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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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russischsprachigen Ursprünge hinaus Wurzeln. Sie globalisierte sich ganz von selbst. RedBrigade kann sich noch erinnern, wie alteingesessene asiatische Kriminelle jetzt im Austausch mit Collegestudenten aus Massachusetts standen, die ihrerseits mit Osteuropäern sprachen, deren Computer mit Kreditkarten-»Dumps« vollgestopft waren. Hinter manchen Benutzernamen auf Shadowcrew steckten kriminelle Vereinigungen wie All Seeing Phantom, die von ihresgleichen verehrt wurden.
    RedBrigade war gute zehn Jahre älter als die meisten anderen Mitglieder von Shadowcrew und sah keinen Vorteil darin, in der Hierarchie nach oben zu steigen und damit an Anerkennung und Respekt zu gewinnen. Ihm war nicht klar, warum die gewöhnlichen Mitglieder eine solche Ehrfurcht vor den Moderatoren und Administratoren der Foren hatten. Allen Erfolgen von Shadowcrew zum Trotz hatte das Verhalten seiner Betreiber etwas Infantiles und geradezu Görenhaftes – was eigentlich nicht verwundert, waren doch die meisten von ihnen erst knapp unter oder knapp über zwanzig. Ihm fiel auf, dass CarderPlanet von echten Verbrechern eingerichtet und weiterentwickelt worden war, während viele Teammitglieder von Shadowcrew eigentlich Dilettanten waren, deren grenzenlose Überheblichkeit von den unvorstellbaren Geldmengen, die sie verdienten, genährt wurde.
    Je weiter sich RedBrigade von diesen Gestalten fernhielt, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass die Behörden ihn ausfindig machten. Von einer winzigen Minderheit abgesehen, hatten die Shadowcrew-Mitglieder keine Ahnung, dass der Secret Service bereits tief in die Website vorgedrungen war.
    Im April 2003 hatte man Albert Gonzales, einen jungen US -Amerikaner mit kubanischen Wurzeln und eines der leitenden Mitglieder von Shadowcrew, verhaftet. Unter den Cardern war er als CumbaJohnny bekannt. Was sie nicht wussten: Nach seiner Festnahme hatte man ihn zum Informanten gemacht, und das war für den Secret Service der entscheidende Durchbruch. Gonzales betrieb ein sogenanntes Virtual Private Network ( VPN ), über das die leitenden Akteure der Website untereinander kommunizierten. Ein anständig gewartetes VPN machte die Entdeckung durch die Behörden schwierig oder unmöglich – es sei denn, derjenige, der den Kontakt zu den Administratoren hält, hält auch Kontakt zur Polizei. Diese Person war Gonzales.
    Am 26. Oktober 2004 führte der Secret Service in den gesamten Vereinigten Staaten eine Reihe von Razzien durch. Dies führte zur erstmaligen Festnahme von 19 Personen, die wegen ihrer Mitwirkung bei shadowcrew.com angeklagt wurden. Später griff man noch einige weitere auf.
    In der Anklage wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung hieß es: »Shadowcrew war eine internationale Organisation mit ungefähr 4000 Mitgliedern, die ein breites Spektrum krimineller Tätigkeiten förderte und erleichterte.« Es war die bis dahin größte Aktion der jungen Cyberpolizisten-Truppe des Secret Service. Die Anklage vor einem Distriktsgericht in New Jersey klang dramatisch: »Die Administratoren«, so hieß es dort weiter, »bestimmten gemeinsam über die Ausrichtung der Organisation, trafen im Tagesgeschäft die Verwaltungsentscheidungen und betrieben langfristige strategische Planungen für den Weiterbestand … Die Administratoren hatten vollständigen Zugang zu den Computerservern, auf denen die Shadowcrew-Website lief, und trugen damit entsprechend die letzte Verantwortung für die physische Verwaltung, Instandhaltung und Sicherheit dieser Computer sowie für den Inhalt der Website.«
    In den Medien herrschte nach der Verhaftung der Shadowcrew-Mitglieder große Begeisterung. Einige gingen so weit und bezeichneten den Coup als die virtuelle Entsprechung zur Zerschlagung des Corleone-Clans in Sizilien. Der Berichterstattung kam es zugute, dass eine der Angeklagten eine Frau namens Karin Andersson alias Kafka war; der Secret Service hatte allerdings nicht herausgefunden, dass es sich bei dem eigentlichen Kriminellen um ihren Freund handelte, der einfach ihren Computer und ihre IP -Adresse für seine Verbrechen benutzte. Was kaum verwunderlich ist angesichts der Tatsache, dass 96 Prozent aller Hacker Männer sind.
    Die Festnahmen waren zweifellos gerechtfertigt. Aber waren die »Administratoren« auch diejenigen, die mit Shadowcrew das große Geld verdienen? Nein. Allerdings waren unter ihnen einige sogenannte »monetiser« (der wichtigste war Gonzales, der trotz seiner engen Verbindungen zum Secret Service

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