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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ihm ein Wrack gemacht.
    In der Mitte des Raumes kniete Jessie LeBaron und starrte Gly herausfordernd an. Das Haar hatte man ihr kurz geschnitten. Um die Schultern hielt sie ein Bettuch gewickelt. Häßliche rote Striemen und dunkle Schrammen bedeckten ihre nackten Arme und Beine. Sie sah aus, als würde sie nichts mehr erschüttern können, als sei sie immun gegen jeden Schmerz geworden. Trotz ihrer erbärmlichen Lage wirkte sie unglaublich schön, mit einer bemerkenswerten Haltung und Unangreifbarkeit.
    Foss und der andere Mann wandten sich beim Öffnen der Aufzugstüren langsam um, hielten ihn aber auf den ersten Blick für leer und nahmen ihre Beschäftigung wieder auf.
    Erst als die Türen sich wieder zu schließen begannen,sprang Pitt in den Raum. Mit unmenschlicher Ruhe hielt er die AKA 74 auf Brusthöhe und gab Feuer.
    Die erste sorgfältig gezielte Garbe traf den Mann, der gerade Giordino zu Boden getreten hatte. Die zweite traf die Brust des Offiziers, der neben Gunn saß. Die dritte und vierte Salve erwischte die drei Männer rechts hinter ihnen. Dann schwang er die Mündung in einem Bogen auf Foss Gly zu, aber der schwergewichtige Söldner reagierte schneller als alle anderen.
    Gly zerrte Jessie auf die Füße und zog sie als Schild vor sich. Pitt nahm den Finger gerade lange genug vom Drücker, um dem letzten überlebenden Russen eine Chance zu geben, seine automatische Pistole zu ziehen und einen ungezielten Schuß abzugeben.
    Die Kugel traf Pitts Maschinenpistole, zerschmetterte das Magazin und schwirrte dann zur Decke. Pitt hob die nutzlose Waffe auf und sprang im gleichen Moment zur Seite, als er den zweiten Schuß aufblitzen sah. Alles geschah wie in Zeitlupe. Selbst der erschrockene Ausdruck auf dem Gesicht des Russen, als er den Abzug zum dritten Mal drücken wollte, aber der Schuß nie mehr kam. Der Kolben der AKA 74 schwang durch die Luft und traf seinen Schädel tödlich.
    Zunächst glaubte Pitt, die zweite Kugel hätte ihn verfehlt, aber dann spürte er Blut in seinen Nacken laufen. Es tropfte von dem, was von seinem linken Ohrläppchen übrig war. Einen Augenblick stand er wie angewurzelt, während Gly Jessie brutal zur Seite stieß.
    Ein satanisches Grinsen legte sich über Glys boshaftes Gesicht. »Da bist du ja wieder.«
    »Gut beobachtet – für einen Kretin wie dich.«
    »Ich habe dir versprochen, daß du langsam sterben wirst, falls ich dich noch einmal treffe«, sagte Gly drohend. »Hast du das vergessen?«
    »Nein, das hab’ ich nicht vergessen«, bestätigte Pitt. »Ich habe sogar daran gedacht, einen kräftigen Knüppel mitzubringen.«
    Pitt hatte keinen Zweifel daran, daß Gly ihm mit seinen gewaltigen Händen das Leben aus dem Leib pressen würde. Und er wußte, daß sein einziger Vorteil – außer dem Baseballschläger – seine eigene Furchtlosigkeit war. Gly war es gewohnt, daß seine Opfer hilflos, nackt und von seiner Brutalität eingeschüchtert waren. Pitts Lippen erwiderten das satanische Grinsen, als er sich Gly langsam näherte.
    Mit einem schnellen Baseballschlag erwischte Pitt Gly genau am Knie. Der Hieb zerschmetterte Glys Kniescheibe, und er stöhnte dumpf, blieb aber auf den Beinen. In einem Augenblick hatte er sich erholt und warf sich auf Pitt. Ein Schlag gegen die Rippen preßte Gly die Luft aus den Lungen. Für einen Augenblick stand er bewegungslos da und beobachtete Pitt.
    Pitt sprang zurück und senkte den Schläger. »Erinnerst du dich noch an diesen britischen Agenten am St.-Lorenz-Strom?« fragte er ruhig.
    Das von Haß verzerrte Gesicht zeigte plötzlich Verwunderung. »Den britischen Agenten?
    Woher kennst du den?«
    »Vor sechs Monaten habe ich ihm das Leben gerettet, als ich dir einen Knüppel über den Kopf schlug. Erinnerst du dich noch?«
    »Das warst du?«
    Pitt weidete sich an dem wütenden Aufflackern von Glys Augen.
    »Eine letzte Enthüllung, die ich dir noch gönnen wollte«, erklärte Pitt boshaft grinsend.
    »Das Geständnis eines Toten.« In Glys Stimme lag keine Herausforderung, nichts Beleidigendes, es war einfach eine Feststellung.
    Ohne weitere Worte begannen die beiden Männer einander zu umkreisen wie Wölfe. Pitt hielt den Schläger erhoben, Gly zog sein verletztes Bein hinter sich her. Eine unheimliche Stille senkte sich über den Raum. Rudi Gunn schleppte sich durch ein Gewirr von umgefallenen Stühlen zu der automatischen Pistole, aber Gly sah die Bewegung aus dem Augen-winkel und stieß die Waffe mit dem Fuß außer Reichweite.

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