Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
Vom Netzwerk:
Ungewöhnliches. Wenn Menschen erfahren, dass sie zum Opfer von Cyberkriminellen geworden sind, reagieren sie häufig so, als sei bei ihnen eingebrochen worden. Obwohl die eigentliche Tat sich auf den Cyberspace beschränkt, auf eine Welt vieler winziger elektronischer Impulse, fühlt sie sich an wie eine körperliche Verletzung. Wenn das eigene Bankkonto gehackt wurde, was haben die Diebe dann vielleicht sonst noch in der Privatsphäre meines Computers entdeckt?
    Haben sie vielleicht Angaben aus dem Pass gestohlen, so dass Verbrecher oder Geheimagenten sie nun zur Fälschung von Reisedokumenten verwenden können? Haben sie vielleicht gerade jetzt, wo Sie diese Zeilen lesen, Zugang zu Ihren E-Mails mit vertraulichen Informationen über Kollegen oder Mitarbeiter? Sind sie vielleicht auf gefährliche, amouröse E-Mails oder andere Indiskretionen gestoßen, die Sie irgendwann einmal geschrieben oder erhalten haben? Gibt es in Ihrem Leben irgendeinen Teil, den Kriminelle nicht erkunden können, wenn sie Zugang zu Ihrem Computer haben?
    Der Reverend John war jetzt entschlossener. Sobald er in dem angenehmen kleinen Pfarrhaus neben dem eindrucksvollen Turm seiner Kirche in Manningham angekommen war, rief er den Polizeibeamten in der Nachbargrafschaft Lincolnshire an.
    Dass der Fall ausgerechnet Chris Dawson in den Schoß fiel, einem in Scunthorpe stationierten Polizisten im mittleren Alter, war besonders ungewöhnlich. In den meisten Fällen werden Cyberverbrechen in Großbritannien von Spezialeinheiten bearbeitet, die drei Polizeikräften zugeordnet sind: der Metropolitan Police, der City of London Police und der Serious Organised Crime Agency ( SOCA ), die ebenfalls in der Hauptstadt angesiedelt ist. Beamte ohne besondere Ausbildung würden solche Fälle meist übersehen, da sie zu schwer fassbar sind. Aber Dawson war ein ungewöhnlicher Mann: Er verfügte über den Polizisteninstinkt und einen scharfen Blick. Außerdem hatte er einen ruhigen Charme, er war aber auch auf typisch nordenglische Weise geradlinig, was zu seiner systematischen, präzisen Art der Polizeiarbeit beitrug. Seine Aufmerksamkeit für Details sollte ihm in den kommenden Monaten sehr nützlich sein.
    Brachte man Manningham mit ethnischen Spannungen und einem steilen wirtschaftlichen Niedergang in Verbindung, so galt das nahe gelegene Scunthorpe, eine Stadt von 75.000 Einwohnern südlich der Humbermündung, häufig entweder als englisches Nirgendwo oder als Gegenstand von Witzen, die sowohl durch seinen Namen als auch durch die Jahr für Jahr schlechte Leistung seiner Fußballmannschaft provoziert wurden. (Gerechterweise sollte man hinzufügen, dass es wenigstens nicht den ursprünglichen skandinavischen Namen Skumtorp geerbt hat, und bis der Scunthorpe United FC im Mai 2011 abstieg, hatte er sich in der zweiten englischen Fußballliga durchaus anständig verkauft.) Soweit man feststellen kann, wurde die Stadt nie im Zusammenhang mit größeren Aktivitäten des organisierten Verbrechens erwähnt.
    Noch vier Tage bevor der Reverend John von seiner karitativen Tätigkeit in Indien zurückkehrte, hatte der DS Dawson vergnügt im zentralen Polizeirevier von Scunthorpe gearbeitet. Er hatte sich den Command and Control Log angesehen, eine Computeranzeige, über die telefonisch von der Öffentlichkeit übermittelte Informationen und Berichte über Verbrechen weitergegeben wurden. Zu den üblichen Inhalten gehörten randalierende Betrunkene, gelegentliche Fälle von häuslicher Gewalt und eine junge Katze, die auf einem Baum festsaß. An jenem Mittwochnachmittag gegen 13.30 Uhr jedoch lief eine Meldung über den Bildschirm, die die Neugier des Detective Sergeant weckte. Es war absolut nicht das Übliche. Er wandte sich an seinen Kollegen und sagte leise in seinem beschwingten Lincolnshire-Tonfall: »Komm mal her. Das sollten wir uns ansehen. Sieht aus, als würde bei Grimley Smith ein ziemlich mieses Ding laufen.«

2 Miranda erzählt von der schönen neuen Welt
    Die Website von Grimley Smith Associates zeigt ein bräunliches Foto der Firmenzentrale aus edwardianischer Zeit. Damals war das Unternehmen in der englischen Industriestadt Scunthorpe einer der ersten Autohändler. Bizarr erscheint uns heute, wie zu jener Zeit stolz der Belsize angekündigt wurde, ein frühes Symbol automobiler Eleganz, dessen Herstellung kurz nach dem Ersten Weltkrieg eingestellt wurde. Aber der Oldtimer und der Dickens’sche Name Grimley Smith täuschen: GSA , wie die Firma auch

Weitere Kostenlose Bücher