Cyclop
Pitt. »Klar«, nickte Manny.
Doch noch ehe sie wenden konnten, hatte Jack die Situation erkannt und rief ihnen über sein Megaphon zu: »Kümmert euch nicht um sie. Ich mache das, wenn ich aussteige. Seht zu, daß ihr selbst wegkommt und die Küste erreicht.«
Pitt übernahm den Platz von einem Seemann, der sich die Finger in den Davitseilen gequetscht hatte. Er steuerte das Boot auf die großen Gebäude an den Malecon-Docks zu und drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
Manny blickte zurück auf den Schlepper und das treibende Bootswrack mit Moes Leuten. Er wurde bleich, als der Zerstörer noch einmal feuerte und vor der Pisto zwei hohe Wasserfontänen aufstiegen, die auf ihr Deck herunterklatschten. Sie schüttelte die Sintflut jedoch trotzig von sich ab und pflügte unverdrossen weiter durch die hohe Dünung.
Moe wandte sich mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit ab, die er sich jedoch nicht zu zeigen bemühte. Es war ihm klar, daß er seine Freunde nie mehr sehen würde.
Pitt schätzte die Entfernung zwischen den Schiffen und der Küste ab. Sie waren noch immer nahe genug, daß ihre Explosion den größten Teil Havannas zerstören konnte, stellte er grimmig fest. Noch viel zu nahe.
»Hat Präsident Antonow Ihren Plan zu meiner Beseitigung gebilligt?« fragte Fidel Castro.
Velikow stand mit verschränkten Armen vor ihm. Man hatte ihm keinen Stuhl angeboten. Er blickte mit kalter Verachtung auf Castro. »Ich bin ein hochrangiger Offizier der Sowjetunion und verlange, entsprechend behandelt zu werden.«Die dunklen, zornigen Augen Raul Castros blitzten auf. »Wir sind in Kuba. Sie haben hier gar nichts zu verlangen. Sie sind nichts weiter als ein KGB-Idiot.«
»Ist gut, Raul, ist gut«, beschwichtigte ihn Fidel Castro. Er musterte Velikow. »Spielen Sie uns hier nichts vor, General. Ich kenne alle Ihre Dokumente.
Rum and Cola
ist kein Geheimnis mehr.«
Velikow versuchte es mit einer theatralischen Handbewegung. »Ach, das! Ist mir doch längst bekannt! Nichts als einer dieser hinterhältigen Versuche der CIA, die Freundschaft zwischen Kuba und der Sowjetunion zu unterminieren.«
»Wenn das so ist, warum haben Sie mir dann keine Warnung zukommen lassen?«
»Dafür war keine Zeit.«
»Aber es war Zeit genug, alle russischen Staatsbürger zu evakuieren, ja?« fuhr Raul wieder dazwischen. »Warum haben Sie versucht, zu dieser frühen Morgenstunde zu entkommen?«
Mit einem Blick unsäglicher Arroganz versuchte Velikow ihn abzuschmettern. »Ich lehne es ab, auf solche Fragen zu antworten. Ich darf Sie daran erinnern, daß ich diplomatische Immunität genieße. Sie haben kein Recht, mich hier zu verhören.«
»Wie sollen die Explosionen bewerkstelligt werden?« fragte Fidel Castro ruhig.
Velikow schwieg. Seine Mundwinkel kräuselten sich andeutungsweise, als aus der Entfernung schwerer Kanonendonner zu vernehmen war. Fidel und Raul Castro blickten einander an, keiner sagte jedoch ein Wort.
Jessie überlief ein Schauer der Erregung, als die Spannung in der kleinen ehemaligen Bar spürbar zu wachsen begann. Einen Augenblick wünschte sie sich, ein Mann zu sein, um die Wahrheit aus dem General herausprügeln zu können. Sie fühlte Übelkeit in sich aufsteigen und war versucht, laut hinauszuschreien angesichts der kostbaren Zeit, die hier unnütz verrann.
»Sagen Sie ihnen bitte, was sie wissen wollen«, bat sie Velikow. »Sie können doch nicht hier stehen bleiben und zulassen, daß Tausende von Kindern sterben!«
Velikow reagierte überhaupt nicht. Er blieb stumm und unbewegt stehen.
»Ich nehme ihn liebend gern mit«, schaltete sich Hagen ein.
»Es ist nicht nötig, daß Sie sich die Hände schmutzig machen, Mr. Hagen«, sagte Fidel Castro. »Ich habe genug Fachleute für peinliche Befragungen, die nur darauf warten, anfangen zu können.«
»Das wagen Sie nicht!« schrie Velikow. »Es ist meine Pflicht, Sie zu warnen, daß Sie gefoltert werden, wenn Sie die Explosionen nicht verhindern. Und zwar nicht nur mit einfachen Injektionen, wie sie bei Ihnen zu Hause in Rußland in Ihren sogenannten psychiatrischen Kliniken den politischen Gefangenen verabreicht werden. Sondern mit echten, unbeschreiblichen Folterungen, die, wenn nötig, Tag und Nacht fortgesetzt werden.
Unsere besten medizinischen Spezialisten werden darauf achten, daß Sie dabei trotz alledem am Leben bleiben. Kein Alptraum, den Sie sich vorstellen können, General, kann schlimmer sein als das, was sie dabei erwartet. Sie werden
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