Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
Vom Netzwerk:
Verteidigungsministeriums wie auch für seine Fähigkeit zu Offensiv- und Defensivoperationen geworden, dass der Verteidigungsminister Robert Gates eine weitreichende Entscheidung traf: Er definierte einen neuen Bereich für militärische Einsätze – den Cyberspace.
    Dieser fünfte Einsatzbereich neben Land, Meer, Luft und Weltraum ist der erste von Menschen gemachte Raum für militärische Operationen, und die Regeln, nach denen darin gekämpft wird, sind nahezu völlig undurchsichtig. Neben dem Einsatzbereich richtete das Pentagon das US Cyber Command ein, das feindselige Aktivitäten im Cyberspace überwacht und gegebenenfalls den Einsatz von Angriffswaffen wie Stuxnet plant. Derzeit sind die Vereinigten Staaten anerkanntermaßen führend, was die Fähigkeiten zu Cyberangriffen angeht.
    Die Fähigkeit zu Cyberangriffen sollte man nicht mit der Fähigkeit verwechseln, konventionelle, mit von Computersystemen leistungsfähiger gemachte Waffen einzusetzen. Die besten Beispiele für dieses zuletzt genannte Arsenal sind die sogenannten Drohnen, die von den Vereinigten Staaten regelmäßig in Afghanistan und Pakistan eingesetzt werden und Aufklärungs- oder Kampfeinsätze durchführen können, aber von einem Computerfachmann in Nevada gesteuert werden.
    Cyberwaffen dagegen sind Hackerwerkzeuge, mit denen ein Cybersoldat in die Computersysteme der feindlichen CNI (kritische nationale Infrastruktur) eindringen kann, beispielsweise in die Energie- und Wasserversorgungsnetze. Wenn ein Cyberkommandant die Kontrolle über ein solches System übernommen hat, kann er der militärischen Doktrin zufolge dessen Stilllegung veranlassen (oder, wie wir von Stuxnet wissen, eine höchst zerstörerische Explosion auslösen), so dass die betroffene Gesellschaft innerhalb weniger Tage in die technologische Steinzeit zurückgeworfen wird.
    Das zumindest ist die Idee. Derzeit stehen die Vereinigten Staaten, was die Entwicklung von Cyber-Offensivwaffen angeht, an erster Stelle. Chinesen, Franzosen und Israelis sind ihnen aber dicht auf den Fersen, und auch Indien und Großbritannien liegen nicht weit zurück.
    Die Militarisierung des Cyberspace war vorhersehbar. Wohin sie uns aber führen wird, weiß niemand. Der stets aufmerksame Seymour Hersh spielte in einem Artikel im New Yorker die Folgen durch, die sich daraus ergeben, dass die Chinesen der Festplatte des amerikanischen Aufklärungsflugzeugs ihre Geheimnisse entlockt haben:
    Das Debakel mit der EP-3E befeuerte eine schon seit Langem laufende Diskussion innerhalb des Militärs und der Obama-Regierung. Viele hochrangige Militärs sehen in der Tatsache, dass die Chinesen in das Computersystem eingedrungen sind, eine Warnung vor gegenwärtigen und zukünftigen Schwachpunkten – vor der Möglichkeit, dass China oder ein anderer Staat seine stetig wachsenden Fähigkeiten im Cyberspace nutzen könnte, um die zivile Infrastruktur und den militärischen Komplex der Vereinigten Staaten anzugreifen. Die Vertreter der anderen Seite setzen sich für eine zivile Reaktion auf die Gefahr ein; im Mittelpunkt steht dabei eine umfassendere Verwendung der Verschlüsselungstechnik. Sie fürchten, ein übermäßiger Rückgriff auf militärische Mittel werde unerwünschte Folgen für den Datenschutz und die bürgerlichen Freiheiten haben.
    Der Drang des Militärs, sich als Schiedsrichter der Cybersicherheit aufzuspielen, scheint allgemein verbreitet zu sein. Im Oktober 2010 beauftragte Präsident Obama die National Security Agency, die dem Pentagon untersteht, das Heimatschutzministerium und die Privatwirtschaft im Hinblick auf die Cybersicherheit im Inland zu unterstützen. In China ist die Volksbefreiungsarmee die wichtigste Institution, die über die Cybersicherheit im In- und Ausland wacht, und im Nahen Osten lieferte die israelische Armee die Anregung, große Forschungsanstrengungen in die Computer-Kriegführung zu investieren, was Israel im Verhältnis zu seiner Größe ein hohes Gewicht verschafft.
    Nun kann man aber zu Recht fragen: Was hat das alles mit Cyberkriminalität zu tun?
    Im Cyberspace lauern echte, gefährliche Bedrohungen. Ein demokratischer Staat würde im Idealfall dafür sorgen, dass diese entscheidende Technologie dem Leben seiner Bürger nicht schadet, sondern nützt. Ebenso sollte der Staat der Versuchung widerstehen, unsere Rechte und die Privatsphäre zu verletzen. Dem Militär die Führungsrolle beim Schutz ziviler Netzwerke zu überlassen ist höchst unklug. Aber angesichts

Weitere Kostenlose Bücher