Cyclop
etwas davon wissen konnten und überhaupt fähig zu einem solchen Streich waren. Wie war das in Cayo Santa Maria gewesen? Nur die Amerikaner und der CIA konnten es zerstört haben und nun auch seinen Plan ruinieren, mit dem Castro-Regime Schluß zu machen. Nur ein einziger Mann konnte für das Informationsleck verantwortlich sein.
Dirk Pitt.
Velikows Gesicht war voller Konzentration angespannt. Es war ihm nun völlig klar, was er in der noch verbliebenen Zeit zu tun hatte.
»Sind die Schiffe noch innerhalb des Hafenbeckens?« fragte er.
»Falls sie versucht haben, auf offene See zu gelangen«, antwortete Borschew, »müßten sie im Augenblick mitten im Entrada-Kanal sein.«
»Alarmieren Sie sofort Admiral Tschedolkin. Er soll die Schiffe stoppen und sie in den Innenhafen zurückbringen.«
»Sollten denn nicht alle sowjetischen Schiffe auf See bleiben?«
»Der Admiral und sein Flaggschiff laufen erst um acht Uhr aus. Benutzen Sie auf keinen Fall das Telefon. Überbringen Sie meine Anordnung persönlich, und machen Sie ihm klar, daß dies von äußerster Dringlichkeit ist.«
Ehe Borschew noch antworten konnte, hatte Velikow bereits den Hörer auf die Gabel geworfen und eilte zum Haupteingang der Botschaft, ohne das Personal zu beachten, das fieberhaft mit der Evakuierung beschäftigt war. Er lief zur ständig fahrbereiten Botschaftslimousine und schob den Fahrer, der auf den Botschafter wartete, um ihn in Sicherheit zu bringen, grob zur Seite.
Er ließ den Motor an und fuhr mit quietschenden Reifen los. Der Wagen fegte herum und raste zum Tor hinaus.
Aber schon zwei Blocks weiter wurde er gestoppt. Zwei bewaffnete Militärwagen und eine Kompanie kubanischer Soldaten hatten eine Sperre über den ganzen Boulevard errichtet. Ein Offizier kam herbei und leuchtete mit einer Taschenlampe zum Fenster hinein. »Ihre Papiere bitte.«
»Ich bin General Velikow von der Sowjetischen Militärmission. Ich muß schnellstmöglich zum Hauptquartier von Generaloberst Kolschak. Lassen sie mich durch, Mann!«
Der Offizer musterte Velikow einen Augenblick, um sich zu überzeugen. Dann schaltete er seine Taschenlampe aus und bedeutete zweien seiner Leute, hinten in Velikows Wagen einzusteigen. Er selbst setzte sich nach vorn auf den Beifahrersitz.
»Wir haben auf Sie gewartet, General«, sagte er kalt, aber mit förmlicher Höflichkeit. »Folgen Sie bitte meinen Anordnungen, und biegen Sie an der nächsten Straße links ab.«
Pitt stand mit leicht gegrätschten Beinen am Steuerrad, das er mit beiden Händen fest im Griff hielt. Er sah mit steinernem Gesicht nach vorne, während der Leuchtturm an der Hafeneinfahrt nervtötend langsam vorbeiglitt. Er war mit jeder Muskelfaser und mit jeder Gehirnzelle nur darauf konzentriert, das Schiff so weit hinaus auf See und damit so entfernt von der dichtbevölkerten Stadt zu bringen wie nur möglich, ehe das Ammoniumnitrat unter ihm gezündet würde.
Die Farbe des Wassers änderte sich von dem trüben schmutzigen Graugrün in helles Smaragdgrün. Das Schiff begann leicht zu dünen, als es sich durch die von See her rollenden Wellen pflügte. Durch die Löcher im Bug von dem Beschuß durch Pinons Patrouillenboot lief Wasser in die
Amy Bigalow,
aber noch lag sie gut im Ruder und lief glatt in der Kiellinie des Schleppers.Er fühlte, daß er müde und erschöpft zum Umfallen war und daß ihn nur noch die reine Willenskraft aufrechthielt. Das Blut auf seinen Schnitten und Schrammen verkrustete bereits auf seinem Gesicht zu dunkelroten Striemen. Er beachtete den Schweiß und die an seinem Leib klebenden Kleider nicht.
Er schloß kurz die Augen und hing dem Gedanken nach, in seinem Hangar-Apartment mit einem Martini unter der dampfenden Dusche zu stehen. Er war hundemüde.
Eine plötzliche aufklarende Brise blies durch die zerschlagenen Fenster der Kommandobrücke herein. Er öffnete die Augen wieder. Er beobachtete die Küste nach Backbord und Steuerbord. In den versteckten Geschützstellungen links und rechts des Hafens rührte sich nichts. Auch von Flugzeugen oder weiteren Patrouillenbooten war keine Spur zu entdecken. Trotz des Gefechts mit der Marinefregatte war kein Alarm gegeben worden. Die Verwirrung und der Mangel an Information innerhalb der kubanischen Militär-Sicherheitskräfte wirkte sich zu ihren Gunsten aus.
Die noch immer schlafende Stadt schien vor dem Bug des Schleppschiffes angebunden zu sein. Die Sonne war mittlerweile über den Horizont gestiegen und setzte den
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