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Cyberspace

Cyberspace

Titel: Cyberspace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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wieder. »Ich versuche«, sagte er lustlos, »nicht von Idioten zu kaufen. Diesmal ist mir das, fürchte ich, passiert.« Der dritte Seufzer war für Lewis das Stichwort, den
    Neuralunterbrecher anzuschalten, den sie auf meiner Seite unter die Tischplatte geklebt hatten.
    Ich legte alles, was ich hatte, in meinen rechten Zeigefinger, den ich krümmen wollte, aber irgendwie schien die Verbindung gekappt zu sein. Ich fühlte das Metall der Knarre und das schaumstoffunterlegte Klebeband, mit dem ich den Griffstummel umwickelt hatte, aber meine Hände waren wie kaltes Wachs - entrückt und regungslos. Ich hoffte, Lewis war ein echter
    Knödel und blöd genug, sich die Sporttasche zu greifen und damit meinen steifen Finger gegen den Abzug zu drücken, aber das war er nicht.
    »Waren sehr besorgt um dich, Johnny. Sehr besorgt. Schau, was du da hast, ist Yakuza—
    Eigentum. Ein dummer Bursche hat's ihnen weggenommen. Ein toter Bursche.«
    Lewis kicherte.
    Nun machte es alles Sinn, gräßlich viel Sinn, und mir war, als wäre mein Schädel in nasse Sandsäcke gepackt. Das Killen war nicht Ralfis Stil. Nicht mal Lewis war Ralfis Stil. Aber er war zwischen die Söhne des Neonchrysanthemum und etwas, das ihnen gehörte, geraten - oder wohl eher etwas von ihnen, das jemand anders gehörte. Ralfi könnte natürlich das Codewort benutzen und mich auf »idiot« stellen, so daß ich ihr heißes Programm ausspucken würde, ohne mich später auch nur an eine einzige Silbe zu erinnern. Für einen Hehler wie Ralfi wäre das normalerweise genug. Aber nicht für die Yakuza. Die Yakuza wüßten zum einen von Squids und würden nicht riskieren wollen, daß mir so ein Squid die schwachen, dauerhaften Spuren ihres Programms aus dem Kopf herausholt. Ich wußte nicht recht viel über Squids, aber ich hatte da Geschichten gehört, die ich meinen Klienten prinzipiell vorenthielt. Nein, den Yakuza würde das nicht gefallen; es wirkte verdächtig. Und sie waren nicht hingekommen, wo sie waren, indem sie Verdachtsmomente zurückließen. Oder am Leben ließen.
    Lewis grinste. Ich glaube, er fixierte einen Punkt unmittelbar hinter meiner Stirn und stellte sich vor, wie er auf die grobe Art dorthin käme.
    »Heh«, sagte eine tiefe Frauenstimme irgendwo hinter meiner rechten Schulter, »was macht ihr Cowboys nur für öde Gesichter?«
    »Verpiß dich, Luder!« sagte Lewis, und seine sonnengebräunten Züge blieben gelassen. Ralfi guckte.
    »Kopf hoch. Wollt ihr nicht 'ne gute freie Basis kaufen?« Sie zog einen Stuhl vor und setzte sich schnell, bevor einer der beiden sie daran hindern konnte. Sie war gerade noch innerhalb meines starren Blickfelds: ein dünnes Mädchen mit verspiegelter Brille und einer dunklen, ziemlich fransig geschnittenen Mähne. Sie trug die schwarze Lederjacke offen über einem T-Shirt mit rot-schwarzen Diagonalstreifen. »Achttausend pro Gramm.«
    Lewis prustete ärgerlich und versuchte, sie vom Stuhl zu stupsen. Irgendwie langte er nicht ganz hinüber, und sie hob die Hand und strich über seinen herankommenden Unterarm. Helles Blut spritzte auf den Tisch. Er hielt sich das Handgelenk, daß die Knöchel weiß wurden. Blut lief über die Finger.
    Aber war ihre Hand nicht leer gewesen?
    Die Sehne wäre zu nähen. Behutsam stand er auf, ohne groß den Stuhl zurückzuschieben. Der Stuhl kippte nach hinten, und Lewis verschwand ohne ein Wort aus meinem Blickfeld.
    »Sollte sich das von einem Doktor ansehen lassen«, sagte sie. »Ist'n böser Schnitt.«
    »Du hast keine Ahnung«, meinte Ralfi, der plötzlich sehr müde klang, »wie tief du dich damit in die Scheiße gesetzt hast.«
    »Echt? Ist mir ein Rätsel. Ich steh auf Rätsel. Beispielsweise warum euer Freund so still ist.
    Beziehungsweise starr. Oder wofür das Ding hier gut ist«, womit sie die kleine Schaltung
    hochhielt, die sie Lewis irgendwie abgenommen hatte. Ralfi sah elend aus.
    »Du, ah, willst etwa 'ne Viertelmillion, damit du mir das gibst und weiterspazierst?« Eine fette Hand kam hoch und strich nervös durchs blasse, hagere Gesicht.
    »Was ich will«, sagte sie und schnippte mit den Fingern, daß die wackelnde Schaltung aufblitzte,
    »ist Arbeit. Ein Job. Dein Knabe hat sich das Handgelenk verletzt. Aber 'ne Viertelmillion ist völlig okay als Vorschuß.«
    Ralfi atmete prustend aus und fing zu lachen an, wobei er seine Zähne zeigte, die dem Christian White-Standard nicht mehr gerecht wurden. Darauf schaltete sie den Neuralunterbrecher ab.
    »Zwei Millionen«,

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