CyberCrime
später mit einem anderen Verbrechen noch berühmter wurde: mit dem Eindringen in die Kreditkarten-Datenbank der Kaufhauskette T. J. Maxx).
Die Polizei stand aber vor einem Problem, das noch häufig auftauchen sollte: Hacker sind keine typischen Verbrecher. Ihre Fähigkeiten werden zwar von echten Kriminellen ausgenutzt, die damit echte Verbrechen an echten Menschen begehen. Die Hacker selbst lassen aber diesen Aspekt ihrer Tätigkeit häufig außer Acht. Sie sind die »einsamen Wölfe«, wie Script sie nannte, und haben häufig kein Interesse daran, ein Vermögen anzuhäufen. Ihnen geht es mehr darum, unter ihresgleichen in den Rang eines Meisters aufzusteigen. »Man muss verstehen«, erklärte JiLsi im Rückblick auf seine Erlebnisse als Carder, »dass es ein Spiel war. Es war, als würde man Grand Theft Auto spielen, nur tut man es wirklich. Man tritt gegen lebende, atmende Polizisten an. Das macht den Nervenkitzel nur umso größer! Es geht um Respekt. Es geht um …« JiLsi machte eine Kunstpause, »… deinen Ruf .«
In einer Hinsicht jedoch ähnelte die Festnahme der Shadowcrew-Kriminellen, die im Internet tätig waren, den Auswirkungen einer größeren Verhaftungswelle bei einer Mafiaorganisation in der realen Welt. Sie schuf ein Vakuum und löste bei der nächsten Generation der Carder einen gewaltigen Kampf um die Vorherrschaft aus. Diese Personen sammelten sich rund um zwei neue Websites, die im folgenden Jahr auf der Bildfläche erschienen: CardersMarket und DarkMarket.
Teil IV
14 Der Eismann kommt
Santa Clara, Kalifornien, Oktober 1998
Max Vision war überrascht, als Chris und Mike, seine beiden Kontaktleute vom FBI -Büro in San Francisco, plötzlich bei ihm in Santa Clara vor der Tür standen. Den dritten Mann kannte er nicht, später erfuhr er jedoch, dass es sich um den FBI -Abteilungsleiter für Computerkriminalität handelte. Demnach war es kein Freundschaftsbesuch. »Wir tragen Beweismaterial gegen dich zusammen, Max«, sagten sie. »Dieses Mal hast du es wirklich vermasselt.«
Leicht geschockt übergab Vision seinen Computer und alles andere – er wollte nicht den Anschein erwecken, als würde er die Justiz behindern, gleichzeitig wusste er aber auch nicht ganz genau, wo das Problem lag.
Er führte ein gutes, ja sogar ein großartiges Leben. Nachdem eine schwierige Jugend hinter ihm lag, war er von Iowa in eine Region gezogen, wo weder Technikfreaks noch ungekämmte lange Haare und Pferdeschwänze als ungewöhnlich oder unelegant galten. Ebenso fand es niemand seltsam, dass er seinen Namen von Vision in das prosaischere Butler geändert hatte. Er hatte sich schnell an die lässige Lebensweise der Westküste gewöhnt, und als Sahnehäubchen war er auch noch glühend in seine zukünftige Braut Kimi verliebt.
Max Vision war Mitte zwanzig, ein genialer Fachmann für Computersicherheit und einer der angesehensten, am höchsten geschätzten Berater in der Region von San Francisco. Außerdem besaß er Bürgersinn: Er hatte die Website whitehats.com eingerichtet, die Einzelpersonen und Unternehmen dabei helfen sollte, sich gegen bösartige Cyberattacken zu schützen. Mr. Vision veröffentlichte die neuesten »Sicherheitslücken«, die populäre Softwareprodukte aufwiesen, und erklärte, wie man sie schließen konnte.
Sicherheitslücken sind für Hacker das tägliche Brot: Sie ebnen Wege in fremde Computer. Es sind digitale Löcher im Schutzwall von Software und Computersystemen, die der Hersteller nicht bemerkt hat. Wenn ein Unternehmen wie Microsoft oder Adobe merkt, dass ein Hacker unter Ausnutzung einer bestimmten Sicherheitslücke in Windows oder eine allgegenwärtige Anwendung wie den PDF Reader eingedrungen ist, schreibt es eine gezielte Programmergänzung – einen »Patch«, wie man es nennt – und schließt damit die Lücke. Als Nächstes macht das Unternehmen dann seine Kunden darauf aufmerksam und fordert sie auf, den Patch herunterzuladen und zu installieren. Damit ist dieser Weg in den Computer des Kunden verschlossen. Versäumt der Nutzer es aber, sein System zu aktualisieren, kann der Computer einem Virus zum Opfer fallen, das gerade diese Sicherheitslücke ausnutzt.
Sicherheitshacker wie Vision machten Sicherheitslücken häufig schon vor allen anderen aus, und im Geist der guten Nachbarschaft bot er den Nutzern praktische Ratschläge zum Selbstschutz an.
Seine guten Taten gingen aber noch weiter. Er stellte seine Dienste auch der FBI -Dienststelle in San Francisco kostenlos
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