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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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nassen Sand, ihr Herz raste.
    Einer der Büsche hatte sich bewegt. Zehn, vielleicht zwölf Meter vor ihr löste sich eine dunkle Gestalt von den Bäumen und kam langsam über den Strand zur Brandungslinie.
    Es war nicht Pitt.
    Das schwache Licht des Mondes zeigte deutlich genug eine Gestalt in einer Uniform mit einem Gewehr. Sie lag wie gelähmt und war sich nur zu gut ihrer völligen Hilflosigkeit bewußt. Sie drückte ihren Körper verzweifelt in den Sand und versuchte Zentimeter für Zentimeter zurück ins Wasser zu robben.
    Dann wanderte plötzlich der Kegel einer Taschenlampe über den Strand an der Wasserlinie entlang. Der kubanische Küstenwächter ließ den Lichtkegel schnell hin- und herwandern, während er genau den Grund untersuchte. Mit Entsetzen entdeckte Jessie, daß er Pitts Fußspuren bemerkt hatte. Sie ärgerte sich plötzlich wahnsinnig über Pitt, weil er sie hier allein gelassen hatte mit einer Spur, die direkt zu ihr führte.
    Wenn der Kubaner noch zehn Schritte näher kam, mußte er sie entdecken.
    Der Kubaner kam auf zehn Schritte heran. Hätte er sich nur eine Idee weiter in ihre Richtung gedreht, hätte er die Silhouette ihres Kopfes gesehen. Der Suchstrahl bewegte sich nicht weiter und fixierte sich auf die Spuren, die Pitt im Sand des Strandes hinterlassen hatte.
    Der Posten wandte sich nach rechts und beugte sich mit seiner Taschenlampe zum Dickicht am Rand des Sandes hinunter. Dann drehte er sich völlig unvorhersehbar abrupt nach links und hatte Jessie voll im Lichtkegel seiner Lampe. Sie war völlig geblendet.
    Einen Moment lang stand der Kubaner wie angewurzelt da, dann aber hatte er mit seiner freien Hand das automatische Gewehr hochgerissen und im Anschlag. Er zielte direkt auf sie.
    Sie war gelähmt vor Schrecken und schloß die Augen in der sicheren Erwartung des Schusses, der nun gleich fallen würde.
    Statt dessen hörte sie ein dumpfes Geräusch und ein unterdrücktes Aufstöhnen. Kein Schuß fiel. Es herrschte eine seltsame Stille. Dann wurde ihr bewußt, daß das Licht nicht mehr brannte. Sie erblickte ein Paar Beine, die knöcheltief im Wasser standen, direkt neben ihr.
    Und durch sie hindurch konnte sie auf den jetzt im Sand liegenden kubanischen Wachtposten sehen.
    Pitt beugte sich herunter und zog sie vorsichtig hoch. Er strich ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht und sagte: »Ich kann dir wohl keine Sekunde den Rücken kehren, ohne daß du gleich in Schwierigkeiten gerätst, wie?«
    »Ich dachte schon, mein letzter Augenblick sei gekommen«, sagte sie, während ihr Herzschlag sich allmählich wieder etwas beruhigte.
    »Das mußt du inzwischen schon ungefähr drei Dutzend Male gedacht haben, seit wir von Key West loszogen.«
    »Es braucht seine Zeit, bis man sich an Todesangst gewöhnt.«
    Pitt hob die Taschenlampe des Wachtpostens auf, schirmte den Strahl mit seiner Hand ab und begann dem Kubaner die Uniform auszuziehen. »Zum Glück ist er ein kleiner Winzling, ziemlich genau deine Größe. In seinen Stiefeln wirst du vermutlich schwimmen, aber besser zu groß als zu klein, sage ich immer.«Ist er tot?«
    »Nein, nur eine kleine Schramme am Schädel von dem Stein. In ein paar Stunden wird er wieder zu sich kommen.«
    Sie rümpfte die Nase, als er ihr die Uniformteile zuwarf. »Der scheint sein Leben lang nicht gebadet zu haben.«
    »Spül die Sachen im Meer aus und zieh sie naß an«, riet Pitt. »Und beeil dich. Jetzt ist keine Zeit, auf Eleganz zu achten. Seine Ablösung wird sich bald wundern, warum er nicht kommt.
    Der Sergeant vom Ablösekommando müßte jeden Augenblick hier sein.«
    Nach fünf Minuten stand Jessie in der tropfnassen Uniform der kubanischen Wachtpatrouille da. Die Stiefel waren tatsächlich zwei Nummern zu groß. Sie band sich das Haar hoch und steckte es straff unter die Uniformmütze. Sie wandte sich Pitt zu, der mit dem Gewehr des Kubaners und einem Palmwedel unter den Bäumen und Büschen hinter dem Sand hervorkam.
    »Was hast du mit ihm gemacht?« fragte sie.
    »Ich habe ihn ein Stück landeinwärts unter einem Gebüsch versteckt«, sagte Pitt äußerlich mit beherrschter Ruhe, aber wenn sie genau hingehört hätte, hätte sie bemerkt, daß das keineswegs so war. Er wies auf den etwa eine Viertelmeile am Strand entfernten Lichtstrahl.
    »Sie kommen. Keine Zeit mehr. Los!«
    Er stieß sie fast unter die Bäume und folgte ihr dann. Er ging rückwärts und verwischte ihre Spuren im Sand mit dem Palmwedel. Nach etwa siebzig Metern ließ er ihn

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