehern. Mitten in der Ein-Uhr-Ausstrahlung von Stadt und Land wird die Sendung unterbrochen.
Sie fahren in Siebenergruppen mit den Aufzügen hinab, dann geht es die Betonstufen hinunter und durch die Luftschleuse in Debas stinkendes kleines Kämmerchen und den Beobachtungsraum, wo Investmentbanker, Grameen-Vertreter, Frauen, Nachwuchsjournalisten, Berater des Ray-Clans und ein sichtlich unter Schock stehender Energieminister Patel einen engen Kreistanz aufführen, um durch die dicke Glasscheibe einen Blick ins grelle Licht eines fremden Universums zu werfen.
»Okay, okay, weitergehen, nicht länger als fünf Sekunden. Ray Power übernimmt keine Verantwortung für Augenreizungen, Sonnenbrand oder sonstige Probleme wegen der Ultraviolettstrahlung«, sagt Deba, während er die Leute hinein-, herum- und hinauswinkt. »Nicht länger als fünf Sekunden. Ray Power übernimmt keine Verantwortung ...«
Der Vortragssaal wurde mit Displays und Bildschirmen ausgestattet und mit Snacks und Mineralwasser bestückt. Sonia Yadav hält sich tapfer am Rednerpult und versucht den Versammelten zu erklären, was sie auf den Bildschirmen sehen: zwei einfache grafische Balken, die die Energie darstellen, die aus dem Netz gewonnen wird, das das Nullpunktfeld aufrechterhält, und die Energieleistung aus der Potenzialdifferenz zwischen den universellen Grundzuständen. Aber sie kämpft an zwei verlorenen Fronten, an der wissenschaftlichen und der akustischen.
»Wir gewinnen zwei Prozent mehr, als wir hineinstecken«, ruft sie über dem anschwellenden Gemurmel der Frauen vom Land, die Geschichten über ihre Enkelkinder austauschen, der Geschäftsleute, die mit Partnern und Palmern kommunizieren, und der Journalisten, die an ihren Hoeks hängen, um sich über die neueste schockierende wundersame Offenbarung zu informieren, die aus der Bharat Sabha kommt: der überraschende Rücktritt von N. K. Jivanjee von seinem Posten in der Regierung der Nationalen Rettung. »Wir speichern diese Energie in Hochleistungskondensatoren für den Laser-Teilchenbeschleuniger, bis die Menge ausreicht, um sie ins Netz einzuspeisen, um einen Zugang zu einem Universum mit noch höherem Level zu öffnen und so weiter. Auf diese Weise klettern wir die Leiter der Energiezustände hinauf, bis wir auf eine Ausbeute von etwa einhundertfünfzig Prozent kommen ...«
Sie ballt die Hände zu Fäusten, schüttelt den Kopf und seufzt frustriert, als die Lautstärke im Vortragssaal auf ein mittleres Getöse angestiegen ist.
Vishram übernimmt das Mikro. »Meine Damen und Herren, dürfte ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? Ich weiß, dass es für viele von Ihnen ein langer und ereignisreicher Tag war, aber wenn Sie mir jetzt bitte zum Labor folgen würden, wo wir den ersten Durchbruch erzielt haben ...«
Das Personal treibt die Gäste hinüber ins Nullpunktlabor.
»Kein Plan überlebt die Begegnung mit dem Feind«, flüstert er Sonia Yadav zu. Eine Hovercam schießt an seinem Kopf vorbei, nahe und nervig wie ein Insekt, und überträgt die Ereignisse an die fernen Aktionäre. Er stellt sich die
Weitere Kostenlose Bücher