Cyberabad: Roman (German Edition)
kannst, das große Schreien, das niemals aufhört, von den Milliarden von Menschen, angekettet und brennend, aber niemals verbrennend. Das ist es, in den Flammen brennen, aber niemals verbrennen.«
Shiv rührt sich auf dem Charpoy. Hölle ist etwas, das Christen gut können. In seiner Hose richtet sich sein Schwanz auf. Die Qualen, die Schreie, die schmerzvoll aufgetürmten Körper, die Nacktheit, die Hilflosigkeit, das hat ihn schon immer erregt. Yogendra legt die getrockneten Puris in einen Korb. Seine Augen sind tot, stumpf. Sein Gesicht ist das eines Tieres.
»Und die Sache ist die, dass es auf ewig so weitergeht. Tausend Jahre sind noch nicht einmal eine Sekunde. In der Hölle ist ein Brahma-Lebensalter nicht mal ein Augenblick. Tausend Brahma-Lebensalter, und du bist immer noch nicht am Ende. Es hat noch nicht einmal angefangen. Das wird mit dir passieren. Du wirst von den Dämonen hinuntergeholt und angekettet und oben auf den Haufen von Menschen gelegt, und dein Fleisch wird anfangen zu brennen und du wirst versuchen, in den Flammen nicht zu atmen, aber dann musst du es doch tun, und danach wird sich nie etwas ändern. Der einzige Weg, um der Hölle zu entgehen, ist dein Glaube an den Herrn Jesus Christus, wenn du ihn als deinen Herrn und Erlöser annimmst. Es gibt gar keinen anderen Weg. Stell es dir vor: die Hölle. Hast du überhaupt eine Ahnung davon, wie das sein wird?«
»Etwa so?« Yogendra ist schnell wie ein Messer in der Gasse. Er greift sich Leelas Handgelenk. Sie schreit auf, aber sie kann sich nicht befreien. Als er ihre Hand zum siedenden Ghee zieht, hat sein Gesicht den gleichen tierischen Ausdruck.
Shivs Tritt gegen seine Schläfe wirft ihn durch den Raum, verstreut die Puris in alle Richtungen. Leela/Martha flüchtet kreischend ins Hinterzimmer. Shivs Mutter schrickt vom Ofen zurück, weg vom heißen Fett und der tückischen Gasflamme.
»Schaff ihn raus, raus aus meinem Haus!«
»Oh, er geht schon«, sagt Shiv, während er mit zwei Schritten den Raum durchschreitet, Yogendra mit zwei Fäusten im T-Shirt anhebt und ihn auf die Gali hinauszerrt. Yogendras Blut pulsiert aus einem schmalen Riss über seinem Ohr, aber er grinst immer noch auf die gleiche dumpfe, animalische Weise. Shiv schleudert ihn auf die Gasse und tritt mit dem Stiefel nach. Yogendra wehrt sich nicht, versucht nicht, sich zu verteidigen, wegzurennen oder sich einzurollen, sondern erträgt die Tritte mit einem Leck-mich-Grinsen im Gesicht. Es ist, als würde man eine Katze prügeln. Katzen verzeihen niemals. Scheißkerl. Katzen ersäuft man im Fluss. Shiv tritt ihn, bis das Blau weg ist. Dann setzt er sich gegen die Hüttenwand und steckt sich eine Bidi an. Steckt noch eine an, reicht sie weiter an Yogendra. Der nimmt sie. Sie rauchen in der Gasse. Shiv macht die Kippe auf dem Pappkarton unter dem italienischen Schuhabsatz aus.
Der Raja der Scheiße.
»Komm, wir müssen ein Auto abholen.«
17 Lisa
Lisa Durnau hangelt sich den Tunnel hinauf ins Herz des Asteroiden. Der Schacht ist nur ein wenig breiter als ihr Körper, die Vakuumanzüge sind weiß und liegen eng an. Sie bekommt den Gedanken nicht aus dem Kopf, dass sie ein NASA -Spermium ist, das eine kosmische Yoni hinaufschwimmt. Sie zieht sich am weißen Nylonseil vorwärts und folgt Sam Raineys Profilsohlen. Dann halten die Füße des Projektleiters inne. Sie stößt sich von einem Knoten im Seil ab und schwebt halbwegs eine Vagina aus Stein hinauf, eine Viertelmillion Meilen von zu Hause entfernt. Ein Roboterarm streckt sich vom inneren Kern nach unten und zwängt sich an ihr vorbei, auf kleinen Manipulatorfingern kriechend. Lisa zuckt zusammen, als er ihren Druckanzug streift. Japanische Königskrabben sind ein Schrecken ihrer Kindheit, spindeldürre Dinger aus Chitin. Sie hat des Öfteren geträumt, wie sie die Bettdecke zurückschlägt und darunter eine solche Krabbe vorfindet, die die Scheren nach ihrem Gesicht ausstreckt.
»Warum die Verzögerung?«
»Hier ist eine Wendehöhle. Von nun an werden Sie die Wirkung der Gravitation spüren. Sie möchten sich bestimmt nicht mit dem Kopf nach unten weiterbewegen.«
»Dieses Tabernakelding hat ein eigenes Schwerkraftfeld?«
Sam Rainey zieht die Beine an, dann verschwindet er im Schimmern zwischen den Lumröhren. Lisa sieht ein vages Weiß, das einen Purzelbaum schlägt, dann blickt sein Gesicht durch das Visier in ihres.
»Passen Sie auf, dass Sie sich nirgendwo die Arme einklemmen.«
Lisa Durnau zieht sich
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